
Auf einer Länge von rund 900 Metern wird seit vergangenem September die Ortsdurchfahrt von Billingshausen erneuert. Für rund vier Millionen Euro werden in dem Ortsteil der Gemeinde Birkenfeld die Kanal- und Wasserleitungen sowie die Straßenbeleuchtung erneuert und die "Speedpipes" für das Glasfasernetz verlegt. Eine Baustelle dieses Ausmaßes geht natürlich nicht ohne Einschränkungen über die Bühne. Das ist auch den Anwohnerinnen und Anwohnern klar. Dennoch herrscht bei einigen im Ort Unmut.
Michael Hüsam ist Inhaber der Gaststätte "Goldenes Lamm" und von der Baustelle direkt betroffen. "Vorne weg: Irgendeinen Tod muss man sterben", sagt er. Dass die Ortsdurchfahrt erneuert wird, findet er gut und versteht natürlich auch, dass das Unannehmlichkeiten mit sich bringt. "Aber es hapert an der Kommunikation", findet Hüsam. Er kritisiert, dass Änderungen der Straßenführung zu spät mitgeteilt werden und der Informationsfluss über die Baustelle generell schlecht sei.
Für Gastwirt Michael Hüsam bedeutet die Baustelle Umsatzeinbußen
Für Hüsam ist das nicht nur ein Ärgernis im Alltag. "Für uns ist das einfach eine Umsatzeinbuße", sagt er. Denn als Gastwirt ist er darauf angewiesen, dass Gäste sein Restaurant auch finden und nicht an einer komplizierten Verkehrsführung scheitern. Neulich sei ein Gast auf der Suche nach dem "Goldenen Lamm" eine halbe Stunde durch Billingshausen gefahren und habe zweimal bei ihm angerufen. Mehrere Gäste hätten bereits verärgert auf die Situation reagiert. Auf seiner Homepage informiert Hüsam über die aktuelle Situation und erklärt, wie die Gäste zu ihm kommen und wo sie parken können. Doch dazu müsse er selbst auch rechtzeitig Bescheid wissen, wann sich wieder etwas ändere. "Unser Glück ist, dass wir viele Stammgäste haben, die ortskundig sind", sagt Hüsam.

Der Bürgermeister von Birkenfeld, Achim Müller, versteht, dass die Baustelle für die Anwohnerinnen und Anwohner eine große Belastung ist. "Ich kann hier nur um Verständnis werben", sagt er. Zum Thema Kommunikation erklärt Müller: "Die Straßensperrung wurde seitens der Gemeinde Birkenfeld im örtlichen Mitteilungsblatt, in den sozialen Medien und in der Tagespresse bekannt gemacht." Das staatliche Bauamt habe ebenfalls eine Pressemitteilung veröffentlicht und auch lokale Radiosender hätten auf die Sperrung aufmerksam gemacht. Außerdem gibt es eine Dorf-Whatsapp-Gruppe, über die der Bürgermeister direkt Informationen weitergibt.
Anwohner in kleineren Gruppen informieren
Die Infos kommen jedoch oft zu spät, findet Hüsam. Hinzu komme, dass die Gemeinde gemeinsam mit dem Freistaat Bayern baut. Für die Baustelle ist also auch das Staatliche Bauamt in Würzburg verantwortlich, weshalb die Gemeinde nicht immer der erste Ansprechpartner ist. Das versteht Hüsam zwar, aber: "Wir wünschen uns von der Gemeinde, dass sie mehr beim Straßenbauamt nachfragt."
Von der Baustelle direkt betroffen ist auch Gernot Meyer, der in der Untertorstraße wohnt. Meyer hat früher selbst in der Baubranche gearbeitet und kennt sich gut aus. Mit den Umständen, die mit der Baustelle einhergehen, hat er deshalb auch kein Problem. Auch die Bauarbeiter selbst seien sehr rücksichtsvoll und würden gute Arbeit machen.

Er kritisiert jedoch, wie auch Michael Hüsam, die Kommunikation. Im Juli vergangenen Jahres gab es eine Bürgerversammlung, bei der das Planungsbüro über den Ablauf der Baustelle informiert habe. Da sei aber kaum Zeit und kein Raum dafür gewesen, zu fragen, was vor der eigenen Haustür passiere. "Es wäre gut gewesen, die Anwohner danach noch einmal in kleineren Gruppen einzuladen", findet Meyer. Er wisse bis heute noch nicht, wie hoch die Anfahrtshöhe zu seinem Grundstück werde, trotz mehrmaliger Nachfrage.
Schade findet Meyer auch, dass die Verschönerungen aus der Dorferneuerung in den 90er-Jahren bei der Planung nicht berücksichtigt wurden. Diese müssten nun wieder dem Durchgangsverkehr weichen.
Das Planungsbüro haben keine Beschwerden erreicht
Andy Englert ist Geschäftsführer des Planungsbüro BRS aus Marktheidenfeld und zuständig für die Bauleitung vor Ort. Er ist regelmäßig auf der Baustelle in Billingshausen, er sei aber noch nie auf Probleme angesprochen worden. Die Nachfragen von Gernot Meyer sind ihm bekannt. Die Anfahrtshöhe könne das Büro jedoch erst mitteilen, wenn die Vermessungsarbeiten beendet seien. "Da sind aber keine großen Unterschiede zu vorher zu erwarten, da wir ja im Bestand bauen", sagt Englert. Auch die Kommunikation mit dem staatlichen Bauamt läuft in seinen Augen gut.
Bei der Behörde in Würzburg bittet Pressesprecherin Daniela Baumgärtner-Kerlin ebenfalls um Verständnis: "Bei Baumaßnahmen einer Ortsdurchfahrt sind leider immer wieder verschiedenste Anpassungen vor Ort, insbesondere im Bauablauf, auch kurzfristig möglich." Man sei sich bewusst, dass dies große Einschränkungen für Anwohner, Betriebe und Gastronomen mit sich bringe. Daher habe sowohl das Fachbüro als auch der Bürgermeister mit den betroffenen Anwohnern regelmäßig vor Ort gesprochen. Man wolle aber versuchen, die Kommunikation im weiteren Verlauf der Baustelle zu optimieren.
Wenn ich richtig informiert bin, hat gerade die Fam. Hüsam (Goldenes Lamm) schon mehrfach von der Gemeinde profitiert.
Mit Verlaub, wenn jemand in unserem kleinen Billingshausen eine halbe Stunde braucht um das Goldene Lamm zu finden, hat er oder sie andere Probleme.
Kann es sein, dass sich Leute auch deshalb beschweren weil die Gehwege im Bereich der Einfahrten nicht gepflastert werden.
Ich bin auch Anwohner und muss den Verantwortlichen ausdrücklich Lob zollen. Alle Maßnahmen werden so rechtzeitig wie möglich kommuniziert.
Baufirma, Planungsbüro und insbesondere unser Bürgermeister mühen sich redlich.
Ich bin froh, dass unsere Straße ertüchtigt wird
Diese Art der Stimmungsmache kann ich nur verurteilen. Sie spiegelt nicht die die Mehrheit der Billingshäuser Bevölkerung wieder.