Diesen Donnerstag wird der Kleinlangheimer Feuerwehrkommandant Rainer Bock so schnell nicht mehr vergessen. Zwei Brände kurz hintereinander haben ihm und seinen Kameradinnen und Kameraden alles abverlangt. Tags darauf steht fest: Jemand hat erst im Wald und dann im Ort Feuer gelegt. Die Polizei hat den mutmaßlichen Brandstifter festgenommen: Es ist ein 43-jähriger Kleinlangheimer.
Der erste Einsatz klingt zuerst nach Routine: In der Kleinlangheimer Waldlage Breitholz brennt es in einem Waldstück. Eigentlich ein schon oft geübtes Szenario, zu dem die Feuerwehr zusammen mit einigen Nachbarschaftswehren am frühen Abend ausrückt. Eine Rauchsäule zeigt die Richtung. Doch als sie dort eintreffen, erkennen sie zwei Feuerstellen.
Rollerfahrer im Wald flüchtet vor der Feuerwehr
Zwischenzeitlich teilen andere alarmierte Wehren über Funk weitere kleinere Brände im Wald mit. Zwei Brandstellen laufen gerade ineinander über. Also wird jetzt die Alarmierungsstufe erhöht. Der überörtliche Nachbarschaftslöschzug, eine Alarmeinheit, die sich aus verschiedenen Fahrzeugen der Nachbarschaftsgemeinden bildet, wird hinzugezogen. Wie Kommandant Bock berichtet, fällt Feuerwehrleuten im Wald ein Rollerfahrer auf, der auf Zuruf "sofort abgehauen ist".
Doch vorher hatten sich Feuerwehrler das Kennzeichen notiert und sofort der Polizei Meldung gemacht. Mehr können sie nicht tun, denn die verschiedenen Feuerstellen erforderen jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit.
Landwirte bringen mittlerweile mit Traktoren sogenannte mobile Wasserübergabestationen an die verschiedenen Brandorte. Um jedes Brandobjekt werden Schutzstreifen gezogen und der Boden stark gewässert. Kreisbrandinspektor Sebastian Muth bemerkt kritisch: "Das ist nicht normal. Fünf verschiedene Brandstellen: Die muss jemand absichtlich gelegt haben!"
An die 100 Feuerwehrleute sind zwischenzeitlich im Einsatz und haben die Lage nach kurzer Zeit im Griff. Über die angeforderte Drohne des Kitzinger THW werden keine Glutnester mehr erkannt.
Gleichzeitig gehen unzählige Piepser der Feuerwehr an
Noch während die Feuerwehreinsatzleitung gerade die Nachaufsicht im Wald organisiert, kommt der nächste Alarm. Fast gleichzeitig gehen unzählige Piepser an. Aus Kleinlangheim wird ein Gebäudebrand gemeldet. Doch auch in dieser außergewöhnlichen Situation läuft alles sofort professionell ab: In Windeseile werden Feuerwehreinheiten für den neuen Brandort abgezogen. Ein Teil bleibt vor Ort. Zudem werden über die Leitstelle jetzt aus dem weiteren Umland frische Feuerwehreinheiten zur Unterstützung angefordert.
Den ersten anfahrenden Kräften weist eine dichte schwarze Wolke den Weg. Mitten im Ort brennt ein Wohnhaus. Minuten später die erste Lagemeldung: Das Haus mit einer angebauten Lagerhalle steht im Vollbrand. Von zwei Seiten wird der Brand von Atemschutzträgern angegangen. Es besteht die Gefahr, dass das Feuer in der engen Bebauung auf andere Wohnhäuser überspringt. Ob Personen noch im Haus sind, ist nicht bekannt. Der Rettungsdienst rückt ebenfalls mit an.
Nachbar holt Bewohner aus dem Haus, dieser verschwindet
Ein Zeuge aus der unmittelbaren Nachbarschaft berichtet dem Reporter, dass er bei Brandausbruch einen Bewohner aus dem Haus geholt habe, dieser dann aber sofort verschwunden sei. "Ein ganz komisches Verhalten", sagt der Zeuge, dessen Name der Redaktion bekannt ist.
Aus allen Richtungen sieht man nun in der beginnenden Dämmerung Blaulichter auf den Ort zukommen. Großalarm! Währenddessen beginnen Feuerwehrkräfte eine Wasserpumpe im nahen Castellbach zu installieren. Der Wasserdruck aus den Hydranten reicht nicht aus,weiteres Löschwasser wird gebraucht. Ein Gewirr aus Schlauchleitungen geht in Richtung Brandstelle. Drehleiterfahrzeuge gehen in Stellung und bewässern die Brandstelle von oben. Erste Erkenntnisse: In dem Brandobjekt werden keine Personen mehr vermutet. Und: Die befürchtete Brandausbreitung scheint eingedämmt zu sein.
Sehr schnell bringt die Polizei in Erfahrung, dass die Adresse des Rollerfahrers vom Brandeinsatz im Wald auch die des Brandortes ist. Erste Fahndungsmaßnahmen haben jedoch keinen Erfolg. Dann wird klar: Es ist der 43-jährige Kleinlangheimer, der sich dagegen gewehrt hatte, vom Rettungsdienst behandelt zu werden.
Mutmaßlicher Brandstifter noch am Freitag vor dem Haftrichter
Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken am Freitag auf Nachfrage mitteilte, konnte der Mann aber wenig später festgenommen werden. Es besteht gegen ihn der dringende Tatverdacht, dass er sowohl die Brände in dem Waldstück, als auch später in seinem Wohnanwesen gelegt hat. Er soll noch am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Das Brandanwesen wurde total zerstört und kann noch nicht betreten werden. Die Ermittlungen führt die Kripo Würzburg und sie dauern noch an. Von Verletzten ist bislang nichts bekannt, die Schadenssummer kann noch nicht abgeschätzt werden.