Der Schock sitzt noch immer tief der 46-jährigen Betreiberin des Autoscooters auf der Lohrer Spessartfestwoche, und man sieht ihr auch noch an, dass etwas geschehen ist: Am Samstagnachmittag hat ein aggressiver Fahrgast auf die Plexiglasscheibe des Kassenhäuschens eingeschlagen, woraufhin sowohl die Faust als auch die herausfliegende Scheibe sie getroffen haben. Ergebnis: eine geplatzte Lippe. Ihre 13-jährige Tochter, die mit ihr im Häuschen war, habe noch eine Schwellung und einen Bluterguss an der Hand durch den Vorfall.
Die Betreiberin betont, dass der 38-Jährige, anders als aufgrund des Polizeiberichts dargestellt, nicht auf sie losgegangen sei, weil sie wegen seines Wütens an einem Autoscooter einen Schlagstock eingesetzt hätten. Vielmehr sei es so gewesen, so sagt sie, dass die Waffe erst später und nur aus Notwehr zum Einsatz gekommen sei.
"Der war wirklich sehr, sehr aggressiv und alkoholisiert", blickt die Offenbacherin, deren Familie den Vergnügungspark auf der Festwoche als Generalpächter organisiert, zurück. "Ich hatte einfach wahnsinnige Angst." Der Mann sei schließlich bestimmt 1,90 Meter groß und 100 Kilo schwer gewesen. Nach ihrer Schilderung hat sich der Vorfall folgendermaßen zugetragen: Der Mann habe irgendwann zwischen 16 und 17 Uhr Autoscooter fahren wollen, es habe aber irgendetwas nicht funktioniert, sein Gefährt sei nicht gefahren, weshalb seine Frau zum Kassenhäuschen gekommen sei und dies mitgeteilt habe. Wegen eines Fahrchips knausere sie auch nicht herum, sagt die Betreiberin.
Autoscooter mehrfach hochgehoben und fallen gelassen
Aber plötzlich habe der Mann den betreffenden Autoscooter immer wieder hochgehoben und fallen gelassen, im Ganzen fünfmal, offenbar in der Hoffnung, der Chip komme dadurch wieder heraus. "Der hat sich aufgeführt wie Herkules." Normalerweise hebe das Personal so einen Autoscooter nur zu zweit herum. Sie habe über Lautsprecher durchgesagt, dass er bitte aufhören solle, aber der Mann habe "überhaupt nicht zugehört". Schließlich sei er zum Kassenhäuschen gekommen und habe sich schon wieder zum Gehen gewandt, als er sich plötzlich umgedreht und zugeschlagen habe.
Sie mache das schon 30 Jahre, sei auch als Kind schon dabei gewesen, aber so was sei weder ihr noch ihrer Familie je passiert. "Wie kann sich ein Mensch so betrinken, und das um die Uhrzeit?", fragt sie sich – und erst recht, wenn er Frau und ein kleines Kind dabei hat.
Mutter und Tochter haben noch Beschwerden und Ängste
Nach dem Vorfall sei Security gekommen und habe ihr beigestanden. "Mir ist das Blut runtergelaufen." Den ganzen Tag habe sie Kopfschmerzen gehabt. "Hoffentlich behalte ich meinen Schneidezahn", sagt sie. "Meine Tochter hatte Angst, weil ich am nächsten Tag wieder ins Kassenhäuschen bin", aber die Einnahmen brauchen sie halt.
Laut Angaben der Polizei wurde nach Ankündigung einer Durchsuchung der Schlagstock aus Hartgummi freiwillig ausgehändigt. Gegen alle Beteiligten werden nun Ermittlungen wegen Körperverletzung beziehungsweise Sachbeschädigung geführt. Am Scooter entstand ein Schaden von 8000 Euro.
Autoscooter zieht jetzt von der Spessartfestwoche auf die Laurenzi-Messe um
Sie sei jedes Jahr auf der Festwoche und komme immer gern nach Lohr, sagt die Betreiberin des Autoscooters. Viele Besucherinnen und Besucher hätten sie auf ihre Verletzung im Gesicht angesprochen. Am Montag waren sie mit Abbau beschäftigt, am Mittag war das Dach schon weg. Der Autoscooter wird eingepackt und gleich auf der Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld wieder aufgestellt. Die Festwoche sei für sie trotz des Regens "noch OK" gelaufen, sie hofft aber auf besseres Wetter bei Laurenzi.
