Andreas Bayer aus Rothenfels steht hinter der Theke wie eh und je. Fehlt nur noch, dass der 66-Jährige ins Regal greift, eines der Gläser zur Hand nimmt, den Zapfhahn aufdreht und das selbstgebraute Bier in das Glas fließen lässt. Seine Lebensgefährtin Elke Müssig (56 Jahre) scheint nur darauf zu warten, dass der Koch Bescheid gibt, dass die Steaks vom Angus-Rind – lange Zeit die Spezialität des Hauses und vom Rind aus eigener Zucht – fertig sind und serviert werden können.
Doch die Küche ist kalt. Die Zeiten, in denen sich Stammgäste, Fußballer und Campingurlauber die Klinke in die Hand gaben, sind vorbei. Im Dezember 2022 hat das Braustüble der Bayerbräu in Rothenfels geschlossen. Und dennoch steht alles an seinem Platz und wirkt, als ob das Wirtspaar in Kürze wieder aufsperrt.
2022 wegen Personalmangel geschlossen
Man merkt den beiden an, dass sie an dem Lokal hängen und es gerne weitergeführt hätten. Doch nachdem ein Koch erst längere Zeit krank gewesen war und sein Nachfolger gekündigt hatte, um in die USA auszuwandern, fanden sie keinen Ersatz. Zudem ist Andreas Bayer mittlerweile gesundheitlich eingeschränkt.
Sie hätten viele Ratschläge bekommen, mit einer abgespeckten Karte oder eingeschränkten Öffnungszeiten weiterzumachen, erzählen sie. Doch das wollten sie nicht. Und auch heute noch würden sie immer wieder gefragt werden, ob sie nicht wieder öffnen. Wen wundert's? "Zwischen Marktheidenfeld und Lohr gibt es keine Gastwirtschaft mehr", weiß Müssig.
Urig eingerichtete Gaststätte Braustübl soll wiedereröffnet werden
Jetzt will Andreas Bayer das 1570 Quadratmeter große Grundstück mit Brauerei, Wohnhaus, Gastwirtschaft und Biergarten im Namen seines Vaters Alfred verkaufen. Der 92-Jährige lebt mittlerweile in einer Seniorenresidenz. Seit einigen Wochen hat ein Makler aus Marktheidenfeld das Angebot in seinem Portfolio. Mindestgebot: 150.000 Euro. "Wir haben keine Kinder, die den Betrieb fortführen", sagt Andreas Bayer. Die beiden wünschen sich, dass jemand zumindest die urig eingerichtete Gaststätte wiederbelebt.
"Auch während der Corona-Pandemie hatten wir schon immer wieder Probleme, genügend Personal zu finden", sagt Müssig. Den Rothenfelsern fehle "der Bayer". "Wir hatten viele Stammkunden", so Bayer. Seine Lebensgefährtin erinnert sich gerne an die familiäre Atmosphäre in der Gaststube. "Viele musste ich nicht fragen, was sie essen und trinken wollten. Ich wusste auch so, was ich ihnen bringen soll", sagt sie über ihre Stammgäste.
Vereinslokal für Fußballer
"Wir waren das Vereinslokal vieler Fußballmannschaften", erinnert sich Andreas Bayer. "Wenn zum Beispiel Partenstein oder Burgsinn ein Auswärtsspiel in Marktheidenfeld hatten, haben sie auf dem Rückweg immer Halt bei uns gemacht." Auch zu den Wirten, die er mit Bier beliefert hatte, habe er ein sehr enges Verhältnis gepflegt. "Von manchen hatte ich einen Schlüssel für die Gaststätte, habe das Bier abgestellt und das Geld von der Theke genommen", sagt er. Auch heute noch besuche er viele von ihnen regelmäßig.
Wirt und Brauer zu sein, war jedoch oft auch anstrengend. Vor allem die langen Arbeitstage haben an Bayer gezehrt: Um fünf Uhr morgens hat er mit dem Brauen begonnen. "Nachts um zehn wäre ich gerne ins Bett. Das ging aber nicht, wenn noch Gäste in der Wirtschaft waren." Seit 2011 stellt der Braumeister kein Bier mehr her.
Die behördlichen Auflagen seien für die Kleinstbrauerei nicht mehr umsetzbar gewesen. Bayerbräu gibt es aber dennoch nach wie vor zu kaufen. Es wird von der Arnsteiner Brauerei nach Bayers Rezept hergestellt und entsprechend etikettiert. So bleibt das Lebenswerk von vier Generationen auch über das Ende der Brauereidynastie hinaus erhalten.
Die Zeiten haben sich hier leider gravierend geändert. Die heutige Generation hat andere Interessen und es gibt genug Berufe, wo es mehr zu verdienen gibt.
Wie drollig, Frau Fischer.
vielen Dank für Ihren Hinweis auf den Rechtschreibfehler. Ich habe ihn korrigiert.
Mit freundlichen Grüßen
Dorothea Fischer
Main-Post Redaktion Main-Spessart