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Rieneck
Wieder kein Fasching: Warum vier Narren aus MSP die fünfte Jahreszeit vermissen
Für Außenstehende ist die Sehnsucht nach Fasching nicht unbedingt nachvollziehbar. Wir haben vier Närrinnen und Narren gefragt, wie sehr es sie in den Fingern juckt, nächstes Jahr wieder Vollgas zu geben.
Michèle Preising vom Zellinger Fasenachtsverein bei einem Auftritt im Jahr 2020. Die erneute Absage der Fasenacht findet sie vor allem für die Kinder schade, die lange für ihre Auftritte trainiert haben.
Foto: Thomas Schreck | Michèle Preising vom Zellinger Fasenachtsverein bei einem Auftritt im Jahr 2020. Die erneute Absage der Fasenacht findet sie vor allem für die Kinder schade, die lange für ihre Auftritte trainiert haben.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Die erneute Absage der Prunksitzungen trifft die Fastnachtsfreunde im Landkreis hart. Vier Närrinnen und Narren erzählen, was sie besonders vermissen. Ganz vorne dabei: Die Geselligkeit.

Michèle Preising (Tänzerin beim Zellinger Fasenachtsverein) tut es vor allem für die Kinder leid

"Bei uns ist die Fasenacht 365 Tage im Jahr ein Thema", sagt Michèle Preising. Schon 1989 begann sie als kleines Mädchen als Tänzerin im Zellinger Fasenachtsverein, vor zehn Jahren wurde sie mit ihrem Mann Florian zum Prinzenpaar gewählt und kennengelernt hat sich das Paar ebenfalls über den Verein. Das närrische Treiben fehlt ihr in diesem Jahr sehr: "Wir hatten uns so viel für die Saison erhofft, die Kostüme waren fast fertig genäht und dann wurde alles abgesagt." Besonders schlimm sei es für die Kinder. "Wir Erwachsenen verstehen ja, warum die Absage nötig ist, aber den Kindern kann man das nur schwer erklären, wenn sie das ganze Jahr für den Auftritt geübt haben", so Preising.

"Da sieht man sonst Leute, die man das ganze Jahr nicht sieht."
Michèle Preising vom Zellinger Fasenachtsverein über das fehlende Zusammensein

Bei der Online-Sitzung, die der Zellinger Fasenachtsverein am Samstag über YouTube ausstrahlt, hat Preising zwar im Hintergrund mitgewirkt, und "da ging schon ein bisschen was", sagt sie. "Doch uns hat es letztes Jahr schon in den Fingern gejuckt." Deshalb seien alle digitalen Ersatzveranstaltungen allenfalls ein kleiner Trost und können die persönlichen Begegnungen nicht ersetzen. "Da sieht man sonst Leute, die man das ganze Jahr nicht sieht, weil sie extra wieder in ihre alte Heimat kommen", bedauert Preising.

Und auch beim jüngsten Familienmitglied im Hause Preising hat das Fasenachtssfieber schon zugeschlagen: "Selbst unser kleiner Sohn reißt schon die Hände in die Höhe, wenn man ihn fragt, ob er sich auf die Fasenacht freut."

Michael Meisenzahl (Büttenredner bei der KaKaGe Karlstadt) beginnt die Fastnacht in homöopathischen Dosen

Michael Meisenzahl von der KaKaGe Karlstadt beim Online-Auftritt 2020 als der Wendler.
Foto: Rebecca Meisenzahl | Michael Meisenzahl von der KaKaGe Karlstadt beim Online-Auftritt 2020 als der Wendler.

"Ich habe ja das Privileg, dass ich einer der wenigen bin, die in diesem Jahr doch noch einen kleinen Auftritt vor Publikum haben dürfen", sagt Michael Meisenzahl, der in normalen Jahren vor den Karlstadter Schwedenmännli in der Bütt steht. Denn die KaKaGe lädt am Faschingssonntag von 11.11 bis 16.11 Uhr im historischen Rathaus zur Aktion "Mit Frohsinn geimpft" ein. Die Wartezeit nach der Spritze, die die Geimpften sonst in einem schnöden Warteraum absitzen, wird dort von Meisenzahl versüßt. Mit dabei sind auch Werner Hofmann und Gerlinde Heßler. Zum Programm will er noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Es wird eine Art Faschings-Quizshow geben, mit allerlei Kuriositäten und der ein oder anderen dummen Frage.

