Das ist doch Wasser auf die Mühlen all jener, die sich eine Wittchen-Ampel in Lohr wünschen: In der Rosenheimer Landstraße der Landeshauptstadt hat Rosie Bartels Schwulen- und Lesben-Ampeln entdeckt und fotografiert.
Dies sei doch ein weiterer Beleg dafür, dass andernorts möglich sei, was die Regierung von Unterfranken ablehnt, meinte sie und appellierte an die Redaktion und die Stadt gleichermaßen: „Bleiben Sie bitte an der Umsetzung für wenigstens eine Ampel mit Schnee- und Horrorwittchenmotiv dran, ich begrüße Ihren Einsatz für das Lohrer Schneewittchen sehr.“
Freilich ist Rosie Bartels familiär beeinflusst: War es doch ihr Mann Karl-Heinz Bartels (1937-2016) gewesen, der Schneewittchen zur bekanntesten Lohrerin gemacht hatte. 1986 war es, als der findige Fabulologe mit seinem Aufsatz „War Schneewittchen eine Lohrerin?“ den Grundstein für die zunehmende Vermarktung in jüngster Zeit legte. Für die Apothekerin und Apothekersgattin aus der Apothekergasse 2 ist es deshalb ein Selbstverständnis, ihre Mails mit Grüßen aus der „Schneewittchenstadt Lohr“ zu beenden.
Zu ihrem Hinweis aus München animiert hat sie der Beitrag, in dem die Main-Post über die ablehnende Haltung der Regierung berichtete. Darin war auch auf die Mainzelmännchen-Ampel in Mainz, die Marx-Ampel in Trier und die Kasperl-Ampel in der Nähe der Augsburger Puppenkiste hingewiesen worden. Wer im Internet recherchiert, findet noch etliche weitere Präzedenzfälle: In Plauen etwa regeln Vater und Sohn den Verkehr – angelehnt an Zeichnungen des Zeichners e. o. plauen und Erfurt pflegt bereits seit 1980 alternative Ampelfiguren wie Wanderer, Schulanfänger mit Zuckertüte und Ampelmännchen mit Regenschirm.
Diese Entwicklung entgegen stehen natürlich die Bestrebungen der Europäischen Union, die Sinnbilder der einzelnen Mitgliedsstaaten zu vereinheitlichen. Deren Vielfalt und Geschichte ist auch in einem eigenen Wikipedia-Artikel nachzulesen.