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Karlstadt
"An bedeutsamem Tag von uns gegangen": Wie Theresa Harzer aus Stetten die Trauer über den Tod von Papst Franziskus in Rom erlebt
Was als Familienurlaub geplant war, wird für die 17-Jährige zur Teilnahme an einem historischen Ereignis. In der Ewigen Stadt erlebt sie zufällig die letzten Momente von Papst Franziskus' Wirken.
Die Stettenerin Theresa Harzer erlebt aktuell bei ihrem Romurlaub, wie um den verstorbenen Papst Franziskus getrauert wird.
Foto: Johanna Harzer | Die Stettenerin Theresa Harzer erlebt aktuell bei ihrem Romurlaub, wie um den verstorbenen Papst Franziskus getrauert wird.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 23.04.2025 17:00 Uhr

Trauer mit einem Hauch Zuversicht: So fasst die Stettenerin Theresa Harzer die aktuelle Stimmung in Rom nach dem Tod von Papst Franziskus zusammen. Eigentlich ist die 17-Jährige, die für diese Redaktion arbeitet, für einen Familienurlaub in die italienische Hauptstadt gereist. Harzer war bei der Ostermesse am Sonntag mit dem letzten Segen des verstorbenen Papstes dabei und hat die Nachricht vom Tod des Kirchenoberhauptes an einem besonderen Ort erhalten. 

Frage: War geplant, dass Sie am Ostersonntag der Messe auf dem Petersplatz beiwohnen?

Theresa Harzer: Nein, das war Zufall. Wir waren für die Anmeldung zu spät dran. Ein Schweizer Gardist hat uns dann aber noch Tickets gegeben. 

Am Ostersonntag hatte sich Papst Franziskus, trotz geschwächtem Zustand, noch im Papamobil über den Petersplatz fahren lassen, um den Gläubigen nah zu sein. Theresa Harzer aus Stetten erlebte dies aus der Nähe.
Foto: Theresa Harzer | Am Ostersonntag hatte sich Papst Franziskus, trotz geschwächtem Zustand, noch im Papamobil über den Petersplatz fahren lassen, um den Gläubigen nah zu sein. Theresa Harzer aus Stetten erlebte dies aus der Nähe.
Wie war es, den Papst zu sehen?

Harzer: Ich habe den Papst schon einmal in Rom erlebt. Sein erster Auftritt nach langer Krankheit war jetzt sehr kurz gehalten. Die Messe wurde von Vertretern gehalten. Der Papst wurde für die Ankündigung des Segens Urbi et Orbi in seinem Rollstuhl auf den Balkon des Petersdoms geschoben. Er sprach jedoch nur zwei Sätze, bevor er wieder in den Dom zurückkehrte. Nach der Messe fuhr der Papst in seinem Papamobil durch die Menge. Immer wieder blieb der Wagen stehen, damit Franziskus kleinen Kindern einen Segen erteilen konnte. So auch direkt vor mir. Dabei wurde schnell klar, dass der Gesundheitszustand des Papstes nicht der von früher ist. Er wirkte sehr geschwächt, konnte seine Hände kaum anheben. Trotz seines Zustandes wählte er die große Runde, um über den Petersplatz zu fahren.

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Welche Bedeutung hat der Glaube in Ihrem Leben?

Harzer: Ich bin katholisch getauft worden, wir sind jedoch keine sehr religiöse Familie, gehen nicht regelmäßig in die Kirche. Ich würde mich als Christin bezeichnen, weil ich Grundwerte wie Freiheit teile. Aber ich befürworte nicht alles in der katholischen Kirche, finde zum Beispiel nicht gut, dass Frauen von hohen Posten ausgeschlossen werden. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Eine Verbindung ist trotzdem irgendwie da. An Franziskus hat mich seine Bescheidenheit beeindruckt, das hat ihn nahbar gemacht. Und es ist etwas anderes, wenn man in Rom ist und sieht, wie die Leute ihren Glauben feiern. Das ist bewegend.

Wie haben Sie vom Tod des Papstes erfahren?

Harzer: Ich befand mich in der Kirche Santa Maria Maggiore, als die ersten Nachrichtensender Kurznachrichten zum Tod des Papstes veröffentlichten. Anschließend ging alles ganz schnell: Der Pfarrer der Kirche bekam einen Anruf und informierte daraufhin die Menschen über den Tod des Kirchenoberhaupts. Santa Maria Maggiore war die Lieblingskirche von Papst Franziskus, in welcher er auch beerdigt werden wollte.

Das Foto zeigt den Moment, in dem der Pfarrer der Kirche Santa Maria Maggiore die Gläubigen am Montag über den Tod des Papstes informiert.
Foto: Theresa Harzer | Das Foto zeigt den Moment, in dem der Pfarrer der Kirche Santa Maria Maggiore die Gläubigen am Montag über den Tod des Papstes informiert.
Wie haben die Menschen auf die überraschende Nachricht reagiert?

Harzer: Viele machten ihrer Trauer beim Weinen Ausdruck, andere hatten einen entsetzten Blick. Die Menschen versammelten sich rund um den Pfarrer am Rednerpult und trauerten gemeinsam. Alle Kirchen der Stadt läuteten ihre Glocken daraufhin für zwölf Minuten, in Gedenken an den Papst. Kurz nach Bekanntgabe des Todes wurde vor der Kirche ein Traueraltar mit Kondolenzbuch aufgestellt. Zahlreiche Besucher trugen sich ein und verabschiedeten sich von Franziskus. 

Sie waren auch beim Gedenkgottesdienst am Montagabend dabei?

Harzer: Obwohl er nicht angekündigt worden war, war der Petersplatz erneut gefüllt mit Menschen – Tausende brachten ihre Trauer zum Ausdruck. Vor dem offiziellen Gedenken sang die Menschenmenge Lieder zu Ehren des Papstes. Der Gottesdienst selbst reflektierte dessen Leben und lud zum Gebet ein. Unter den Besuchern des Gottesdienstes waren Geistliche, aber auch Touristen und Gläubige. Am Obelisk, in der Mitte des Petersplatzes, wurde eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. Neben der Trauer und dem Entsetzen vieler Gläubiger war auch ein Hauch von Zuversicht zu spüren. Dabei hörte ich vermehrt, dass es wichtig für die Gläubigen sei, dass der Papst an einem so bedeutsamen Tag von uns gegangen ist.

 
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  • Martin Dobat
    Was für ein Menschenkult! Während Jesus Christus sein Leben für uns Menschen gab, bezeichnen sich Menschen als Christen - weil sie Grundwerte wie Freiheit teil
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  • Ulrich Metzger-Obermeier
    Beeindruckende Schilderung eines bewegenden Tages, tolle Bilder!
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