Dennoch sagt der Büttenredner: "Man ist natürlich traurig, wenn man daran denkt, wie pickepackevoll die Säle sonst sind." Doch es sei schon eine Verbesserung zu vergangenem Jahr, in dem er für einen Livestream ganz allein vor der Kamera stand. "Wir beginnen mit dem Fasching wieder in homöopathischen Dosen", sagt er und ist sich sicher, dass im nächsten Jahr wieder das volle Programm möglich sein wird.

Franziska Hofstetter (Zweite Vorsitzende der Hädefelder Lorbser) fehlt vor allem das Zwischenmenschliche

Franziska Hofstter von den Marktheidenfelder Lorbsern.
Foto: Franziska Hofstetter | Franziska Hofstter von den Marktheidenfelder Lorbsern.

"Superschade" findet Franziska Hofstetter von den Hädefelder Lorbsern, dass der Fasching das zweite Jahr in Folge abgesagt wurde. "Da sind wir uns denk ich alle einig". "Bei uns ist Fasching nicht nur Fasching, sondern das Gemeinschaftsgefühl steht im Vordergrund", so Hofstetter. Viele seien seit etlichen Jahren Mitglied im Verein, da seien sehr gute Freundschaften entstanden. "Das Zwischenmenschliche geht total verloren."

Vergangenes Jahr hat der Verein für seine Mitglieder noch eine aufwändige Online-Sitzung gefilmt, in diesem Jahr haben sich die einzelnen Gruppen mit kleinen Videos auf YouTube vorgestellt. "Wir wollen unsere Mitglieder ja irgendwie bei Laune halten", sagt Hofstetter.

Für den Sommer sind bei den Lorbsern einige Veranstaltungen geplant, die dann aber nicht im Zeichen von Fasching stehen sollen, sondern nur dem Zusammenhalt dienen sollen. "Fasching im Sommer ist nichts", so Hofstetter. Und auf dem nächsten Jahr liegen dann alle Hoffnungen der Narren. "Denn drei Jahre ohne Fasching, das wäre schon schlimm", so Hofstetter.

Fabian Hörnis (1. Präsident der Rienecker Göikel) sieht den Nachwuchs in Gefahr

Der Präsident der Rienecker Göikel Fabian Hörnis (rechts) im vergangenen Jahr, als der Verein digitale Rückblicke auf die närrischen Prunksitzungen präsentierte.
Foto: K-H. Wiesenfelder | Der Präsident der Rienecker Göikel Fabian Hörnis (rechts) im vergangenen Jahr, als der Verein digitale Rückblicke auf die närrischen Prunksitzungen präsentierte.

"Bescheiden", antwortet Fabian Hörnis auf die Frage, wie die Stimmung bei den Rienecker Fasenachtern angesichts der erneuten Absage ist. Garden und Büttenredner, alle waren vorbereitet, hätten trainiert "wie blöd" und dann sei alles für die Katz gewesen. Besonders schade sei die Absage der Sitzungen auch angesichts des Nachwuchsproblems, mit dem die Göikel zu kämpfen haben. "Wir haben seit einigen Jahren wenige Gardemädels und wenn jetzt noch die Sitzungen abgesagt werden, ist es natürlich schwer, die zu halten, die noch dabei sind", sagt Hörnis. Durch die Renovierung des Bürgerzentrums hätten die Gruppen ohnehin schon einiges schlucken müssen und Corona verstärke das Problem deutlich.

Doch auch in Rieneck wird das Beste aus der Situation gemacht. "An der Weiberfastnacht hat unsere kleine radikale Splittergruppe, die Läwerweiber, sich spontan getroffen und für Stimmung gesorgt", erzählt Hörnis. Und am Fasenachtsdienstag, an dem man sich in Rieneck traditionell mit dem "Üwerzuch" verschleiere, kann sich der Göikel-Präsident vorstellen, dass das auch ein wenig im Freien zelebriert werde. Coronakonform maskiert seien ja dann ohnehin alle.

 
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