
Es gibt nicht viele Lichtblicke auf dem städtischen Wohnungsmarkt, aber es gibt sie: Immerhin 33 Wohnungen im Eigentum der Stadt sind in gutem Zustand. Es sind Objekte wie die zwei alten Backsteinhäuser am Oberen Mainkai oder die eher als Fremdkörper im Portfolio gesehenen Doppelhaushälften in der Sickershäuser Straße 19 und 21. Der große Rest – nämlich 160 von 198 Wohnungen – zeigt einen kritischen bis trostlosen Befund. Sie warten laut Bauamtsleiter Oliver Graumann auf die Generalsanierung. Dabei steckt die Stadt schon jetzt 100 000 Euro jährlich in den Bauunterhalt, weitere 80 000 Euro fließen ins Notwohngebiet in der Egerländer Straße, das es so in Zukunft nicht mehr geben soll.
Den größten Teil ihrer Wohnungen hat die Stadt in eine Tochtergesellschaft ausgelagert: die Kitzinger Bau-GmbH. Sie hält derzeit 514 Wohneinheiten in 35 Liegenschaften, verstreut über das ganze Stadtgebiet. Die meisten sind in der Zeit von 1950 bis 1972 entstanden, massive Blockbauten wie in der Kanzler-Stürtzel-Straße oder der Inneren Sulzfelder Straße. Kaum eine dieser Immobilien hat weniger als zehn Wohneinheiten. Es ist die schiere Größe, die solche Objekte aus Sicht von Bau-GmbH-Chefin Rebecca Hick interessant machen. Sie sind rentabler, auch was eine Instandsetzung angeht. Laut Hick liegt der jährliche Sanierungsaufwand der Baugesellschaft bei rund 500 000 Euro.

Zählt man die Fläche der von der Bau-GmbH bewirtschafteten Wohnungen zusammen, so ergeben sich imposante 33 476 Quadratmeter. Die Durchschnittsgröße pro Wohnung liegt bei 65 Quadratmetern, es sind meist pragmatisch geschnittene Drei-Zimmer-Appartements ohne großen Schnickschnack, dafür zu bezahlbaren Preisen und nah an der Innenstadt gelegen. Manche Mieter wohnen dort seit Jahrzehnten. Das macht eine Sanierung nicht leicht, denn renoviert und ertüchtigt werden diese Wohnungen meist erst bei einem Mieterwechsel. Das jüngste Gebäude der Bau-GmbH steht in der Lindenstraße. Errichtet 1997, bietet es zwölf moderne Wohnungen mit mehr als 800 Quadratmeter Fläche. Zum Bestand der Baugesellschaft gehören auch 95 Garagen und 193 Stellplätze sowie 430 Quadratmeter Gewerbefläche.
Der Zustand im Notwohngebiet soll sich bald ändern
Die Stadt hält 198 Wohnungen mit einer Fläche von insgesamt 8700 Quadratmetern und einer Durchschnittsgröße pro Wohneinheit von 44 Quadratmetern. Sie verteilen sich auf 18 Objekte. Mehr als drei Viertel dieser Wohnungen sind im sogenannten Notwohngebiet in der Egerländer Straße (94) sowie am Galgenwasen (46) angesiedelt. Die Stadt ist nicht glücklich mit diesem Zustand: Weder will sie neben der Bau-GmbH als zweiter Player auf dem Wohnungsmarkt auftreten, noch ist sie bereit, den viel kritisierten Zuständen in der Egerländer Straße noch viel länger zuzusehen.

Deshalb hat Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) dem Stadtrat in der Sitzung am Dienstagabend eine Option aufgezeigt, wie Obdachlose in Zukunft besser und humaner untergebracht werden könnten: mit neuen Räumlichkeiten und einem neuen Betriebskonzept – in letzter Konsequenz auch an einem neuen Standort. Güntner reagierte damit auf Spekulationen, die Obdachlosenunterkunft könnte ins nahe gelegene Gewerbegebiet Goldberg ziehen. Von dort kommen offenbar bereits Bedenken. „Wenn wir alle offenen Punkte geklärt haben, werden wir uns noch einmal mit dem Standort beschäftigen“, sagte Güntner. Klar sei aber schon heute: „Das wird eine komplett andere Einrichtung.“
Die Marshall Heights decken den Bedarf wohl nicht lange
Größere Leerstände gibt es derzeit weder bei der Stadt noch bei der Bau-GmbH. Die hohe Nachfrage nach Wohnungen bleibt, auch die ehemalige US-Wohnsiedlung Marshall Heights, 2015 gekauft und seitdem entwickelt vom Kitzinger Immobilienunternehmer Georg Wittmann, wird mit ihren insgesamt 750 Wohnungen (darunter 103 Texashäuser für Familien) den Bedarf vermutlich nur eine Zeitlang bedienen können. Stadtrat Manfred Paul (SPD) sagt: „Wenn wir so weiterwachsen wie bisher, brauchen wir in den nächsten sechs, sieben Jahren 500 bis 600 Wohneinheiten.“