Das Thema Tourismus ist in Volkach nicht nur wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung ständig präsent. Immer wieder, auch per Leserbrief an diese Redaktion, gibt es Kritik ob der Ausgaben für den Tourismus. Einen Lösungsansatz für diesen Konflikt wollte nun die Bürgerliste Volkach gefunden haben: die Einführung eines Kurbeitrags. Roger Schmidt (Bürgerliste) erläuterte seinen Kollegen bei der jüngsten Stadtratssitzung, warum man diesen einführen wolle.
Doch diese Idee führte erst einmal zu noch mehr Konflikten: nämlich innerhalb des Stadtrates. Das Manko für viele Mitglieder des Gremiums: Volkach könnte den Kurbeitrag nur für das Stadtgebiet einführen, nicht aber für die Ortsteile. Denn die Voraussetzung für die Erhebung einer solchen Gebühr ist die Anerkennung einer Gemeinde als Kurort. Und dieses Prädikat – als einziger Ort im Landkreis – hat Volkach bereits seit 1976. Aber eben nur Volkach Stadt, nicht Escherndorf oder Astheim.
Privileg als anerkannter Kurort nutzen
Das war den Mitgliedern der Bürgerliste klar, ein grundlegendes Problem sah Roger Schmidt darin aber nicht. Er plädierte dafür, dieses Privileg als anerkannter Kurort zu nutzen und so "einen Teil der städtischen Ausgaben durch zusätzliche Einnahmen zu refinanzieren". Seine Rechnung: 150 000 Übernachtungsgäste (diese Zahl ist inklusive der Ortsteile) mal 2 Euro Kurtaxe = 300 000 Euro mehr in der Stadtkasse, die man für Barockscheune, Bäder oder hochkarätige Feste ausgeben könnte.
Eine andere Rechnung machte allerdings Volkachs Tourismuschef Marco Maiberger auf. Grob geschätzt knapp 100 000 Übernachtungen im Volkacher Stadtgebiet mal 1 Euro Kurtaxe = 100 000 Euro. Davon abziehen müsste man allerdings noch den dafür notwendigen Verwaltungsaufwand. Maiberger betonte, dass er nicht gegen einen Kurbeitrag sei, allerdings bereite ihm der Wettbewerbsnachteil für die Hoteliers oder den Campingplatz auf Volkacher Stadtgebiet Sorgen. Auch habe es genau deswegen andernorts schon Klagen gegeben.
Zudem stellte der Tourismus-Chef die Frage: "Wäre ein Kurbeitrag nicht nur auf VG-Ebene sinnvoll?" Zahle der Gast nur in Volkach, nicht aber in Sommerach und Nordheim, könne ein Wettbewerbsnachteil an der Mainschleife entstehen. Maiberger gab außerdem zu bedenken, dass das über den Kurbeitrag eingenommene Geld wirklich nur für touristische Ausgaben verwendet werden dürfe. Damit unterstützte Einrichtungen und Veranstaltungen müssten zum größten Teil von Gästen genutzt werden.
In der anschließenden Diskussion wurde schnell klar, dass ein Kurbeitrag nur für die Stadt Volkach keine Mehrheit finden wird, auch wenn Roger Schmidt auf die Vorteile für Übernachtungsgäste verwies, die nahe an den Attraktionen seien und "alles fußläufig erreichen" könnten. Bürgermeister Peter Kornell (FW) widersprach deutlich: "Da stehen wir saublöd da, wenn wir es für die Stadt einführen, aber für die Ortsteile nicht."
Seit Jahrzehnten Werbung als eine Mainschleife
Einen Schritt weiter ging noch Peter Haupt (Freie Wähler): "Wenn die VG nicht mitmacht, brauchen wir das doch nicht einführen. Das muss die ganze Mainschleife machen." Ähnlich argumentierte Heiko Bäuerlein (CSU): "Wir machen seit Jahrzehnten Werbung als eine Mainschleife, das muss man genau durchdenken." Einen Ausweg aus der längeren, mitunter vehement geführten Diskussion bot Herbert Römmelts (FW) Vorschlag: Ein neuer Antrag, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, die Nachprädikatisierung in die Wege zu leiten. Will heißen: Sämtliche Ortsteile sollen Kurort werden. Dafür sind unter anderem wissenschaftliche Gutachten für Bioklima und Luftqualität nötig. Zudem versprach Kornell, mit seinen Amtskollegen aus Nordheim und Sommerach zu sprechen, ob diese nicht auch Interesse hätten, Kurort zu werden. Für diesen Antrag Römmelts stimmte der gesamte Stadtrat – inklusive der Vertreter der Bürgerliste.