Eigentlich wollten die Anwohner vom Sichersdorfer Berg in Arnstein ihre Protestaktion vom vergangenen Samstag bei der Sitzung des Stadtrats in der sehr frostigen Turnhalle fortsetzen und deutliche Zugeständnisse bezüglich ihres Anliegens erzielen, doch letztendlich gab es für sie nur einen kleinen Teilerfolg: Bei elf zu sieben Stimmen beschloss der Stadtrat, die vom Investor beantragten drei zusätzlichen Stellplätze nur zu bewilligen, wenn diese ausschließlich auf dem Grundstück eingerichtet würden.
Wie berichtet kritisierten die Nachbarn der drei geplanten Mehrfamilienhäuser in der Lorenz-Lembach-Straße mit Ballons sowohl gegen die Ausmaße bezüglich der Kubatur und Höhe der Häuser, als auch gegen die Zahl der vorgesehenen Stellplätze. Sie befürchten, dass letztere nicht ausreichen und die neuen Bewohner deshalb auf den Straßen parken würden. Gut zwei Dutzend Bürger waren deshalb am Montagabend als Besucher zur Stadtratssitzung erschienen.
Landratsamt hat das letzte Wort
Sie mussten aber recht bald einsehen, dass die Fragen nach dem Bau der Häuser an sich nicht zur Debatte standen. Diese wurden durch das Ratsgremium im Juni 2019 grundsätzlich und im August diesen Jahres in der jetzigen Modifikation abgesegnet (wir berichteten). Darüber konnte also nicht mehr neu entschieden werden und der Heugrumbacher Ortsprecher Herbert Bittner brachte die Rechtslage auf den Punkt, mit der Bemerkung, ein Bauherr müsse sich auf die Zusage der Behörde verlassen können. Außerdem habe das Landratsamt hier sowieso das letzte Wort.
Änderungsmöglichkeiten wurden nur bei der Frage der Stellplätze ersichtlich. Wenn statt der ursprünglich geplanten 25 Wohneinheiten jetzt hier 35 entstehen sollten, würden zehn bis 20 zusätzliche Plätze benötigt, argumentierten die Anwohner. Diese aber seien kaum auf dem Grundstück zu realisieren, weshalb auch die drei zusätzlich eingeplanten die rechtliche Baugrenze überschritten. Die Sprecher der Anwohner, Philip Amokwe und Dmoagoj Zaric, sprachen sogar von weiteren Überschreitungen.
11:7 für mehr Stellplätze
Hier sahen die Stadträte eine Möglichkeit einzuhaken. Wenn das gemeindliche Einvernehmen an die Forderung von mehr Stellplätzen geknüpft werde, könnte der Investor womöglich doch den Bau einer Tiefgarage ins Auge fassen. Elf Stadträte stimmten letztendlich dem Vorschlag zu, ein Minimum von 1,6 Stellplätzen pro Wohneinheit zu verlangen, sieben Kollegen votierten dagegen. Ob allerdings dieser Beschluss vor dem Landratsamt Bestand haben wird, muss sich noch zeigen.
Deutlichen Unmut äußerte Stadtrat Martin Fischer. Er verlangte zum einen erneut, der zunehmenden Praxis entgegenzutreten, fast regelmäßig Befreiungen von Festsetzungen des Bebauungsplans zu beantragen. Zum anderen ärgerte er sich über die "Salamitaktik" des Bauherren, durch zusätzliche Anträge seine persönliche Vermarktungsstrategie durchzusetzen. Stattdessen solle es künftig klare Vorgaben seitens der Stadt gegenüber Investoren geben. Dafür kam viel Beifall vom Publikum. Wie Fischer beklagte auch sein Kollege Jürgen Meinhardt die mangelnde Kommunikation mit den Anwohnern im Vorfeld.
Investor nimmt Stellung
Der Investor Johannes Manger nahm dazu in einem Schreiben Stellung: Man habe auf Wunsch der Anwohner Anregungen hinsichtlich der Parkplatzsituation und der Nachhaltigkeit umgesetzt. So wurde das Gebäude tiefer in das Gelände eingesetzt, sodass sie nun niedriger erscheinen als die Visualisierungen im Jahr 2019. Auf dem Grundstück würden nun im Zuge der Genehmigungsplanung 40 Parkplätze nachgewiesen, was über dem gesetzlichen Standard der Bayerischen Garagen- und Stellplatzverordnung liege.
Darüber hinaus werde derzeit noch angedacht, Doppelparker in Verbindung mit einer Tiefgarage unter dem östlichen Haus herzustellen. Dadurch können auf dem Grundstück 60 - 70 Stellplätze ausgebildet werden. Sofern sich im Zuge des Vertriebes der Wohnungen herausstellt, dass hierfür entsprechender Bedarf vorhanden ist, werde dies umgesetzt. Zur Betonung der Nachhaltigkeit des Projektes würden außerdem in den Gebäuden Fahrradabstellplätze und an den Parkplätzen Elektro-Ladesäulen geschaffen.
Gebäude sollen im KfW 55 Standard errichtet werden
Die Gebäude würden zukunftsorientiert mit dem energieeffizienteren KfW 55 Standard errichtet. Hierfür werden alle Gebäude mit einer Holzpelletsheizung und einer talseits orientierten Photovoltaikanlage ausgestattet, um den ökologischen Charakter zu unterstreichen. Die Objekte werden mit hochwärmedämmenden Porotonziegeln errichtet, um auf Dämmung mit Styropor soweit wie möglich verzichten zu können.
Der großzügig konzipierte Spielplatz im Herzen der Anlage bleibe bestehen, betont Manger. Hierbei seien die Außenanlagen so geplant, dass möglichst wenig Fläche versiegelt werde. Auch zeigte er sich sicher, dass der Spagat zwischen dem derzeitig dringend benötigten, verdichteten Wohnraum und den örtlichen Begebenheiten gelungen sei.