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Lohr
80-Jährige wartete über acht Stunden in der Notaufnahme in Lohr
Sind in der Notaufnahme des Lohrer Kreiskrankenhauses die Wartezeiten mitunter unzumutbar lang? Ein 50-Jähriger schildert entsprechende Erlebnisse seiner Tante. Die Klinikleitung spricht jedoch von einem Ausnahmefall.
Foto: Johannes Ungemach | Sind in der Notaufnahme des Lohrer Kreiskrankenhauses die Wartezeiten mitunter unzumutbar lang? Ein 50-Jähriger schildert entsprechende Erlebnisse seiner Tante. Die Klinikleitung spricht jedoch von einem Ausnahmefall.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:31 Uhr

Sind die Wartezeiten in der Notaufnahme des Lohrer Kreiskrankenhauses unzumutbar? Beschwerden gibt es immer wieder. Nun wandte sich ein Mann mit einem besonders drastischen Fall an die Redaktion. Seine über 80-jährige Tante war über acht Stunden in der Notaufnahme. Das Klinikum Main-Spessart bedauert den Fall, spricht jedoch von einer Ausnahme. Grundsätzlich hätten die Beschwerden abgenommen.

Der Fall: Der 50-Jährige aus dem Altkreis Lohr schildert, dass sich seine Tante am Samstag, 7. September, gegen 14 Uhr mit einer Venenentzündung und starken Schmerzen in die Notaufnahme begeben habe. Erst gegen 22.45 Uhr habe sie die Klinik wieder verlassen, nachdem sie Ultraschalluntersuchung, Thrombosespritze, eine Tablette und schließlich den Arztbrief erhalten habe.

Etliche Patienten hätten an diesem Tag sehr lange warten müssen, schildert der Mann. Bei seiner Tante sei hinzugekommen, dass diese einen behinderten Sohn habe, der alleine zu Hause gewesen sei, sich nicht selbstständig versorgen könne und sich auch von niemandem außer seiner Mutter helfen lasse.

Die in der Notaufnahme diensthabende Ärztin sei an dem Tag zusätzlich für eine normale Station und die Intensivstation zuständig gewesen, schüttelt der Mann in sichtlicher Erregung den Kopf. Selbst eine Patientin, die vom Rettungsdienst eingeliefert worden sei, habe über Stunden in einem Bett im Gang gelegen, weil alle Behandlungszimmer voll waren. An der Patientenannahme seien die Menschen Schlange gestanden.

Essen vom Schnellrestaurant

Der Mann empört sich, dass es für die in der Notaufnahme Wartenden teilweise keine Möglichkeit gebe, den nach Stunden aufkommenden Hunger zu stillen. Da der Kiosk am Abend geschlossen gewesen sei, habe er für seine Tante aus einem Schnellrestaurant ein Mahl direkt in den Behandlungsraum geliefert, »damit sie nicht umkippt«, sagt der Mann. Auch seine Tante sei ob der Zustände merklich aufgebracht gewesen. »Zwei, drei Stunden, das ist normal, aber fast neun Stunden in der Notaufnahme, das sind keine Zustände«, schimpft der 50-Jährige.

Die Redaktion konfrontierte die Verantwortlichen des Klinikums Main-Spessart mit den Vorwürfen. Günter Betz, Verwaltungsleiter des Klinikums und Klinikreferent des Landkreises, äußerte einerseits sein Bedauern, bat jedoch auch um Verständnis für gewisse Zwänge.

Zum Einzelfall werde man sich aus Gründen des Datenschutzes nicht im Detail äußern, so das Klinikum. Grundsätzlich seien die Wartezeiten jedoch »in jeder Klinik ein Thema, das immer wieder aufschlägt«, so Betz. Eine Notaufnahme sei ein »Saisongeschäft«, bei dem es immer wieder Ausreißer gebe, speziell zu Zeiten, in denen die Arztpraxen geschlossen seien.

Direkt nach der Schließung der Notaufnahme im Marktheidenfelder Krankenhaus im April 2017 sei die personelle Besetzung der Lohrer Notaufnahme zu schwach gewesen, sagt Betz. Das habe man bemerkt und nachgesteuert.

Nun sei die personelle Situation so: Außerhalb der regulären Dienstzeiten, also auch am Wochenende, seien durchgängig drei Fachkräfte wie Krankenschwestern vor Ort. Daneben sei in jedem Fachbereich der Klinik ein Arzt für Fälle in der Notaufnahme zuständig.

