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Aschfeld
Aschfelder Metzgerei-Chefin: Esst nicht so oft Fleisch
Seit September ist das neue Schlachthaus von "Elviras Bauernladen" in Betrieb. Für Inhaberin Katja Dallmann steht Tierwohl ganz oben.
Die beiden Metzger werden dem geschlachteten Rind gleich das Fell abziehen.
Foto: Karlheinz Haase | Die beiden Metzger werden dem geschlachteten Rind gleich das Fell abziehen.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:50 Uhr

Zahlreiche Metzgereien, die selbst schlachten, haben in den vergangenen Jahren aufgegeben. Sie finden keine Nachfolger, kein Personal, fühlen sich von Vorschriften und Bürokratie überfordert.  Gegen diesen Trend hat Katja Dallmann von "Elviras Bauernladen"  im September in Aschfeld ein neues Schlachthaus eröffnet. Kosten des ehrgeizigen Projekts: 1,7 Millionen Euro.

Wie kommt eine 39-Jährige dazu, einen solchen Schritt zu wagen? "Ich verwirkliche meinen Traum, dass von der Aufzucht bis zum Kunden alles aus einer Hand kommt, dabei ist mir das Tierwohl ganz wichtig", sagt sie und fügt einen Appell hinzu: "Esst nicht mehr als zwei- oder  dreimal die Woche Fleisch, dann aber ordentliches. Alles andere führt zu einer Tierhaltung, die wir nicht wollen." Ihre Vision: "Wir müssen dahin kommen, dass Lebensmittel wieder als Genuss geschätzt werden." Früher sei der Sonntagsbraten auch etwas Besonders gewesen. Es würden heute zu große Fleischmengen zu billig angeboten. Und dann lande vieles im Müll. "Dafür ist mir das Vieh  zu schade."

Katja Dallmann mit einem Rind auf dem elterlichen Bauernhof.
Foto: Alexandra Feitsch | Katja Dallmann mit einem Rind auf dem elterlichen Bauernhof.

Aufgewachsen ist sie auf dem Bauernhof der Eltern in Aschfeld, hat zunächst Landwirtin gelernt und im Anschluss ihren Techniker für Landbau absolviert. Allerdings ist sie nach und nach verstärkt in die Metzgerei und "Elviras Bauernladen" ihrer Eltern eingestiegen, bis sie diese 2008 ganz übernahm. Ihr Entschluss, die Scheune in ein größeres Schlachthaus umzubauen, war ein Wagnis. Die zunächst kalkulierten 1,6 Millionen Euro für Bau und Einrichtung reichten nicht ganz. Weitere 100 000 Euro waren nötig. Katja Dallmann ermöglichte es ihren Kunden, sich finanziell über Genussrechte an dem Projekt zu beteiligen. Sie plante zunächst 100 000 Euro ein, jedoch erhöhte sie auf Grund des großen Interesses auf 200 000 Euro. "Dass sich so viele daran beteiligt haben, zeigt mir, dass es der richtige Weg war", blickt Katja Dallmann. Seit September ist dieses neue Projekt nun in Betrieb.

Tiere zum Großteil vom elterlichen Hof

20 Personen arbeiten in Voll- und Teilzeit, darunter fünf Metzger. Pro Woche werden drei bis vier Rinder, zehn bis 15 Schweine und 20 bis 30 Puten geschlachtet. Hinzu kommt noch Lohnschlachtung.

Die Rinder stammen ausschließlich vom elterlichen Betrieb Merklein, bei dem die Flächen seit 2020 und die Viehhaltung seit heuer bio-zertifizert sind. Bis zu 170 Mastrinder und 25 Mutterkühe werden dort gehalten. Die Kälber werden rund acht Monate lang von den Mutterkühen gesäugt. Im Sommer sind die Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Weide, im Winter stehen sie im Freiluftstall.

Die bestellte Ware wird vakuumverpackt. 
Foto: Karlheinz Haase | Die bestellte Ware wird vakuumverpackt. 

Die Putenhaltung gehört zwar zur selben Familie, ist aber ein eigener Betrieb. Für die Bio-Zertifizierung hätten nur einige Quadratmeter mehr Auslauf gefehlt, die am jetzigen Standort nicht umsetzbar sind. Ansonsten wachsen die Truthähne und -hennen wie die Rinder ohne vorsorglichen Arzneimitteleinsatz und Wachstumsförderer auf und werden mit Biofutter aus eigenem Anbau gefüttert. "Bei Rindern und Puten ist alles von Geburt über Mästung, Schlachtung bis zum Zerlegen aus einer Hand", betont Katja Dallmann. Die Schweine werden zugekauft. Bei einem Betrieb in Retzbach und einem weiteren in Egenhausen handelt es sich um Strohschweine, bei einem dritten Betrieb in Euerdorf um Bio-Schweine. Außerdem bezieht die Schlachterei Bio-Lämmer vom Sodenberg.

