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Lohr
Bilanz zur 76. Spessartfestwoche: Nass, aber nicht ins Wasser gefallen
Beschwerden über den Bierpreis von 10,40 Euro pro Maß hat es nach Aussagen der Würzburger Hofbräu nicht gegeben. 
Foto: Patty Varasano | Beschwerden über den Bierpreis von 10,40 Euro pro Maß hat es nach Aussagen der Würzburger Hofbräu nicht gegeben. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Die 76. Lohrer Spessartfestwoche, die am Sonntag zu Ende ging, war die bislang nasseste. Aber sie ist nicht "ins Wasser gefallen". Die Organisatoren zogen am Montag in einem Pressegespräch im Rathaus eine zufriedene Bilanz. Die Polizei hatte deutlich mehr zu tun, das Rote Kreuz blickte dagegen auf eher ruhige zehn Tage zurück.

Das Bilanzgespräch fand erstmals nicht am Sonntagvormittag im Festzelt statt. Der städtische Festwochenorganisator Dieter Daus begründete das damit, dass man am Montag abschließende Zahlen habe und somit ein "perfektes Resümee" ziehe könne. Früher habe man nie gewusst, wie sich der Sonntag noch entwickeln werde.

Noch ein Bruch in der Tradition: Erster Bürgermeister Mario Paul und zweiter Bürgermeister Dirk Rieb sind bereits im Urlaub. Für die Stadt sprach dritte Bürgermeisterin Ruth Steger von einem "sehr positiven Eindruck", den sie von der 76. Festwoche gehabt habe – auch wenn das Wetter vor allem dem Außenbereich einen Strich durch die Rechnung gemacht habe.

Festbier wird gelobt

Sonst habe sie nur Positives zu hören bekommen, so Steger. Das Festbier sei allgemein sehr gelobt worden, nicht nur wegen des Geschmacks, auch wegen der Temperatur. Ihr sei erzählt worden, auch nach einer Stunde sei das Bier noch angenehm temperiert gewesen.

"Obwohl täglich ergiebig Regen fiel, ist die Festwoche keinesfalls ins Wasser gefallen", betonte Dieter Daus. Der geschäftsleitende Beamte im Rathaus hat sich bei Walter Malkmus schlau gemacht, der die Messstelle für Partenstein und das Lohrtal betreibt: In den zehn Tagen der Festwoche fielen insgesamt 116 Liter Regen pro Quadratmeter, eine Rekordmenge. Die Jahresmenge liegt üblicherweise bei rund 600 Litern.

Mit dem traditionellen Feuerwerk zwischen den beiden Mainbrücken endete am Sonntag die 76. Lohrer Spessartfestwoche. 
Foto: Thomas Rummel | Mit dem traditionellen Feuerwerk zwischen den beiden Mainbrücken endete am Sonntag die 76. Lohrer Spessartfestwoche. 

Mit dem Besucheraufkommen ist Daus "dennoch mehr als zufrieden". Die 76. Festwoche sei eine stimmungsvolle gewesen, auch wenn es einige unschöne Ereignisse gegeben habe, mit denen die Polizei befasst gewesen sei. Ein Glücksgriff sei das Fahrgeschäft "Big Spin" im Vergnügungspark gewesen, vor dem sich lange Schlangen gebildet hätten.

Essen nachgeordert

Die Firma Franken-Pyro von Julia und Jürgen Mattis aus Waldzell hat nach Daus' Worten am Sonntag nach drei Jahren Pause zum Abschluss "ein spektakuläres Feuerwerk gezaubert". Die "Galerien" auf den beiden Mainbrücken seien trotz des Regens recht gut besetzt gewesen.

Festwirt Franz Widmann aus Landshut sprach von einer "nassen, aber sehr guten Festwoche". Beim Essen habe man nicht ganz das Vor-Corona-Niveau erreicht. Dennoch war am Sonntagnachmittag die Küche teilweise leer gegessen, was Widmann bestätigte. Er habe in Aschaffenburg nachordern müssen, was den guten Besucherzahlen von Freitag bis Sonntagvormittag geschuldet gewesen sei.

Am Sonntagnachmittag war die Küche des Festzelts teilweise leer gegessen.
Foto: Patty Varasano | Am Sonntagnachmittag war die Küche des Festzelts teilweise leer gegessen.

Am ersten Freitag ging es nach Widmanns Angaben sehr gut los, das erste Wochenende sei "normal" gewesen. Der Aalbachtal-Express am Montag habe nicht den erhofften Erfolg gebracht. Für den Montag ist der Festwirt weiter auf der Suche. Die Wombacher Blasmusik am Mittwoch sei mittlerweile Kult geworden.

