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Lohr
Beweisaufnahme im Lohr-Prozess dauert länger: Der wichtigste Zeuge kann sich nicht mehr erinnern
Die Beweisaufnahme um den Tod eines 14-Jährigen in Lohr befindet sich auf der Zielgeraden: Ein Urteil des Landgerichts Würzburg im August rückt in greifbare Nähe.
Prozess um den tödlichen Schuss auf einen 14-Jährigen in Lohr: Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) hat geplanten Mord angeklagt. Die Verteidiger (von links) Roj Khalaf und Hanjo Schrepfer gehen von einem Schuss im Gerangel, also Totschlag aus.
Foto: Thomas Obermeier | Prozess um den tödlichen Schuss auf einen 14-Jährigen in Lohr: Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) hat geplanten Mord angeklagt.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 25.07.2024 02:48 Uhr

Wenn man den Vernehmungen des wichtigsten Zeugen glauben darf, könnte ein 14-Jähriger aus Lohr noch leben. Der jetzt vernommene Zeuge sollte zu einem Treffen in die Grünanlage neben der Schule in Lohr kommen, bei der zwei seiner Mitschüler einen Waffendeal planten. Aber der Zeuge blieb weg – und soll das auch dem späteren Opfer geraten haben, das durch einen Schuss starb.

Keiner wusste später mehr Details über das Geschehen am Tatort als der 15 Jahre alte Zeuge. Der Angeklagte soll ihm nach dem tödlichen Schuss genau erzählt haben, dass er bei einer Streiterei um die Waffe abgedrückt habe. Da alarmierte der Zeuge die Polizei.

Zeuge kann sich am Landgericht Würzburg nicht mehr erinnern

Das Problem jetzt: Neun Monate später konnte sich der 15-Jährige am Freitag im Zeugenstand am Landgericht Würzburg hinter verschlossenen Türen an nichts mehr erinnern.

Als ihm die Verteidiger Roj Khalaf und Hanjo Schrepfer seine früheren Aussagen aus zwei Vernehmungen vorhielten, bestritt er nach unseren Informationen nicht, das damals so ausgesagt zu haben. Aber ihm fehle aktuell jede Erinnerung daran, sagte er vor Gericht.

Beweisaufnahme im Fall des getöteten 14-Jährigen aus Lohr geht weiter

Nun muss die Beweisaufnahme weitergehen, die eigentlich am Freitag beendet werden sollte. Das Gericht muss einen Polizisten und eine Kriminalbeamtin in den Zeugenstand holen, die damals die Vernehmung des 15-Jährigen führten. Auch dessen Mutter soll aussagen, die beim Verhör damals dabei war und gehört haben soll, was ihr Sohn sagte.

Was die Aussage dieses Zeugen wert ist, die ja die Tat auch nur vom Hörensagen wiedergeben kann, ist noch ungewiss. Aber mit ihr steht und fällt die Version der Verteidiger, die von Totschlag beim Gerangel ausgehen. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach hat dagegen kaltblütig geplanten Mord angeklagt.

Weiterer Zeuge soll am Montag zu möglichem Vorbild des 14-Jährigen aussagen

Erwartungsvoll hatten die Prozessbeteiligten am Freitag auch auf einen anderen Zeugen gewartet. Der Kriminalbeamte hatte Nachrichten vom Handy des Angeklagten ausgewertet. Darin soll sich der Angeklagte nicht – wie bisher kolportiert wurde – in der Tradition des US-Serienmörders Jeffrey Dahmer gesehen haben, dem er optisch ähnelte. Vielmehr habe er einen Killer aus dem Film "No Country for Old Men" als Vorbild genannt, der ohne jede Regung Menschen erschießt. 

Auch dieser Zeuge soll nun am Montag gehört werden. Seine Aussage musste das Gericht verschieben, weil es zu lange mit dem 15-jährigen Zeugen befasst war.

Der Prozess am Landgericht Würzburg soll um 13 Uhr hinter verschlossenen Türen weitergehen.

 
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