Als Uwe Mehling an diesem Montagabend Ende Juli nach Hause kommt, ahnt er nichts Böses. Erst freut er sich sogar noch, als er sieht, dass aus Karlstadter Richtung gerade Regen aufzieht. Viel zu trocken sei es in den Wochen zuvor gewesen. "Vielleicht kommt doch noch ein bisschen was runter", denkt er sich. Sicherheitshalber räumt er die Gartenmöbel zusammen, bringt die Kissen nach drinnen und schließt den Sonnenschirm. "Als ich damit fertig war, kam der erste Regentropfen runter." Wenige Momente später folgt die erste "extreme Böe". Der Wind bläst die gerade aufgeräumten Möbel durch den Garten.
Regen hat sich durch die Fenster gedrückt
Da fällt Mehling ein, dass er die Garage offen gelassen hat. Wegen der Böen lässt sich das Tor nicht mehr elektrisch, sondern nur noch von Hand zumachen, von der Straße aus weht dem Familienvater die Papiertonne entgegen. "Meine Kinder standen hinter mir. Sie waren erschrocken und haben geweint." Der Wind bläst so stark gegen die Tür, die von der Garage zurück ins Haus führt, dass die Kinder sie zu zweit nicht mehr aufkriegen. "Erst als das Garagentor zu war, haben wir es wieder reingeschafft." Im Haus drückt sich der Regen teilweise durch die geschlossenen Fenster, der Laptop steht im Wasser. Und dann, so plötzlich wie es angefangen hat, endet das Unwetter.
Nur drei bis vier Minuten hat das alles gedauert: Trotzdem haben die Sturmböen in Karlstadt-Heßlar eine enorme Verwüstung hinterlassen. Sie wehten etliche Ziegel von Hausdächern, rissen Bäume um und zerstörten eine kleine Scheune am Ortsrand vollständig. Feuerwehr, Bauhof und Anwohner machten sich sofort daran, das Chaos zu beseitigen. Alle halfen zusammen.
Etwa zwei Wochen nach dem Unwetter sind die Aufräumarbeiten aus Sicht der Stadt Karlstadt abgeschlossen. Wie Pressesprecher Uli Heck berichtet, hat am Dienstagmorgen ein Forstunternehmen die letzten Birken, die der Sturm entwurzelt hatte, zerkleinert und das Holz zu einer Sammelstelle gefahren. Der Bauhof hat inzwischen auch allen Schutt auf öffentlichen Wegen entsorgt. Die Situation der Hauseigentümer könne man von städtischer Seiten aus nicht beurteilen. "Die Schäden an Wohngebäuden müssen die Anwohner mit ihren Versicherungen selbst abklären", so Heck.
Versicherung gegen Sturmschäden abgeschlossen
Josef Vollmuth steht bereits in Kontakt mit seiner Versicherung, eine Gutachterin war sogar schon bei ihm und hat sich ein Bild gemacht. "Ich glaube, dass ich den größten Teil bezahlt kriege", meint der 66-Jährige optimistisch. Der Rentner betreibt ein landwirtschaftliches Gehöft im Nebenerwerb. An sieben Gebäuden in seinem Besitz habe der Sturm die Dächer ramponiert – ein Schaden in fünftstelliger Höhe wurde dabei angerichtet. Vollmuth ist entsprechend froh, dass er eine Versicherung eigens für Sturmschäden abgeschlossen hat. In Heßlar toben schließlich öfter Unwetter. "Wir sind sturmerprobt."
Stadtrat Uwe Mehling bestätigt das: "Das ist bei uns immer wieder ein Problem. Das liegt daran, dass wir exponiert auf dem Berg liegen." Auch dass Hausdächer abgedeckt wurden, sei in der Vergangenheit gelegentlich schon vorgekommen. Doch ein so extremes Unwetter habe er in Heßlar noch nicht erlebt, so der 42-Jährige.
Niemand ist verletzt worden
Wie sieht es heute aus in Heßlar? Das Gröbste ist offenbar erledigt. An den neueren Wohnhäusern im Ort hätten sich die Schäden glücklicherweise größtenteils recht schnell beheben lassen, berichtet Mehling. Schlechter sei es um Scheunen und landwirtschaftliche Gebäude bestellt. "Das wird noch etwas dauern, bis da alles repariert ist." So sei zum Beispiel die Reithalle am südlichen Ortsrand nach wie vor behelfsmäßig mit Folie abgedeckt.
Ein Glück im Unglück: Verletzt wurde bei dem Unwetter niemand. "Es ist fast unglaublich, dass niemandem etwas passiert ist", so Josef Vollmuth.