
Eine Telefonzelle als Bücherschrank: Die öffentlichen Bücherschränke in Kitzingen haben einen neuen Hingucker bekommen. Am Platz vor dem Alten Friedhof steht seit Kurzem eine umfunktionierte Telefonzelle – die eine besondere Vorgeschichte aufweist. Der ursprüngliche Besitzer der Telefonzelle ist Günther Dosch aus Neuses am Berg. Der hatte, so heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt, das einst an der Autobahnraststätte Riedener Wald stehende Häuschen der Post abgekauft.
Ein paar Jahre stand sie auf dem Gelände des Gymnasiums, an dem sein Sohn das Abitur machte, dann kam sie wieder zurück auf sein Grundstück. Über den ehrenamtlichen Mitarbeiter der Kitzinger Tafel, Herbert Müller, wurde Astrid Glos auf die Telefonzelle aufmerksam. Im Kitzinger Bauhof erhielt die Telefonzelle einen neuen, dunkelroten, Anstrich. Was es mit dem Dunkelrot – das ein bisschen an englische Telefonzellen erinnert – auf sich hat, erklärt Bürgermeisterin Glos so: "Die Farbe passt ganz wunderbar zur ehrwürdigen Friedhofsmauer."
In Kitzingen gibt es mittlerweile sechs Bücherschränke
Astrid Glos ist eine der Ideengeberinnen der öffentlichen Bücherschränke. Sie dankte bei der Einweihungsfeier der Sparkasse Mainfranken, die das Projekt unterstützt, sowie den Mitarbeitern des Bauhofs und dem ursprünglichen Besitzer der Telefonzelle.
In der Stadt und ihren Ortsteilen gibt es inzwischen sechs dieser Schränke in unterschiedlichen Designs und Größen. Wobei der Platz am Alten Friedhof eine besondere Geschichte hat: Das Telefonhäuschen ist dort bereits der dritte Versuch. Zunächst hatte sich ein öffentlicher Bücherschrank an einem abgestorbenen Baum befunden. Als der Baum weg musste, war es auch um den Bücherschrank geschehen.
Der Nachfolger hielt nicht lange durch: Es handelte sich um einen alten Stubenschrank, der windschief und ungeschützt aufgestellt wurde. Nicht einmal die Tür hatte sich richtig schließen lassen, die Bücher waren Wind und Wetter ausgesetzt.
Bücherschrank-Sterben am Alten Friedhof in Kitzingen
Und dann kamen mehr Wind und Wetter, als man sich das bis dahin vorstellen konnte: In den Abendstunden des 1. Juni suchte ein sintflutartiger Regen samt verheerendem Hochwasser die Stadt heim. Das war das Ende für den dachlosen Holzschrank. Der Starkregen sorgte dafür, dass der Schrank am Ende fast auseinanderfiel, nicht mehr zu retten war und entsorgt werden musste. Ein Schicksal, vor dem die Bücher-Telefonzelle gefeit sein dürfte. Das Bücherschrank-Sterben am Friedhof hat sich damit wohl erledigt.
Astrid Glos kündigte bereits den nächsten Neuzugang an: Der dann siebte öffentliche Bücherschrank soll noch in diesem Jahr vor dem Stadtteilzentrum in der Kitzinger Siedlung aufgestellt werden.