Für die Urspringerin Cornelia Hoffmann geht ein Lebenstraum in Erfüllung: An diesem Mittwoch eröffnet sie mitten in ihrem Wohnort ihr eigenes Ballettstudio. In den Räumlichkeiten des 2019 geschlossenen Lebensmittelgeschäfts erteilt die 58-jährige Hoffmann künftig klassischen Ballettunterricht.
Nichts erinnert in dem rund 80 Quadratmeter großen Raum mehr an die Regale mit Obst, Lebensmitteln, Getränken oder Kühlwaren. Vielmehr präsentiert sich ihr Ballettstudio in edlen Weiß- und Grautönen, mit pinkfarbenen Stangen als Farbakzent sowie Spiegeln und Ballettstangen an den Wänden. "Als Corona begann, reifte der Entschluss in mir. Ein Puzzleteil kam zum anderen", erklärt die staatlich geprüfte Balletttänzerin angesichts des Schritts in die Selbstständigkeit.
Über 30 Jahre Ballett-Trainerin in Lohr
In der Region ist Cornelia Hoffmann, die ihre professionelle Ausbildung an der staatlichen Ballettschule Berlin absolvierte und von 1983 bis 1996 berufliche Erfahrung am Ralswiek Freilichttheater "Klaus Störtebeker", am Theater Greifswald, im Filmstudio Babelsberg, am Volkstheater Halberstadt und an der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim sammelte, keine Unbekannte: Über 30 Jahre war sie beim TSV Lohr als Balletttrainerin engagiert. Im Jahr 2000 übernahm sie beim TSV die Leitung des Kinder- und Jugendballetts, seit 2011 hatte sie die künstlerische Gesamtleitung inne und machte mit ihren Aufführungen über die Grenzen Lohrs hinaus auf sich aufmerksam. "Ich durfte viele Erfahrungen sammeln und unzählige Auftritte organisieren und in Szene setzen", schwärmt sie von ihrer Zeit beim TSV.
Dennoch sei bei der Mutter zweier erwachsener Kinder, die mit ihrer Familie vor 20 Jahren nach Urspringen zog, der Wunsch nach einem eigenen Studio bereits länger vorhanden gewesen. Den entscheidenden Schubs habe ihr schließlich Sohn Rico gegeben. "Er hat mir die ganzen Vorteile aufgezählt: Urspringen liegt zentral. Die Bushaltestelle mit einer Anbindung im Stundentakt nach Marktheidenfeld und Karlstadt befindet sich direkt vor der Tür", zählt sie die Argumente ihres Sohnes auf. Sie gibt zu, dass sich ihre anfänglichen Bedenken inzwischen in Luft aufgelöst haben, denn ihr Einzugsgebiet habe sich durch den Ortswechsel verdoppelt und verdreifacht. Glückliche Fügung sei freilich auch gewesen, dass das Objekt frei war und sie sich mit den Besitzern der Räumlichkeiten problemlos einigen konnte.
Ein Boden wie im Mainfranken Theater
Seit Oktober werkeln sie und ihr Mann sowie Sohn Rico nun in der Hauptstraße 32 und haben, mit Ausnahme der Elektroarbeiten, fast alles in Eigenregie umgebaut. In dem kleinen Nebenraum, wo früher der Bürobedarf untergebracht war, befindet sich jetzt der Umkleideraum. Das Studio wurde mit einem dreischichtigen Spezialboden versehen, wie er nach Angaben Hoffmanns auch im Mainfranken Theater in Würzburg verlegt ist. Wenn sie an die Lieferung der Platten für den Boden zurückdenkt, gerät sie erneut ins Schwärmen. Ruck-zuck konnte Sohn Rico acht, neun junge Leute organisieren, die beim Ausladen der Lieferung aus Berlin und beim ordnungsgemäßen Lagern der Platten mitgeholfen haben. "In einem kleinen Ort ist das Miteinander ganz anders als in einer Großstadt", freut sie sich über die Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt.
Im Gespräch wird immer wieder deutlich, dass das klassische Ballett die große Leidenschaft von Cornelia Hoffmann ist und ihr Herzblut daran hängt. Wie lange die 58-Jährige, die ihren Schülerinnen und Schülern alle Übungen noch selbst vormacht, ihr Ballettstudio betreiben wird, will sie sich noch nicht festlegen. "Ich habe zwar so viel neue Energie und Kraft gewonnen, aber so lange wie Gret Palucca, die mit 91 noch in ihrem Studio stand, werde ich wohl nicht machen", verweist Hoffmann mit einem Schmunzeln auf ihr großes Vorbild.
Infos zum Ballettunterricht unter www.ballettstudio-hoffmann.de