
Es ist ein saures Gefühl, das hinter dem Brustbein aufsteigt und bis in den Hals hoch spürbar ist. Mit Sodbrennen haben viele Menschen im Laufe ihres Lebens zu tun, oft sind die Beschwerden harmlos. In seltenen Fällen entwickeln Patienten und Patientinnen aber eine Entzündung in der Speiseröhre oder, noch seltener, Speiseröhrenkrebs. Hausärzte, Fachärzte und Klinikum arbeiten in diesen Fällen eng zusammen.
Wer betreut den Patienten zu welchem Zeitpunkt und wie gut ist die Versorgungslage im Landkreis Main-Spessart? Das lässt sich am Beispiel Sodbrennen gut nachvollziehen. Prof. Dr. Peter Langmann, Gastroenterologe mit Praxis in Karlstadt, und Dr. André Ragheb, Chefarzt der Inneren Medizin I und Gastroenterologe am Klinikum Main-Spessart, erklären, wie die Zusammenarbeit funktioniert.
Oft bessern sich die Symptome schnell

Erste Anlaufstelle für Menschen mit regelmäßigem Sodbrennen ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Dort bekommen Patienten in der Regel einen Blocker verschrieben, der die Mechanismen im Magen hemmt, die Säure produzieren. "Bei vielen Menschen bessern sich die Symptome damit schnell", so die Erfahrung von Langmann. Die Verätzungen, die durch die Magensäure entstehen, können dann heilen und die Medikamente wieder reduziert werden.
Doch wenn die Therapie mit dem Säureblocker nach vier bis acht Wochen keinen Erfolg zeigt, hilft nur eine Magenspiegelung weiter. Die Hausarztpraxis überweist dann an einen Facharzt wie Langmann.
Haus- und Facharzt klären, wie dringend eine Spiegelung ist
Zwei gastroenterologische Praxen gibt es in Main-Spessart – ist das genug für einen Landkreis mit 126.000 Einwohnern? Ja, sagt Professor Langmann, es komme aber immer auf die Leistungsfähigkeit der Praxen an. "Im Gesundheitszentrum in Karlstadt haben wir gute Räumlichkeiten, um eine Spiegelung für den Patienten in einem erträglichen Rahmen zu machen." Hier gibt es einen eigenen Ruhe- und Aufwachraum, sodass Spiegelungen auch neben dem Tagesgeschäft laufen können. Langes Warten auf einen Termin sei kein Problem: "Wir stimmen uns da mit den Hausärzten ab: Dort, wo die Spiegelung zeitnah passieren muss, klappt das auch."
Langmann untersucht dabei den Übergang von der Speiseröhre zum Magen. Ist der Bereich entzündet oder vernarbt? Haben sich Zellen bereits so sehr verändert, dass der Patient eine sogenannte Barrett-Schleimhaut entwickelt hat, eine Vorstufe zum Speiseröhrenkrebs? Dann nimmt Langmann eine Gewebeprobe und lässt sie im Labor untersuchen. Die Experten dort können feststellen, wie sehr sich die Schleimhaut schon verändert hat und ob bereits Krebszellen vorhanden sind.
Je nach Diagnose behandelt Langmann diese Patienten selbst weiter, lässt sie in regelmäßigen Abständen zur Untersuchung kommen und begutachtet jedes Mal eine Gewebeprobe.
Um die Speiseröhre zu behandeln, muss der Brustkorb nicht mehr geöffnet werden

Die selteneren, schwereren Verläufe überweist Langmann ins Klinikum zu Dr. Ragheb. Hat sich zum Beispiel die Speiseröhre durch Narben so sehr verengt, dass der Betroffene Beschwerden hat, kann Ragheb sie wieder aufdehnen. Besteht ein Risiko für Speiseröhrenkrebs, kann der Chefarzt das in Frage kommende Gewebe endoskopisch behandeln. Wenn ein Krebsgeschwür früh erkannt wird, kann Ragheb es per Spiegelung abtragen.
Diese Behandlung geht nur stationär, schließlich wird dabei die Speiseröhre mutwillig verletzt. "Früher haben wir die Speiseröhre nur erreichen können, indem wir den Brustkorb geöffnet haben – das war für den Patienten ein schwerwiegender Eingriff. Dass eine Behandlung jetzt endoskopisch möglich ist, ist ein riesiger Entwicklungsschritt", so Ragheb. Die Patienten spüren dann noch einige Tage ein Brennen und ein Fremdgefühl in der Speiseröhre, können aber am Folgetag wieder nach Hause.
Nachsorge und ambulante Versorgung übernimmt dann wieder ein Facharzt wie Langmann. Die Kommunikation zwischen seiner Praxis und dem Klinikum sei sehr gut, das komme auch den Patienten zugute. "Früher hatte ich Belegbetten im Karlstadter Krankenhaus – dort waren die technischen Möglichkeiten aber nicht so gut, wie heute in Lohr", sagt er. Er versuche seinen Patienten zu vermitteln, dass sich in Lohr vieles zum Positiven verändert habe. Auch für Ragheb ist die enge Zusammenarbeit mit den Fachärzten und -ärztinnen wichtig, er sei sehr dankbar für seine "Partner in der Peripherie".
So ändern sich die Zeiten.
Nur das mitbringen einer Tasche ist immer noch geblieben 😁