Es war ein besonders emotionales Fußballspiel, das die Zuschauer am Sonntagnachmittag in Lohr erlebten. Knapp 300 Menschen waren an diesem Tag gekommen, um beim Benefizspiel des TSV Sackenbach gegen den TSV Partenstein des ermordeten 14-jährigen Jungen zu gedenken.
Der Jugendliche war am 8. September in Lohr durch einen Schuss in den Kopf getötet worden. Als tatverdächtig gilt ein gleichaltriger Jugendlicher. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen.
Nach der schrecklichen Tat war die Anteilnahme in Lohr groß. Der TSV Sackenbach, ein Stadtteilverein, für den direkte Verwandte des getöteten Jugendlichen Fußball spielen, hatte daher ein Benefizspiel organisiert, dessen Erlös der Familie zukommen soll.
Die Familie aus Italien saß in den vorderen Reihen
Diese war an diesem Sonntagnachmittag nicht nur Zuschauer, sondern auch selbst auf dem Platz. Und nicht nur das: Sowohl der beim TSV Sackenbach spielende Bruder, als auch der Vater erzielten unter dem frenetischen Jubel ihrer Familie, der Mitspieler und vieler Fans die beiden Tore für ihren Heimatverein.
In den ersten Reihen saß die aus Italien angereiste Familie des Opfers. Unter den Zuschauern waren auch Stadträte und Lohrs Bürgermeister Mario Paul. Viele Besucher trugen das eigens vom Verein zur Verfügung gestellte T-Shirt mit dem Namen des Opfers und der Aufschrift "Du bist immer in unseren Herzen, wir sind eine Familie", die auch auf Italienisch abgedruckt war.
Der Vereinsvorsitzende Ralf Stolle zeigte sich nach dem Spiel aufgewühlt: "Unglaublich emotional, wenn dann auch noch Bruder und Vater treffen, was soll ich sagen, einfach Wahnsinn." Beide Familienangehörige hätten, so der Vereinsvorsitzende, bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass sie unbedingt spielen möchten.
Nach Abzug der Unkosten würden alle eingenommenen Spenden direkt an die Familie weitergegeben werden, so Stolle: "Von uns wird das keiner zählen, das übergeben wir direkt." Die Spendenaktionen über die Vereinskonten werden noch auf unbegrenzte Zeit weiterlaufen.
Der Verein hat eine schwere Woche hinter sich
Einige Mitspieler zeigten sich nach der Partie gegenüber unserer Redaktion bewegt. Patrick Wawok spielt seit drei Jahren im Verein und berichtete von einer schweren Woche, in der es ihm auch schwer gefallen sei, die richtigen Worte zu finden. "Wir wollten der Familie helfen, in ein nicht so tiefes Loch zu fallen", sagte der 34-Jährige. "Die Angehörigen haben durch den Verein erfahren, dass wir für sie da sind und dass sie auf uns zählen können. Dafür bedarf es keine Worte."
Mitspieler Chandaret Touch gab an, die ganze Woche am Boden zerstört gewesen zu sein und erst heute wieder durch das Spiel gemeinsam mit der Familie Kraft erhalten zu haben: "Heute haben wir nicht für uns gespielt, sondern auch für ihn, für seinen Bruder und den Sohn unseres langjährigen Mitspielers. Wir sind nicht nur ein Team, wir sind eine Familie."