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Rohrbach
Besondere Herausforderung: Meisterprüfung in der Corona-Krise
Der 23-jährige Nico Marschall aus Rohrbach ist frisch gebackener Meister im Bereich Heizungsbau. Ein Gespräch über Selbstständigkeit in Zeiten der Pandemie und über Hoffnungen.
Nico Marschall aus Rohrbach ist Meister im Heizungsbau.
Foto: Armin Marschall | Nico Marschall aus Rohrbach ist Meister im Heizungsbau.
Heike Wörner
Heike Wörner
 |  aktualisiert: 12.02.2024 00:13 Uhr

Die Pandemie belastet den Arbeitsalltag seit Monaten. Kontaktbeschränkungen, 2- und 3- G Regeln, wirtschaftliche Einbußen und vieles mehr. Viele Pläne von gestern sind heute hinfällig und täglich muss man sich auf neue Herausforderungen einstellen. Das betrifft vor allem Menschen, die ihren Traum von der Selbständigkeit verwirklichen wollen. Ein paar Maschinen und Werkzeuge anschaffen und schon kann es losgehen? Ganz so einfach ist die Gründung eines Unternehmens nicht.

Frage: Herr Marschall, welche Voraussetzungen müssen für eine Selbständigkeit im Bereich Heizungsbau gegeben sein?

Nico Marschall: Um sich als Heizungsbauer selbstständig machen zu können, sind hohe Qualifikationen wie die Meisterpflicht Voraussetzung. Neben der Zulassungsvoraussetzung ist es wichtig, dass man im Handwerk auch kaufmännische Fähigkeiten mitbringt und sich auch mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen kann, wie zum Beispiel Gewährleistungsfristen für Handwerker.

Sie haben die Corona-Zeit genutzt, um den Meister im Bereich Heizungsbau zu machen. Warum?

Marschall: Um meine Fähigkeiten zu erweitern und meinen persönlichen Wert im Arbeitsmarkt zu steigern, selbstverständlich auch mit dem Ziel, irgendwann einen Betrieb zu übernehmen und mich selbständig machen zu können. Natürlich auch, um ausbilden zu dürfen.

Sie waren gerade dabei die Meisterschule zu machen. Dann kam Corona dazwischen. Unter welchen erschwerten Coronabedingungen fand die Ausbildung statt?

Marschall: Die Ausbildungsteile für die Theorie wurden im Homeschooling erarbeitet, die praktischen Unterrichtsinhalte wurden in Kleingruppen vermittelt. Die Lehrkräfte gingen die Herausforderung engagiert an und der Online-Unterricht funktionierte mit Hilfe von uns Schülern relativ reibungslos. Der Meisterjahrgang 2020/2021 hat sich von der Corona-Pandemie nicht aufhalten lassen. Alle zur Prüfung angetretenen Handwerkerinnen und Handwerkern bestanden die Meisterprüfung. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 100 Prozent.

Wie war Ihr persönlicher Weg zum Meisterbrief?

Marschall: Ich habe mich von meinem Betrieb freistellen lassen, um in Vollzeit den Meisterlehrgang zu absolvieren. Nur so hatte ich auch genug Zeit, intensiv zu Lernen. Das Lernen war doch unerwartet mühsam. Doch ich machte das Beste aus der Situation.

Der Nachwuchsmangel im Handwerk ist weiterhin ein großes Thema. Was können Sie jungen Menschen mit auf dem Weg geben, eine Ausbildung im Handwerk zu machen?

Marschall: Als Azubi ist man von Anfang an ein wichtiger Baustein des gesamten Teams. Handwerker werden immer gebraucht, egal in welchem Bereich und welcher Region. Der Bedarf nach Fachkräften steigt kontinuierlich. Nach einer handwerklichen Ausbildung hat man viele Karrieremöglichkeiten, wie eben den Meisterbrief oder Techniker. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Es explodiert derzeit die Nachfrage nach Fachkräften in allen Handwerksberufen. Wie sehen Ihre weiteren Zukunftsplanungen aus?

Marschall: Mein Job werde ich erstmal beibehalten und mein Wissen und Können mit Fleiß und Ehrgeiz in meinem Handwerksbetrieb einbringen. Außerdem übe ich eine nebenberufliche Selbständigkeit aus mit dem Ziel, irgendwann – wenn es passt – mich mit der eigenen Firma komplett selbständig zu machen. Vorher vielleicht aber erst einmal ein Haus mit meiner Freundin kaufen und herrichten. Es gibt viel zu tun.

 
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Kommentare
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  • T. A.
    Respekt und Glückwunsch-und keine Angst vor der Zukunft, Handwerk hat goldenen Boden und Handwerker werden immer gebraucht, selber Meister mit Volksschule gemacht mit 23 Jahren.
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  • W. R.
    Gratulation Herr Marschall zu Ihrer Ausdauer und dem Erfolg bei der Meisterprüfung. Und besonders auch zu Ihrer Vision der Selbständigkeit mit dem Vorhaben zukünftige Fachkräfte auszubilden. Und natürlich auch privat alles Gute! Solche jungen Leute wie Sie, die anpacken und auch mühsames Lernen durchstehen machen Hoffnung und regen hoffentlich auch als Vorbild zur Nachahmung an.
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