Schlachthaus nach den neuesten Standards

Die Betriebsinhaberin sagt, entscheidend für die Qualität des Fleisches seien vier Faktoren: Fütterung, Haltung, Rasse und Schlachtung. Wichtig sei am Ende ein kurzer und schonender Transport bis zum Schlachten. Bei verängstigten und gestressten Tiere erhöht sich der Stoffwechsel. Die Folge kann entweder zu blasses, weiches und wässriges oder zu dunkles, festes und trockenes Fleisch sein.

Wer ins Schlachthaus will, durchläuft diese Reinigungsstation.
Foto: Karlheinz Haase | Wer ins Schlachthaus will, durchläuft diese Reinigungsstation.

Rund 600 Quadratmeter beträgt nun die gesamte Produktionsfläche im Schlachthaus. Das Dach der Scheune musste um drei Meter erhöht werden, um sechs Meter Raumhöhe zu erlangen, damit Rinder nach dem Schlachten aufgehängt werden können. Nach dem eigentlichen Schlachtraum kommen die Tiere in den Kühlraum. Nach fünf Tagen geht es im Zerlegeraum weiter. Die zunächst großen Fleischstücke werden zur Reifung eingeschweißt. Rund zwei Wochen später werden die Packungen geöffnet, um das Rindfleisch zu schneiden und so zu portionieren, wie es die Kunden bestellt haben. Es wird erneut vakuumiert und etikettiert.

Im neuen Schlachthaus von Elviras Bauernladen läuft das Putzwasser über Schlitze ab.
Foto: Karlheinz Haase | Im neuen Schlachthaus von Elviras Bauernladen läuft das Putzwasser über Schlitze ab.

Klingt alles reichlich selbstverständlich, ist aber verbunden mit vielerlei Auflagen und Bürokratie. Beispielsweise müssen Lagerversuche durchgeführt werden, um das Mindeshaltbarkeitsdatum zu belegen. Hygienepläne und Reinigungspläne sind gegenzuzeichnen, Kühlhaustemperaturen zu dokumentieren und vieles mehr.   

Großes Netz von Abnehmern

Das Konzept von "Elviras Bauernladen" für größtmögliches Tierwohl findet Anerkennung: Mehr als 1300 Haushalte lassen sich von den hauseigenen "Bauernhof-Flitzern" beliefern. Bei 37 "Schlemmer-Boten" – das sind Personen, die ihre Adresse als Abholstation zur Verfügung stellen – zwischen Adelsberg und Willanzheim können bestellte Fleisch- und Wurstwaren abgeholt werden. Jeden Freitag ist Liefertermin auf der Talavera in Würzburg. Außerdem gibt es die Produkte in Biohofläden in der Zellerau und Oberalterheim – und schließlich in der eigenen Abholstation "Elviras Bauernladen" in Aschfeld.

Isst Katja Dallmann selbst Fleisch? "Ja, aber draußen bin ich Vegetarierin." Will heißen: Von Fleisch und Wurstwaren, deren Herkunft und Aufzucht sie nicht kennt, hält sie Abstand.    

Hier geht's um die Wurst.
Foto: Karlheinz Haase | Hier geht's um die Wurst.
 
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  • H. F.
    Hallo Frau Dallmann, wir werden schon seit langer Zeit von Ihnen beliefert und es gab noch nie einen auch noch so geringen Grund zur Beanstandung. Und die Preise, die Sie verlangen, können und müssen Sie verlangen, denn Qualität hat nun mal ihren Preis. Bei Ihnen stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis und nichts anderes zählt. Lassen Sie sich nicht von Ihrem Weg abbringen. Ihr Weg ist der Richtige! Viel Erfolg weiterhin und wir bleiben Ihnen als Kundschaft treu.
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  • C. P.
    freue mich dass mein Kommentar
    so viel Interesse zeigt
    will dazu noch sagen
    wir sind zum teil Selbstversorger
    haben Hühner, hasen, enten
    wild bekommen wir vom jäger aus der
    Nachbarschaft
    also eine gesündere Nahrungskette
    gibt es für mich nicht
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  • C. P.
    bei diesen preisen kann man auch nur ein-
    bis zweimal pro Woche fleisch geniessen
    oder ist der laden nur für
    die Oberschicht gedacht
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  • R. B.
    Wer mich ein wenig kennt der weiß, dass ich definitiv nicht zu den Missionaren der GRÜNEN gehöre und irgendwem vorschreiben möchte, was er wann essen soll. Aber ich denke, wenn wir aktive Tierhaltung, Tierwohl und Tierschutz umsetzen wollen, dann wird dies nur über den Preis machbar sein. Ein Kilo Hackfleisch für 4,99 € wird es nicht mehr geben, denn dies ist nur über Massentierhaltung, wie wir es seit Jahrzehnten betreiben, zu realisieren. Angebot und Nachfrage werden den Preis regeln und das Angebot wird um ein vielfaches geringer sein als dies heute der Fall.
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  • M. W.
    Momentan ist es doch so, dass die „Oberschicht“ sich von Billigfleisch ernährt, das die „Unterschicht“ liefert. Die Oberschicht, das sind die Fleischkonsumenten, die Unterschicht, das sind die Nutztiere. Das Leben der Tiere in einem konventionellen Betrieb der Massentierhaltung kann man eigentlich nicht als Leben bezeichnen. In Wirklichkeit ist es erbärmlich. Diese armen Kreaturen zahlen den Preis dafür, dass sich alle Menschen jeden Tag Fleisch auf dem Teller leisten können.
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  • M. G.
    Hat einer mal überlegt wie die LKW Fahrer hausen, Wochenende in der Kabine, nur das alle billig ihre Lebensmittel bekommen, die haben weniger Platz wie manches Tier,
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  • U. S.
    So ein Schmarrn. Qualität hat eben ihren Preis.
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  • L. W.
    Vom Standpunkt der Gesundheit @ Alte Hexe

