Vor 30 Jahren war er maßgeblicher Mitbegründer der These, wonach Schneewittchen nur eine Lohrerin gewesen sein kann. Vor wenigen Wochen erhielt er nicht zuletzt in Anerkennung der daraus resultierenden Verdienste um seine Heimatstadt die Lohrer Ehrenbürgerwürde. Am frühen Sonntagmorgen ist Dr. Karl-Heinz Bartels im Alter von 78 Jahren gestorben.
Der Arzneiwissenschaftler war ein in Lohr überaus geschätzter Mensch. Das lag einerseits an seiner ruhigen und zurückhaltenden Art, nicht zuletzt aber auch an seinem Humor. Mit Humor und stets auch einem Augenzwinkern betrachtete Bartels über all die Jahre das, was er an einem Abend im Jahr 1986 in geselliger Runde im Lohrer Weinhaus Mehling zusammen mit seinen bereits verstorbenen Stammtischfreunden Helmut Walch und Werner Loibl, dem ehemaligen Leiter des Lohrer Spessartmuseums, losgetreten hatte. Die selbsternannten Fabulologen hatten in ihrer Dreierrunde den Nachweis geführt, dass eine ganze Reihe an Indizien nur den Schluss zulassen, das Schneewittchen wenn überhaupt, dann nur im Lohrer Schloss gelebt haben kann.
Was eher als Scherz begann, führte dazu, dass heute aus der ganzen Welt Touristen in die Schneewittchenstadt kommen. Die Märchengestalt wurde für Lohr zur Werbefigur mit ungeahnter Zugkraft.
Bartels habe sich nicht zuletzt deshalb „in herausragender Weise“ um das Wohl seiner Heimatstadt verdient gemacht, würdigte Lohrs Bürgermeister Mario Paul im Mai bei der Verleihung der Ehernbürgerwürde.
Allerdings ist der Coup um das Lohrer Schneewittchen längst nicht der einzige Verdienst Bartels'. In die Lohrer Stadtpolitik hat er sich als Stadtrat und Vorsitzender des Bürgervereins im positiven Sinne eingemischt. Auch Bartels ist es zu verdanken, dass das Spessartmuseum in Lohr erhalten blieb, nachdem Karlstadt den Zuschlag für den Kreissitz erhalten hatte.
Zahlreiche Veröffentlichungen
Den Lohrer Geschichts- und Museumsverein leitete Bartels von 1976 bis 1997. Um die Bewahrung der Heimatgeschichte machte er sich durch mehr als 25 Veröffentlichung verdient. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit waren dabei Lohrer Vereine, Flurdenkmäler, die Grafen von Rieneck oder Franz Ludwig von Erthal. Gar rund 100 wissenschaftliche Veröffentlichungen verfasste der Apotheker im Bereich Pharmaziegeschichte. Als langjähriger Leiter der Tennisabteilung des TSV Lohr trieb Bartels den Bau von Tennisplätzen und Clubheim voran.
Sein Engagement schlug sich nicht nur in der Lohrer Ehrenbürgerwürde nieder. Bereits 1982 hatte Bartels die Medaille für vorbildliche Heimatpflege erhalten, 1990 das Bundesverdienstkreuz und 2004 die Schelenz-Plakette, eine Auszeichnung im Bereich der Pharmaziegeschichte.
Beruflich leitete Bartels 35 Jahre lang die Marien-Apotheke in der Lohrer Fußgängerzone. Die über drei Jahrhunderte alte Apotheke hatte sein Vater 1936 gekauft. 1965 übernahm Bartels das Geschäft, das er 2005 an seine Tochter Anne übergab.
Bartels arbeitete über 30 Jahre lang als Lehrbeauftragter für Geschichte der Pharmazie und Terminologie an den Unis Frankfurt und Würzburg.
Um ihn trauern seine Frau Rosie sowie zwei Kinder mit Familien.