Der Start war etwas holprig, doch inzwischen läuft es weitgehend rund: Insgesamt 150 Frauen und Männer sind gerade im Landkreis Kitzingen für den Zensus 2022 unterwegs, die Volksbefragung, für die der Staat gerade um detaillierte Auskunft zu Wohn- und Lebenssituation bittet. Sie befragen Personen in 16 Prozent der Anschriften zur Stichproben-Befragung, die auf ganz Bayern und Deutschland hochgerechnet, erfasst werden. Im Landkreis sind das knapp 7000 Adressen mit rund 25.500 Personen.
Im Kitzinger Land sind auch einige bekannte Gesichter unter den Erhebungsbeauftragten, wie der Job amtlich genannt wird. Mit von der Partie ist etwa Rainer Bischof, der Gatte von Landrätin Tamara Bischof. Er hatte davon gehört, dass noch Erhebungsbeauftragte gesucht werden, und dachte sich: Ich mache halt mit, wenn Not am Mann ist. Der freiberuflich tätige IT-Mann hatte mit anfänglichen Problemen zu kämpfen, doch recht schnell lief es gut.
Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen muss Bischof den Leuten immer wieder erklären, dass sie die Befragung noch nicht online erledigt haben. Denn die meisten Bürger haben Post bekommen und sind darin zur Gebäudebefragung aufgefordert worden, die aber nur Hausbesitzer betrifft und auch nur online durchgeführt wird. Diese ist nicht zu verwechseln mit der Haushaltsbefragung, die persönlich erfolgt und bei der es um personifizierte und soziokulturelle Daten geht. Für Rainer Bischof waren die Begegnungen vor Ort ganz in Ordnung, und er kann sich gut vorstellen, den Job künftig erneut zu machen.
Sabrina Bischof-Rehberger ist trotz ihrer Schwangerschaft ebenfalls im Zensus-Einsatz. Die Lehrerin und Kreisrätin meldete sich nach Aufrufen als Erhebungsbeauftragte, weil sie etwas für den Landkreis tun wollte. "Die Leute sind sehr zuvorkommend", so ihre Erfahrung, und die Bürgerinnen und Bürger hätten viel Verständnis dafür, dass die Interviewer nur ihren Auftrag erfüllten. "Es ist eine spannende Aufgabe", sagt die 31-Jährige. Gerne zieht sie von einer Adresse zur nächsten.
Schon fast fertig mit seinen Aufträgen ist Alfons Saugel, der ehemalige Vizebürgermeister Prichsenstadts. Nach Aufrufen in Zeitungen und aus CSU-Parteikreisen stellte sich der Stadtrat aus Kirchschönbach in den ehrenamtlichen Dienst der Sache. Er hatte vor Pfingsten schon 90 Prozent aller der ihm zugewiesenen Haushalte – im Beamtendeutsch Erhebungsbezirke genannt – abgearbeitet. Gelegen kam ihm, dass man ihm eine größere Siedlung in einer Stadt zugewiesen hatte, wo die Wege kurz waren. Das Interviewen war für ihn ein gewisses Abschalten vom manchmal stressigen Betreuen ukrainischer Flüchtlinge.
In Thomas Reichert ist sogar ein amtierendes Stadtoberhaupt für den Zensus unterwegs, der eine ganz andere Strategie als Alfons Saugel verfolgt. Der Marktstefter Bürgermeister nahm den Job an, um einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, wie er sagt, und ging dabei pragmatisch vor. Der 59-Jährige begann seine Aufgabe erst nach Pfingsten und damit vier Wochen später als viele Kolleginnen und Kollegen. "Dann sind die Leute schon etwas besser aufgeklärt", dachte sich Reichert, der gerne mit Menschen zu tun hat.
Als zeitlich eingespannter Bürgermeister kommt ihm die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung nach Feierabend zugute. Viele Interviewer kündigen sich vornehmlich für die Abendstunden an. Reich wird keiner der Erhebungsbeauftragten, beim Einsatz über Wochen oder Monate hinweg soll es am Ende eine Aufwandsentschädigung geben, die bei 700 oder 800 Euro liegt. "Mit dem Geld kann ich mir einen neuen Lenker für meine Harley-Davidson kaufen", erzählt Thomas Reichert.
Die Auserwählten des Zensus sind zur Auskunft verpflichtet
Einen anderen Erhebungsbeauftragten, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, trieben eher finanzielle Motive. Den Job als Interviewer kann man nebenbei machen, und die Aufwandsentschädigung ist steuerfrei. Er spricht von "Spezialkandidaten", die schwerlich erreichbar seien oder die erst einen Monat später als der angekündigte Termin wieder einmal aus Oberbayern in Kitzinger Gefilde kämen. Nach dem Zensusgesetz 2022 sind die ausgewählten Personen auskunftspflichtig, eine Ablehnung der Teilnahme ist nicht möglich. Kommt man dieser Pflicht nicht nach, kann laut Bundesamt auch ein Zwangsgeld fällig werden.
Die Arbeit mit den Tablets lief für die Interviewer nicht immer einwandfrei, und die Arbeitsbedingungen, die das Landesamt für Statistik und auch die Deutsche Telekom zu verantworten haben, waren bisweilen gewöhnungsbedürftig. Dafür betreuten der Erhebungsstellenleiter Johannes Teubert und sein Team die Erhebungsbeauftragten gut.