Bei der Jahresversammlung der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts in Rothenbuch am Montag begrüßte der Vorsitzende Bernd Kempf gut 30 Mitglieder. Kempf sieht für den Spessart im Zeitalter des Klimawandels "großes Potenzial als Modellregion im Rahmen eines Biosphärenreservats".
Er forderte, mehr Holzzuwachs im Wirtschaftswald zu belassen, damit dort mehr Kohlenstoff gespeichert werden könne. Dem stimmte Bernhard Rückert, ehemaliger Leiter des Forstbetriebs der Stadt Lohr, zu. Gerade der Klimawandel mit Hitzeperioden erfordere dichte Bestände unter einem geschlossenen Kronendach. Starke Auflichtung verschlechtere die Kohlenstoffspeicher-Bilanz des Waldbodens.
Alleinstellungsmerkmale des Spessarts
Vorstandsmitglied Professor Burkhard Büdel zählte eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen des Spessarts und seiner Naturlandschaften auf. Mit dem Archäologischen Spessartprojekt und dem Verein Burgenlandschaft habe man zudem bereits eine ideale Grundlage im kulturellen Bereich. Auch der langjährige Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal, Sebastian Schönauer, sah ein Biosphärenreservat der UNESCO als internationale Anerkennung für den Spessart. Für ein Biosphärenreservat "Plus" mit "großen geschlossenen Naturwaldflächen statt vieler kleiner über den Spessart verteilter Schutzzonen" sprach sich die stellvertretende Vorsitzende Heidi Wright aus. Man dürfe sich "nicht nur auf die drei Prozent Kernfläche konzentrieren". Sie erwartet den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie im kommenden Sommer.
Mit großer Sorge schauen die Freunde des Spessarts seit Jahren auf die Waldbewirtschaftung im Löwensteiner Park, so der Vorsitzende. Der Buchenhochwald an den Hängen des Hafenlohrtals werde "maßlos ausgebeutet und in einen gebietsfremden Nadelwald aus in Monokultur eingebrachten Douglasienbäumchen umgewandelt", hieß es. Kahlflächen durchlöcherten das Waldbild, so dass stellenweise eine steppenartige Strauchlandschaft entstehe. Die im Waldgesetz vorgeschriebene nachhaltige Nutzung sei nicht zu erkennen.
Trotzdem reagierten die Aufsichtsbehörden bisher nicht. Die Bürgerbewegung habe daher Anfang Oktober die Leiterin der fürstlichen Betriebe, Stephanie zu Löwenstein, in einem Offenen Brief um eine Stellungnahme gebeten. Leider habe es bis heute keine Reaktion gegeben, bedauerte Kempf. Um der Bevölkerung das Ausmaß zu verdeutlichen, habe man nun auf der Internetseite Luftbilder von Michael Kunkel sowie Ausschnitte aus Google Earth veröffentlicht, aus denen die drastischen Veränderungen im Löwensteiner Forst erkennbar würden.
Zwei Bücher werden vorgestellt
Michael Kunkel präsentierte den gemeinsam mit seinem Bruder Joachim erstellten Bildband "Der Spessart – Eine Fotoreise zu den Naturschönheiten". Auf 240 Seiten werden Landschaften, Tiere und Pflanzen des gesamten Spessarts in beeindruckenden Fotos gezeigt. Diese wurden von ihm teilweise aus Baumwipfeln oder unter Ultra-Leichtflugzeugen hängend geschossen. Zudem werden Sehenswürdigkeiten und kulturhistorische Besonderheiten in Texten von Joachim Kunkel vorgestellt. Auch Klaus Kittel hat mit "Weichtiere des Spessarts" ein echtes Schwergewicht produziert. Auf 600 Seiten finden sich 1400 Fotos und Texte zu den 202 im Spessart vorkommenden Schnecken- und Muschelarten. In den Bildband flossen Bilder und Informationen aus vierzehn Jahren Arbeit ein.
Kempf berichtete, dass die Homepage des Vereins komplett überarbeitet wurde. Vorstandsmitglied Joachim Eich berichtete von positiven Gesprächen mit der Bayerischen Staatsforstverwaltung, die auf Kritik an der Waldbewirtschaftung reagiert habe. Kassiererin Pia Kunkel erläuterte den soliden Kontostand und einen Mitgliederstand über 100, wobei viele Vereins- und Familienmitgliedschaften bestehen.