Ob eine Machbarkeitsstudie für ein mögliches Biosphärenreservats Spessart in Auftrag gegeben werden soll, berät am kommenden Donnerstag der Entwicklungsausschuss des Landkreises Main-Spessart. Der Bayerische Bauernverband hat sich im Vorfeld zu einer solchen Untersuchung positioniert und seine zentralen Anliegen bei einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt. Der unterfränkische Bezirkspräsident Stefan Köhler zeigte sich nach anfänglicher Skepsis am Dienstag vorsichtig optimistisch gegenüber einem Biosphärenreservat: "Ich sehe es als Chance, aber wir schauen genau hin, was geplant ist und welche Auflagen damit verbunden sind."
Das wichtigste Ziel des Bauernverbands sei, dass "unsere Betriebe" und die Grundstücksbesitzer keine Einschränkungen durch das Biosphärenreservat erleiden, erklärte der Kreisobmann für Main-Spessart, Reinhard Wolz. Die sogenannte Kernzone des Reservats soll nach Wunsch des Bauernverbands auf Flächen liegen, die im Besitz der öffentlichen Hand sind, "um nachteilige finanzielle Auswirkungen auf Privateigentümer" zu verhindern. In so einer Zone soll sich die Natur möglichst ohne Einfluss des Menschen entwickeln können, dort gelten daher auch die strengsten Regeln. Eine wirtschaftliche Nutzung ist dort nicht möglich.
Der Bauernverband fordert stattdessen, dass die an dem Vorhaben beteiligten Gebietskörperschaften, also die Landkreise Main-Spessart und Miltenberg sowie Stadt und Landkreis Aschaffenburg, selbst Flächen für die Kernzone zur Verfügung stellen.
Bessere Vermarktungsmöglichkeiten für regionale Produkte?
Außerdem sollen sowohl die Kernzone als auch die Pflegezone (dort ist Land- und Forstwirtschaft grundsätzlich möglich) eines möglichen Reservats im Wald liegen, so Köhler. Gleichzeitig müssten die Holzrechte im Spessart auch weiterhin nutzbar bleiben. "Das schließt den Staatsforst aus." Wenn die Kernzone in den Staatswald gelegt werde, dann "ruht dort die Säge", sagte Köhler. Der Bauernverband schlägt daher vor, die Kernzonen in Körperschaftswäldern, wo es keine Holzrechte gibt, anzusiedeln
Am Herzen liegt dem Bauernverband auch, dass bei der Schaffung eines solchen Reservats nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Gesichtspunkte betrachtet werden. Als größte Chance des Projekts sieht Köhler demnach eine bessere Vermarktung von regionalen Lebensmitteln.
Damit diese Produkte von den Verbrauchern besser angenommen werden, brauche es Strukturen, zum Beispiel ein Logistikzentrum. "Wir haben viele Direktvermarkter, aber gerade Großküchenchefs wollen nicht von Hof zu Hof fahren. Die wollen an einer zentralen Stelle bestellen." Hilfe bei der Finanzierung erhofft sich Köhler von einer künftigen Biosphärenverwaltung. "Die schauen, wo es Fördermittel gibt, die können Personal einstellen dafür. Das sollten wir nutzen."
Verband fordert Beteiligung an Beratungsgremien
Unisono betonten die Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft, dass sie bei der Planung des Biosphärenreservat nicht vergessen werden wollen. Laut Reinhard Wolz ist das aktuell offenbar aber kein Problem: "Wir fühlen uns momentan nicht ausgeschlossen." Warum dann die Sorge? Kollegen aus der Rhön, wo es bereits ein Biosphärenreservat gibt, hätten gemahnt, sich an dem Prozess von Anfang an zu beteiligen. Wolz zufolge hätten dort so "viel Ärger und Missverständnisse" vermieden werden können.
Der Bauernverband wird sich im Spessart also rege bei den Planungen für ein Reservat einbringen. Er fordert dementsprechend auch, dass in allen entsprechenden Beratungsgremien pro Landkreis zwei Vertreter des Verbandes sitzen sollen.