Aussterbeprozesse gab es bei biologischen Arten schon immer. Doch derzeit laufen sie in 15- bis 20-fachem Tempo ab. Nicht so im Natura-2000-Gebiet „Mäusberg, Rammersberg, Ständelberg und Umgebung“östlich von Wiesenfeld. Dort geht es der Natur und bedrohten Arten prächtig. Das erfuhren die Teilnehmer eines „Runden Tisches“, bei dem jetzt erstmals ein Managementplan für dieses Gebiet vorgestellt wurde. Ein Großteil der Fläche ist Naturschutzgebiet. Entscheidend für die Qualität der Lebensräume ist die Pflege, die Landwirte dort vornehmen.
Naturexperten zollten bei der Versammlung im Landratsamt Hubert Kirsch vom Landschaftspflegeverband größtes Lob. Die Artenvielfalt habe dank der bisherigen Pflege sogar zugenommen. Leichte Sorgenfalten aber verursacht der Besuch von Naturliebhabern. So gebe es zu einzelnen Orchideenstandorten schon regelrechte Trampelpfade, berichtete der Naturexperte Walter Malkmus. Er warnte davor, auf dem Managementplan die einzelnen Standorte bestimmter Pflanzen zu genau auszuweisen. Im Wald werden schon keine durchgehenden Wege angelegt, um nicht etwa Mountainbiker anzulocken.
Basis für die Zukunft
Wozu überhaupt noch ein Managementplan? Dieser diene dazu, die Grundlage für Pflegearbeiten weiter zu festigen, sagte Dr. Thomas Keller von der Höheren Naturschutzbehörde, der das Gespräch leitete. Zwei Jahre lang wurden offene Flächen und Wälder dafür kartiert. Ziel ist es, den Plan durch Zusammenarbeit aller Beteiligten freiwillig umzusetzen. Für die Landwirte, die die Pflege durchführen, gibt es Förderprogramme.
297 Hektar groß ist das Gebiet. Der Löwenanteil gehört zu Wiesenfeld und damit zum Karlstadter Stadtgebiet, ein Randbereich auch zur Gemarkung Harrbach und damit zu Gemünden.
Das Offenland
24 Hektar sind Kalkmagerrasen mit Orchideen, 20 Hektar sind Kalkmagerrasen ohne Orchideen sowie 2,6 Hektar Wacholderheiden. Aus naturschützerischer Sicht liegt die Bewertung zwischen sehr gut und mäßig. In der Pflegeempfehlung sind Gehölzrücknahme, und Teilentbuschung, Schaf- oder Rinderbeweidung und das Belassen von Saumstrukturen aufgeführt.
Alle weiteren untersuchten Flächen wurden mit sehr gut bis gut beurteilt. Dazu gehören ein Hektar Kalkpionierrasen und 0,1 Hektar Kalkschotterhalden. Periodische Beweidung und eventuelle Felsfreistellung werden hier empfohlen. Auf knapp elf Hektar finden sich magere Mähwiesen. Diese sollten ein- bis zweimal im Jahr gemäht oder beweidet werden. Düngung ist zu vermeiden. So weit die Offenlandflächen.
Der Wald
Im Wald soll die bisherige extensive Bewirtschaftung fortgeführt werden. Hier gibt es sechs Hektar basenarme Hainsimsen-Buchenwälder, 60 Hektar Waldmeister-Buchenwälder und 3,5 Hektar Orchideen-Buchenwälder. 41 Prozent sind Labkraut–Hainbuchenwald.
Im Umkreis von zehn Kilometern sind fünf Wochenstuben für die Fledermausart Großes Mausohr nachgewiesen. Diesen Fledermäusen dient der Wald als Jagdrevier. Um den Frauenschuh zu fördern, sollten Einzelbäume entnommen oder auf Stock gesetzt und Rohboden erhalten werden.
Zur detaillierten Ansicht wird der Managementplan demnächst bei Gemeinden, der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und beim Amt für Landwirtschaft ausgelegt.