Fast 100 Millionen Euro würde es kosten, das neue Radverkehrskonzept für den Landkreis Main-Spessart umzusetzen. In dieser Summe sind aber zum Beispiel neue Brücken und Unterführungen noch nicht berücksichtigt. Bei der Vorstellung im Ausschuss für Landkreisentwicklung erklärte Thorsten Zobel vom Planungsbüro RV-K aus Frankfurt, dass das Konzept Grundlage für Politik und Verwaltung für etwa die nächsten zwölf Jahre sein soll.
Ziel sei ein Netz für Radfahrer im Alltagsverkehr, das alle Ortsteile von Gemeinden, die Bahnhöfe und die weiterführenden Schulen berücksichtigt. Anders als bei touristischen Wegen sollten schnelle und möglichst direkte Verbindungen geschaffen werden. Dabei sollen die übergeordneten Radhauptverbindungen (220 Kilometer) und Radhauptverbindungen (950 Kilometer) generell asphaltiert sein, nur für Basisverbindungen (90 Kilometer) als dritte Kategorie seien Schotterwege akzeptabel.
Förderung von bis zu 70 Prozent in Aussicht
Sehr schnell und relativ günstig sollen 113 Sofortmaßnahmen umgesetzt werden, hier geht es um verkehrsrechtliche Anordnungen und Beschilderung. Aufwändiger wird es bei 83 weiteren Maßnahmen mit Abstimmungsbedarf und hohen Kosten. Richtig teuer werden die 138 baulichen Sanierungen und Neubauten von Radwegen, etwa an Staatsstraßen, oder die Asphaltierung bestehender Wege (57). Zu diesen enthält das Konzept Daten zu Priorisierung, Kostenrahmen und Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Nach Straßenarten aufgeteilt entfallen von den 98 Millionen Euro auf Gemeindestraßen und Wirtschaftswege 54 Millionen, auf Kreisstraßen 23 Millionen und auf Staats- oder Bundesstraße 7,6 Millionen. Für 21 Projekte wie Überführungen konnten keine Kosten ermittelt werden. Den immensen Baukosten stehen hohe Förderungen von Bund und Land von bis zu 70 Prozent gegenüber. Eine Nachfrage in der Diskussion ergab allerdings, dass die Baulast für Radwege an Kreisstraßen bei den Kommunen liege.
Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen sollen verbessert werden
Zum Radverkehrskonzept gehört auch eine Bike & Ride-Analyse. Hier wurden Abstellanlagen an und nahe bei Bahnhöfen bewertet. Gerade die Pendelachsen nach Würzburg und Frankfurt sind laut Thorsten Zobel gut geeignet, Fahrrad und ÖPNV zu verknüpfen. Hier könne mit wenig Geld viel erreicht werden, 14 von 19 Bahnhöfen erreichten bestenfalls die Note "ausreichend". Für ein "sehr gut" bräuchte es neben genug überdachten Anlehnbügeln auch abschließbare Boxen.
Verbesserungsbedarf gibt es auch bei der nicht einheitlichen Wegweisung an den Fahrradwegen.
In der Diskussion sprach Kreisrat Harald Schneider (SPD) von großen Erwartungen in der Bevölkerung. Zita Bauer (CSU) lobte die Ersteller, die offensichtlich alles mit dem Rad abfuhren – es gibt auch ein grafisches Informationssystem auf Kartenbasis mit Bildern und den Kommentaren aus der Bürgerbeteiligung. Armin Beck (Grüne) fand, das Gutachten zeige, dass der Landkreis nicht an der Spitze des Radverkehrs stehe. Dirk Rieb (CSU) lobte, es sei gut, dass es das Konzept gibt, warnte aber vor Euphorie: Die Stadt Lohr müsse sich um Pflichtaufgaben kümmern, das Radverkehrsnetz sei keine.
Arbeitskreis Radverkehr wird dauerhaft eingerichtet
Landrätin Sabine Sitter dankte allen, die am Konzept mitgewirkt hatten und bemerkte, es gehe um einen Paradigmenwechsel. Dem Landkreis komme hier eine strategische Aufgabe zu.
Dazu passt die einstimmige Beschlussempfehlung an den Kreistag: Das Konzept werde als Handlungsgrundlage zustimmend zur Kenntnis genommen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen im Einzelfall in enger Abstimmung mit den Baulastträgern und Fachstellen auf Umsetzbarkeit geprüft werden. Dafür werde der Arbeitskreis Radverkehr dauerhaft eingerichtet.