
Von Doris Santangelos Terrasse aus ist sie nicht zu übersehen: Gemündens überdimensionierte Adventskerze, die seit dem 1. Dezember die Konturen des Bergfrieds der Scherenburg erstrahlen lässt. Eine Attraktion ganz nach dem Geschmack der 58-Jährigen, die sich selbst als absoluten Weihnachtsfan bezeichnet. Deutlich wird das nicht nur auf ihrer mit Schneemännern und Lichterketten verzierten Terrasse. Santangelos gesamtes Grundstück in der Weißensteinstraße ist zur Weihnachtszeit über und über mit Rentieren, Zuckerstangen, Sternen und unzähligen Lichtern geschmückt.
Indem sie vor fünf Jahren damit begonnen hat, ihr Haus, das sie mit Ehemann Alfio und Hündin Paty bewohnt, in größerem Stil zu schmücken, hat Santangelo mittlerweile selbst einen weiteren Gemündener Hingucker geschaffen. Die Lage gegenüber dem zentralen Edeka-Einkaufsmarkt und an der B 26 trägt ihr Übriges dazu bei, dass Paty abends des Öfteren bellend neugierige Zaungäste begrüßt.
Freude über den Zuspruch für ihren "Lichterzauber"

Santangelo, die mit ihrem Mann vor elf Jahren die Sendelbacher Eigentumswohnung gegen das Haus mit Garten in Gemünden eingetauscht hatte, freut das. "Wenn ich mitbekomme, dass Eltern mit ihren Kindern vorbeilaufen und die fragen, ob hier das Christkind wohnt, dann wird mir schon warm ums Herz." Gleiches gilt für die anonymen Zettel, die die gebürtige Lohrerin manchmal in ihrem Briefkasten findet. Bedankt wird sich darauf etwa für "den schönen Lichterzauber".
Ein Sahnehäubchen auf ihr Hobby, das die dreifache Mutter jedoch in erster Linie für sich selbst praktiziert. Die überwiegend in weiß gehaltene Beleuchtung habe auf sie eine beruhigende Wirkung. "Ich sitze am Abend manchmal eine ganze Stunde draußen auf der Terrasse und gucke einfach nur die Lichter an. Die haben für mich so etwas Friedliches an sich. Also genau das, was man bei dieser chaotischen Welt momentan so braucht."
Ihre Deko-Aktivitäten beschränkt Santangelo deshalb nicht auf Hausfassade und Garten. "Jedes Zimmer, Bad, Schlafzimmer, sogar das Gästeklo. Alles dekoriert und mit Lichtern", zählt sie auf und lacht. Damit das alles pünktlich vor dem ersten Adventswochenende geschafft ist, beginnt die Gemündenerin mit dem Schmücken bereits Mitte Oktober. 40 Arbeitsstunden schlagen am Ende geschätzt zu Buche – ein Aufwand, der für Santangelo, die in der Mittagsbetreuung der Lohrer Grundschule arbeitet, jedoch in erster Linie Spaß und Ausgleich bedeutet.
Santangelo war schon immer Deko-Fan

Auf die Idee, in der Weihnachtszeit in Sachen Deko so richtig auf den Putz zu hauen, kam Santangelo jedoch nicht erst vor ein paar Jahren. "Ich habe das schon immer gemacht. Auch als die Kinder klein waren, habe ich damals unsere Wohnung dekoriert." Eine ihrer Töchter war es dann auch, die ihr zum Geburtstag – der ist natürlich im Dezember – ihre erste leuchtende Außendekoration geschenkt hat. "Das war ein Schneemann, den habe ich immer noch, der steht hier am Eck unterhalb der Terrasse."
Und auch wenn ihre drei Kinder mittlerweile erwachsen und ausgezogen sind: Weihnachten feiert die ganze Familie gemeinsam in der Weißensteinstraße, inklusive der mittlerweile drei Enkel. Neben dem religiösen Kern – Santangelo beschreibt sich als gläubig, gehe jedoch nicht in die Kirche – ist das nämlich das, was Weihnachten für sie aus- und schön macht: das stundenlange gemütliche Zusammensitzen im Kreis der Liebsten zu gutem Essen, mit traditioneller Bescherung und zwischen ihrer fantasievoll zusammengestellten Fülle an Dekoration.
Tipp von der Dekoexpertin: Weihnachtsdeko nie an Weihnachten kaufen

Damit ihr das Hobby mit teils aufwändigen Dekoelementen wie der 150 Meter langen Lichterkette, die sich einmal um das Grundstück zieht, finanziell nicht über den Kopf wächst, verfolgt Santangelo bei der Erweiterung ihrer Sammlung einen speziellen Grundsatz: "Ich kaufe meine Dekorationen nie im Herbst oder gar zur Weihnachtszeit, sondern immer im März, April oder im Januar im Ausverkauf." Eine Strategie, mit der sie ihren täuschend echt aussehenden Kunst-Weihnachtsbaum im letzten Jahr ganze 150 Euro billiger bekommen hatte.
Welche Erweiterungen im nächsten Jahr anstehen, überlegt sich die Gemündenerin deshalb immer schon ein Jahr im Voraus, bevor sie die Dekoration Ende Februar gänzlich wieder in dem eigens dafür reservierten Kellerraum verstaut. Bis dahin wird der Lichterzauber noch einigen Vorbeifahrenden den Kopf verdrehen – oder zum langsamen Fahren anregen. Ein positiver Nebeneffekt, den Santangelo bereits beobachtet und als guten Grund dafür abgespeichert hat, ihr Haus auch im kommenden Jahr wieder mit der Adventskerze an der Scherenburg um die Wette leuchten zu lassen.