"i-Düpferl" erneut gebucht

Am Donnerstag habe die Showband Manyana eine überraschend große Resonanz gefunden. Höhepunkt sei wie in der Vergangenheit der Samstag mit dem Keiler-Frühschoppen und "Oh la la" am Abend gewesen. Bereits wieder gebucht hat er "i-Düpferl". Die junge Band sei am zweiten Sonntag gut angekommen. "So kann's weitergehen", meinte Widmann.

Insgesamt hat die 76. Festwoche nach den Worten des Festwirts "sicher einen sehr guten Besuch gehabt". Dass der einzelne Besucher weniger ausgebe als früher, sei eine andere Thematik. Der Biergarten habe natürlich unter dem Wetter gelitten.

"Wir haben sehr viel Regen gehabt, das war vor allem für die offenen Geschäfte nicht gut", bilanzierte Nadja Ferling. Die Offenbacher Schaustellerfamilie Ferling ist die Generalpächterin des Vergnügungsparks. Die Schausteller seien aber "im Grunde genommen alle noch zufrieden".

"100 Liter pro Quadratmeter würde ich mir für das Biergeschäft wünschen", witzelte Norbert Lange, seit Monatsanfang als Geschäftsführer der Würzburger Hofbräu GmbH in Rente. Der Bierausstoß habe zwischen dem sehr guten Ergebnis von 2019 und dem nicht so guten Vorjahr gelegen. Der Konsum habe sich etwas gesteigert. Negative Stimmen wegen des Bierpreises von 10,40 Euro pro Maß hat Lange nach eigenen Angaben nicht gehört. Den Leuten sei klar gewesen, dass die allgemeinen Preissteigerungen nicht an der Festwoche vorübergehen könnten.

Über 100 Fanclubs

Höhepunkt für Lange war der Keiler-Frühschoppen mit der Rekordbeteiligung von über 100 Fanclubs. Die Brauerei sei bereits am Überlegen, wie sie das Treffen noch besser organisieren könne. Die Zusammenarbeit mit dem Festwirt und dem Team sei sehr gut gewesen, größere Probleme technischer Art habe es nicht gegeben.

Nicht so positiv fiel die Bilanz von Lohrs Polizeichef Wolfgang Remelka aus. Bei den Vorfällen, um die sich die Polizei habe kümmern müssen, sei das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht worden. Am ersten Wochenende habe es zahlreiche Ereignisse gegeben, dann sei es ruhiger geworden, um ab Donnerstag wieder anzuziehen.

32 Delikte

Die von der Polizei zur Verfügung gestellte Statistik weist sieben Körperverletzungen, zwei gefährliche Körperverletzungen, zwei Beleidigungen, sechs Sachbeschädigungen (darunter an einem Polizeiauto) und weitere Delikte aus, insgesamt 32 an der Zahl (voriges Jahr: vier, 2019: 31). Nach keiner einzigen Trunkenheitsfahrt voriges Jahr waren es heuer zwei.

Großes Lob sprach Remelka dem Sicherheitsdienst aus. Dieser habe ein gutes Händchen gehabt, und sei empathisch auf die Leute zugegangen. Die nicht unumstrittene neue Festwochenverordnung verteidigte Remelka: Sie habe es ermöglicht, die Mitnahme von Alkohol in Flaschen zu unterbinden und den Aufenthalt von Minderjährigen nach 23 Uhr auf dem Festplatz zu kontrollieren.

Katja Dülk, die Leiterin der Rotkreuz-Bereitschaft Lohr, sprach von einer "sehr erfreulich ruhigen Festwoche". Ihre Statistik weist insgesamt 91 Behandlungen aus. Voriges Jahr waren es 147, 2019 bei der letzten Vor-Corona-Festwoche 155.

Zurückzuführen ist das laut Dülk auf das kühle Wetter, das die Zahl alkoholbedingter Kreislaufprobleme und Insektenstiche stark gesenkt habe. In diesem Jahr hätten nur zwei Insektenstiche behandelt werden müssen, 2017 und 2018 seien es rund 50 gewesen.

Keine besinnungslos Betrunkenen

Zwar seien viele Behandlungen alkoholbedingt gewesen, aber besinnungslos Betrunkene habe es diesmal nicht gegeben. Das sei auch auf die Alkoholkontrollen bei Jugendlichen zurückzuführen.

Für den Festwochenexpress konnte Dieter Daus noch keine Zahlen vorlegen. Die Kürzungen bei den Fahrten verteidigte er. Bei einem Netto-Defizit von 35.000 Euro habe man handeln müssen. Leistungen könne man da reduzieren, wo es am wenigsten schmerze, also an den ohnehin besucherschwachen Tagen.

Mainlände wieder fürs Parken

Den vom Regen aufgeweichten Ausweichparkplatz hinter dem Bootshafen hat die Stadt Lohr gesperrt. Laut Carmen Ferling wird der nördliche Teil der Mainlände ab Dienstag zum großen Teil wieder fürs Parken zur Verfügung stehen. Der Abbau der Fahrgeschäfte hat am Montag begonnen.

 
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