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Arnstein
Altlasten verzögern Nachnutzung des Lömpel-Geländes in Arnstein: Was das für das geplante Gesundheits- und Sozialzentrum bedeutet
Pläne und Modelle wurden Anfang 2023 bereits dem Arnsteiner Stadtrat vorgestellt, der Bauantrag schon ins Auge gefasst. Dann schoben sich erneute Bodenuntersuchungen vor den Baubeginn.
Vorarbeiten für den Abriss des 'Lömpel-Geländes' in Arnstein: Ein Mitarbeiter des Abrissunternehmens entfernt Dämmung und Decke.
Foto: Günter Roth | Vorarbeiten für den Abriss des "Lömpel-Geländes" in Arnstein: Ein Mitarbeiter des Abrissunternehmens entfernt Dämmung und Decke.
Günter Roth
 und  Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 04.07.2024 02:45 Uhr

In Arnstein verschiebt sich die Nachnutzung des sogenannten Lömpel-Geländes nach hinten: Eigentlich sollten 2023 bereits die Gebäude der ehemaligen Firma Lömpel-Bautenschutz abgerissen werden. Und eigentlich sollte mittlerweile ein neues Zentrum für Gesundheit, soziale Fürsorge und altersgerechtes Wohnen stehen oder sich zumindest in der letzten Bauphase befinden. Doch nun beginnen gerade erst die Abrissarbeiten – die Gebäude werden entkernt und vorbereitet, in den nächsten Tagen soll der vollständige Abriss folgen. Ursache für die Verzögerung sind mehr Altlasten im Boden als erwartet, heißt es vonseiten der Stadt.

"Das Lömpel-Gelände haben wir aus der Insolvenzmasse gekauft. Wir wussten, dass es altlastenbehaftet ist", sagt Bürgermeister Franz-Josef Sauer. Beim Kauf, etwa im Jahr 2018, habe ein amtlich anerkanntes Gutachten des Gerichts damals die Belastung durch Altlasten bewertet. Daraus hätte sich nur eine punktuelle Sanierung ergeben. Die Stadt hat anschließend Partner für ein Gesundheits- und Sozialzentrum gesucht und ist in die nähere Konzeptphase eingetreten. Dabei ging es schon um den Bauantrag und den Umgang mit den Altlasten.

"Wir müssen jetzt gucken, Baggerschaufel für Baggerschaufel, belastet oder nicht belastet."
Franz-Josef Sauer, Bürgermeister von Arnstein
Luftbildaufnahme des 'Lömpel-Geländes' in Arnstein. 
Foto: Günter Roth | Luftbildaufnahme des "Lömpel-Geländes" in Arnstein. 

Im Zuge dessen wurde allerdings erneut ein Gutachten vom Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt gefordert, etwa zwei bis drei Jahre nach dem Kauf, erklärt Sauer: "Das ganze Gelände ist wie ein Schweizer Käse durchlöchert worden, es wurden viele Sondierungsbohrungen gemacht." Das zweite Gutachten habe daraufhin ergeben, dass eine "flächige Altlastensanierung" nötig sei. Die Stadt kümmere sich derzeit mit dem Projektentwickler darum. Die Kosten könne noch keiner abschätzen, sie liegen allerdings bei der Kommune. "Wir müssen jetzt gucken, Baggerschaufel für Baggerschaufel, belastet oder nicht belastet", sagt Sauer.

Bürgermeister: Keinen "Schandfleck" in der Stadt liegen lassen

Das erste Gutachten habe den Kaufpreis beeinflusst, daher finde Sauer es "schade", dass nun im zweiten Gutachten weitaus größere Sanierungsmaßnahmen festgestellt wurden. Nichtsdestotrotz sagt er: "Es steht mir als Bürgermeister nur bedingt zu, Kritik zu üben, wenn die Umweltanforderungen sich geändert haben. Wir haben bewusst gesagt, wir gehen als Gemeinde an das Gelände ran, damit keine Altlasten und kein Schandfleck in der Stadt liegen bleiben."

Das Grundstück liegt nahe am Zentrum der Stadt und an der Schwabbach, sozusagen inmitten einer "grünen Lunge". Zukünftige Bauten dort könnten das Stadtbild für die nächsten Jahrzehnte prägen, erklärt der Geschäftsführende Beamte Arnsteins, Fabian Helmerich.

Ein Antrag auf staatliche Förderung der Altlastensanierung sei gestellt, die Stadt warte auf den Förderbescheid, so Sauer. So sei es zwar zu einem zeitlichen Verzug gekommen, der Bürgermeister hofft jedoch, dass der finanzielle Mehraufwand dadurch kompensiert werde.

Womöglich müssen nicht alle Altlasten entsorgt werden

Durch den Umgang des Unternehmens Lömpel-Bautenschutz mit Holz und Baumaterialien seien verschiedene Stoffe aus der Verarbeitung in den Untergrund gedrungen, erklärt Sauer. Auch vonseiten des Landratsamts heißt es, dass aufgrund langjähriger gewerblicher Nutzung des Grundstückes, einschließlich einer Betriebstankstelle, bei einer orientierenden Untersuchung Bodenverunreinigungen festgestellt wurden. 

Die Abrissfirma macht eine Vorsortierung des Materials.
Foto: Günter Roth | Die Abrissfirma macht eine Vorsortierung des Materials.

Für ein genehmigungsfähiges Sanierungskonzept sind weitergehende Untersuchungen, zunächst eine sogenannte Detailuntersuchung, aus Sicht des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg und des Staatlichen Gesundheitsamts unabdingbar. Nach einer historischen Erkundung und einer orientierenden Untersuchung folgen dabei weitergehende Untersuchungen, um festzustellen, welche Ausmaße die Altlast hat. Einerseits geht es um die Menge, aber auch um die räumliche Verteilung. Danach sei zu bewerten, inwieweit Sanierungs-, Schutz- oder Beschränkungsmaßnahmen erforderlich sind.

Jedoch: Nicht jede Altlast müsse entsorgt werden. Je nach Gefährlichkeit für Mensch, Nutzpflanzen oder Gewässer sind unterschiedliche Maßnahmen erforderlich. Ab dem Verfahrensschritt der Detailuntersuchung hat der Verursacher bzw. Eigentümer des betroffenen Grundstückes die Kosten zu tragen – in diesem Fall also die Stadt Arnstein.

Staubwolken lassen es erkennen: Mauern und Decken fallen bereits.
Foto: Günter Roth | Staubwolken lassen es erkennen: Mauern und Decken fallen bereits.
Die Gebäude werden vor dem Abriss komplett entkernt.
Foto: Günter Roth | Die Gebäude werden vor dem Abriss komplett entkernt.
 
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