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Niemand wird weggeschickt

Diese Ärzte leisten laut Betz normalen Dienst auf ihren Stationen, werden jedoch in die Notaufnahme gerufen, wenn dort ein Fall aus ihrem Fachgebiet vorliegt. Zu der Aussage, wonach an dem betreffenden Samstag in der Notaufnahme aktive Ärztin gleichzeitig noch auf einer normalen Station und in der Intensivstation im Einsatz war, sagt Betz: »Das kann sein.« Auf die Frage, weswegen man bei langen Wartezeiten weniger schwere Fälle nicht wieder nach Hause schicke, verweist Betz einerseits auf haftungsrechtliche Gründe. Auch wolle man sich nicht nachsagen lassen, dass in der Lohrer Notaufnahme Patienten die Behandlung verweigert werde. Deswegen gilt laut Betz: »Es wird niemand heimgeschickt.«

Der 50-Jährige, der sich an die Redaktion gewandt hatte, sieht für die Zustände nicht das Klinikpersonal verantwortlich. Es sei die Kreispolitik, die die Notaufnahme auf zu kleiner Flamme fahre, kritisiert er. Man könne nicht die Notaufnahme in Marktheidenfeld schließen, ohne die in Lohr kräftig auszubauen.

Ein Ausbau der Kapazität in Lohr beispielsweise durch ein Aufstocken des Personals ist laut Betz nicht vorgesehen. Zuständig für die Struktur sei letztendlich der Klinikträger, also der Landkreis. Es gebe keine gesetzlichen Vorgaben, so Betz. Die Personalstärke orientiere sich an Fallzahlen.

Bis zu 70 Patienten pro Tag

In der Lohrer Notaufnahme ist die Zahl der Fälle in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Notaufnahmen in Karlstadt und Marktheidenfeld wurden zum 1. April 2017 geschlossen. Zählte man 2017 in Lohr noch 14789 Patienten, waren es ein Jahr später 17158. Im laufenden Jahr kamen von Januar bis August 11997 Patienten in die Notaufnahme. An Spitzentagen liegt die Zahl laut Klinikum bei rund 70 Patienten. Auch an dem betreffenden Tag habe sich die Zahl in dieser Größenordnung bewegt.

Im Kreistag schlagen laut Betz immer wieder Schilderungen von Einzelfällen und Wartezeiten auf. Die Klinikleitung nimmt dann Stellung und erklärt Hintergründe. Eine Diskussion über eine Aufstockung des Personals gab es im Kreistag in jüngerer Zeit nach Kenntnis der Redaktion jedoch nicht. Betz sieht dafür trotz des aus seiner Sicht unerfreulichen Ausreißers keinen Anlass. Er sagt über die Notaufnahme: »Wartezeiten werden sich nie ausschließen lassen«.

Kürzere Wege in neuer Klinik

Nach der für Ende 2024 ins Auge gefassten Inbetriebnahme des Zentralkrankenhauses in Lohr wird die Notaufnahme laut Betz personell auch nicht stärker ausgestattet sein. Allerdings werde der Bau für Ärzte kürzere Wege bieten. »Da erwarten wir uns schon Verbesserungen«, sagt Betz.

 
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  • info@softrie.de
    Selbst Schuld. Es ist eine Venenentzündung und mit der geht man zum Arzt. Samstags geht man dann in die ärztliche Bereitschaftspraxis oder ruft den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117. Sollte es dramatisch sein, wird man mit entsprechender Dringlichkeit ins Krankenhaus geliefert.
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  • diener
    Jaja