    ist das durchaus ausreichend bzw. von Vorteil nicht öfter Fleisch zu essen.
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  • R. E.
    Ein echter Lichtblick im Umfeld der vielen eher schlechten medialen Nachrichten! UND: da lebt und investiert der Mittelstand, von dem die Politiker immer so viel reden, ohne ihn zu kennen.
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  • H. K.
    Ein ganz ganz großes Lob und Respekt. Dankeschön.
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  • S. W.
    im grunde find ich diese geschäftsidee top. man sollte aber auch bedenken das sich viele leute diese produkte nicht leisten können.( glas rote 7,40euro!!!) ich glaube hier wird auch ein topzuschlag verlangt, da es zur zeit für bio und nachhaltigkeit keine preisgrenze nach oben gibt
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  • R. B.
    Ich kann den Preis ( glas rote 7,40 €) nicht beurteilen, aber unter 5,00 € werden Sie Produkte dieser Qualität nicht kaufen können. Der Weg den Frau Dallmann beschreitet ist auf Deutschland gesehen ein Prozess von vielen Jahren. Das fängt beim Bewusstsein für Tierwohl und Konsumverhalten eines jeden Einzelnen an und geht weiter über ein völlig neues Haltungskonzept von Nutztieren im Einklang mit dem Tierschutz. Ziel muss sein, dass in 20 Jahren die Großschlachtereien wie Tönnies, VION und Westfleisch nicht mehr existieren. Dieser Wandel muss ein deutscher Weg sein, losgelöst vom Bürokratieklotz Brüssel, denn genau die europäische Agrarpolitik hat uns dahin geführt wo wir heute sind.
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  • B. S.
    Da bekomme ich 2 Dosen a 400 gr und da kostet 1 Dose 2,70 €
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  • R. B.
    @HausundHofhund, und genau diese Produkte müssen vom Markt verschwinden. Ich denke Sie wollen gar nicht wissen, welche Zusatzstoffe sich in den von Ihnen genannten Dosen befindet, von der Qualität des Fleisches gänzlich abgesehen. Schaun`Sie, HausundHofhund, früher waren Hunde Hofhunde, heute sind es in den meisten Fällen Familienmitglieder.
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  • T. R.
    Respekt, Frau Dallmann, dass Sie so etwas auf die Beine stellen. Ich hoffe, solche Betriebe und nicht die Großschlachthöfe sind wieder die Zukunft. Ich hoffe auch, dass es künftig möglich ist, freilaufendes Vieh auf der Weide zu schlachten und nicht erst hunderte von Kilometern zum nächsten Schlachthof zu transportieren. Die Kleinen Betriebe wurden von den Eu Richtlinien zur Aufgabe gezwungen um den Großkonzernen in die Hände zu spielen.
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  • R. B.
    Das ist der richtige Weg, eigentlich nicht viel anders als vor 50 oder 60 Jahren. Damals wurde das Vieh nicht um die halbe Welt gekarrt, und es wurden auch nicht millionen Liter Milch in den Gulli gekippt. Aber dann kam in den 1970-iger Jahren die Europäische Gemeinsame Argrarpolitik und das Elend begann. Im Vordergrund stand Quantität statt Qualität. Die Tierhaltung stand ebenso im Hintergrund, das Ziel war möglichst viel Maße auf den Markt zu bringen, Fleisch sollte in Hülle und Fülle für Jedermann zur Verfügung stehen. Die Landwirte hat man mit Subventionen zu Tode gewirtschaftet, spätestens ab den 1990-iger Jahren war ein Bauer mit 100 Kühen kaum noch überlebensfähig. Dem Landmetzger wurde mit unbezahlbaren Auflagen die Luft heraus gelassen, so dass kaum noch einer übrig geblieben ist. Und jetzt rufen alle dem Zeitgeist entsprechend nach regionalen Produkten. Wir brauchen keine EU-Richtlinien, wir können artgerechte Tierhaltung in Deutschland viel besser und schneller umsetzen.
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  • A. M.
    Super Sache! Wir beziehen den Großteil unseres Fleisches von Elviras Bauernladen. Die Burger sind echt der Hammer... Viel Erfolg weiterhin!
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  • W. W.
    Einfach Klasse grinsen
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