Nebelschwaden wabern über den Boden, stapfend nähern sich schwere Stiefel, Nachtwächter Elmar schaut nach dem Rechten. "Danke, das war's, die Szene ist im Kasten." Zugegeben, diese Einstellung ist frei erfunden. Wahr dagegen ist, dass der Zellinger Fastenachtsverein eine Online-Prunksitzung abdrehte, und auch, dass der Retzstadter Fasenachters Elmar Nun als Nachtwächter dabei ist.
Drei Wochenenden drehten die Fasenachter vor allem, aber nicht nur, in ihrem Vereinsheim, das sie dafür zu einem Studio umfunktionierten. Mit Licht, geliehenen Vorhängen und professioneller Ausrüstung. Auch diese war teilweise geliehen, wurde doch mit vier Kameras gleichzeitig gefilmt. Ein Teammitglied stellte einen Hazer zur Verfügung, der feinen Dunst erzeugt, um die Lichtkegel der Scheinwerfer sichtbar zu machen.
"Der Aufwand ist zwei- bis dreimal so hoch wie bei einer klassischen Sitzung", erklärt Sitzungspräsident Klaus Ziegler. Drei Teammitglieder kümmerten sich an den Drehtagen nur um die Tontechnik, eines um die Lichttechnik, acht wirkten als Kameraleute. Auch eine Visagistin durfte nicht fehlen – gefilmt wurde in 4k, da will man gut aussehen. Dazu kamen noch Helfer, zum Beispiel um das Hygienekonzept umzusetzen, es galt generell 2 G plus. Je Drehtags entstanden vier bis fünf Stunden Rohmaterial. Es zu bearbeiten und zu schneiden dauerte fast noch einmal so lange.
Viele bekannte Gesichter
Ziel der Online-Sitzung war ein knapp dreistündiger Stream. Etwas anders aufgebaut als eine Prunksitzung, aber mit vielen bekannten Gesichtern der Zellinger Fasenacht. Zum Beispiel Maxi und Jochen, Klaus Amrhein in der Bütt als Metzger sowie als Gäste der bekannte Elmar Nun als Nachtwächter und der nicht minder bekannte Rolf Hertzel aus Rottendorf, diesmal nicht als Hauptmann Küppers, sondern mit der Figur Gerd Nägele. Er sprang kurzfristig für zwei Damen ein, denen ein positiver Test dazwischen kam. Als Newcomer sind Wolfi und Uwe dabei. Neuland sind Beiträge wie "Zu Gast im Studio" oder "Smalltalk mit dem Sitzungspräsidenten".
Und wie ist es, nicht auf der Bühne zu stehen, sondern im Studio? Elmar Nun vermisste in seiner Bütt' als Nachtwächter die Reaktionen des Publikums vom Raunen bis zum herzhaften Lachen. Und natürlich den Applaus. Damit es nicht ganz so trocken rüberkommt, wird beim Nachbearbeiten noch mancher Tusch eingefügt.
Auch Musik kommt nicht zu kurz : einmal mit der Partyband" "Die Kellermäster" aus Zellingen, mit der gleich fünf Einstellungen gedreht wurden. Die "Binsfelder Musikanten" als Sitzungskapelle durfte natürlich auch nicht fehlen. Diese konnten aber nicht im Vereinsheim gefilmt werden, das hätte das Studio gesprengt, statt dessen fuhr das Team nach Binsfeld zum Probenraum in der Halle.
Die Tänze – es gibt Garde und Schautänze – wurden in der Friedrich-Günther-Halle gedreht. Die Übergabe der Urkunden an die Garden oder ihre Trainerinnen wiederum im Studio. Die Drehreihenfolge an den insgesamt fünf Drehtagen hat auch nichts mit der im Stream zu tun, sondern folgte der Logistik: Erst die Musikaufnahmen, dann die Trainerinnen, danach die Büttenreden, die Urkundenverleihung und quasi als krönenden Höhepunkt die Tänze.
Hoffnung auf klassische Sitzung
Als die Garden mit dem Einstudieren und Üben anfingen, hofften sie noch auf eine klassische Sitzung. Aber so war das viele Training nicht umsonst, sondern es gab ein Ziel. Während die Kinder- und Jugendgarde neue Tänze einstudierten, zeigt die Prinzengarde ein Medley aus drei Jahren. Nicht dabei sind die Zellinger Turedancer. Sie haben zwar einen neuen Tanz, wollen diesen aber nicht streamen, um damit bei hoffentlich 2023 wieder stattfindenden Turnieren antreten zu können.
Die Online-Prunksitzung wird am Samstag, 26. Februar, ab 19.33 Uhr und am Sonntag, 27. Februar, ab 17 Uhr über die Plattform YouTube als Livestream gezeigt.