    unsere Kreisräte und unser Landrat .
    Da muss der Klinikreferent wieder für alle Versäumnisse herhalten und keiner
    bekommt den Hintern hoch und stellt sich der Verantwortung.
    Hauptsache sie haben die Krankenhäuser und Notaufnahmen im Landkreis
    geschlossen . Aber um welchen Preis ! ! !
    Bald sind wieder Kommunalwahlen und ich bin gespannt wer dieses Thema aufgreift .
    Und ob die jetzt Verantwortlichen dann auch ihren Denkzettel dafür bekommen !
    Wünschenswert wäre es auf jeden Fall , weil sie nicht im Sinne der Bürger gehandelt
    haben .
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  • berndloeber
    Eine einzige, aber vorhersehbare Katastrophe,die alleine der Kreistag und
    speziell unser Landrat zu verantworten haben
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  • Leider ist dieser Bericht einseitig aus Sicht des Patienten/Angehörigen. Laut SGB V ist für die Notfallversorgung die kassenärztliche Versorgung zuständig. Dafür wurden bayernweit gut funktionierende Notfallpraxen eingerichtet. Die Krankenhäuser sind im eigentlichen Sinn nur für lebensbedrohliche Notfälle zuständig. Dieser liegt bei einer Venenentzündung nicht vor. Somit wurde vom Patient und dem Angehörigen die falsche Versorgungsstruktur gewählt. Das Krankenhaus hat die Patientin nicht weggeschickt und eine (dem Bericht nach) adäquate Versorgung abgeliefert. Es ist nicht möglich für alle Fälle zu jeder Zeit ausreichend Ressourcen vorzuhalten.
    Nach der Vorgabe werden Patienten entsprechend eines Sichtungssystems einer medizinischen Kategorie zugewiesen. Eine Venenentzündung ist kein prioritärer Notfall und muss warten.
    Kurzum: falsche Versorgungsstruktur (Venenentzündung ist nichts für die Notaufnahme), adäquate Versorgung und dann beschwert.
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  • Albatros
    "Laut SGB V ist für die Notfallversorgung die kassenärztliche Versorgung zuständig". Super, vielen Dank, genau so funktionieren viele Krankenhäuser. Wo der Patient mit abgetrennter Hand in die Notaufnahme kommt und die gelangweilte Dame am Empfang sagt: "Bei welcher Krankenkasse sind Sie versichert?". Ich kenne den Einzelvorfall nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass die 80-Jährige einfach Hilfe haben möchte und sich nicht erst durch den Paragrafendschungel durchkämpfen will. Ich kann Ihnen so viel sagen, dass meine Mutter vom Arzt in die Uni-Klinik WÜ eingewiesen wurde und am nächsten Tag, entgegen der ausdrücklichen Bitte meiner Mutter, vom Arzt entlassen wurde, mit dem Kommentar, "Sie suchen nur einen Grund um im Krankenhaus bleiben zu können". Ich habe die Klinik um Stellungnahme gebeten und diese wird von meinem Anwalt geprüft, in wie weit eine unterlassene Hilfeleistung vorliegt. So geht man nicht mit Menschen um, das ist Deutschland im Jahr 2019.
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  • joroma
    Wenn das tatsächlich kein Fall für eine wie auch immer genannte Notaufnahme ist, frage ich mich, warum die Klinik dies dann nicht selbst schreibt?
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  • info@softrie.de
    Sie haben vollkommen Recht!
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  • ammi187@gmail.com
    Inkompetente Entscheidung einer voreiligen Schliessung auf Kreiseben. Die Politik kommt mit einer Fehlentscheidung nach der anderen zu Lasten der Bürger. Geld and allen Ecken einsparen und sich selber Fette Besoldungen zahlen.
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  • marcopintar
    Jetzt muss ich es hier halt auch noch einmal schreiben: ich wurde vom Notfalldienst nach Lohr überwiesen und musste - wenn überhaupt - 2 Minuten warten. Es ist sicherlich immer schlimm für die Patienten, denen es nicht gut geht und die dann (wegen Überlastung) lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. und ich stimme auch zu, dass da jede Minute zu viel ist. Aber ich kann halt auch keine Notaufnahme für 1000 Patienten vorhalten, wenn ich sie nie brauche.
    Sicherlich ist nicht alles optimal verlaufen bei den 3 KKH - vor allem in der Kommunikation. Wenn ich immer lese, dass man Krankenhäuser geschlossen hat bevor das neue gebaut ist... Die Notaufnahmen wurden - nach meinem Kenntnisstand - geschlossen, weil keine Ärzte mehr da waren. Wer trägt die Verantwortung für eine Notaufnahme, in der (tatsächliche) Notfallpatienten aufgrund fehlender Ärzte nicht behandelt werden können? Wie würden wir reagieren wenn wir sicher wüssten, dass unsere Firma in ein paar Jahren zu macht...
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  • Erding
    "Zu Hause sterben die Leute!"
    Die wirklichen Notfälle, denen wirklich geholfen wurde, reden sicher ganz anders. Patient heißt "Geduld haben!" Bis man an der Reihe ist. Die alte Dame war doch im Krankenhaus gut aufgehoben. Was hätte sie allein zu Hause gemacht? Und wozu hat man Angehörige? Die müssen halt dann auch Zeit aufbringen. Da hilft kein Jammern und Wehklagen! Einfach dankbarer sein.
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  • Einwohner
    Datenschutz ist immer eine schöne Ausrede. Wie kann man auch die Krankenhäuser in Markteidenfeld und Karlstadt schließen bevor der Neubau fertig ist. Wer plant sowas? Wie kann man da zustimmen?
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  • n.blatterspiel@web.de
    Notaufnahme (auch Rettungsstelle, Notfallaufnahme, Notfallambulanz, Notfallstation, Nothilfe oder Erste-Hilfe-Station) ist eine Anlaufstelle im Krankenhaus zur Akutversorgung und ist Teil der Notfallmedizin.
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  • spindler.d@googlemail.com
    vielen dank lieber Kreisrat grinsen
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  • TessaKraemer@t-online.de
    Da kam einem ja noch ganz andere Kriterien bei der Wahl des Wohnortes in den Sinn.
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  • artur.weber@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Franken48
    Bestimmt kein Einzelfall. Habe schon von ähnlichen Fällen gehört. Mein Rat meidet das Krankenhaus Lohr. Für eine Notaufnahme, hätte Marktheidenfeld Platz genug.
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