Auf 260 Kilometer bringt es das Netz aus Kreisstraßen, für dessen Erhalt der Landkreis Kitzingen zuständig ist. Jedes Jahr wird ein kleiner Teil davon saniert: Bei leichteren Reparaturen gibt's eine neue Decke, in schwierigeren Fällen kommt das Straßenausbauprogramm zum Zug, und alles muss von Grund auf neu gemacht werden.
Normalerweise gehen Reparaturen als auch der Ausbau eher geräuschlos über die Bühne. Einen Kreisstraßen-Kilometer gibt es allerdings, bei dem alles anders ist. Vereinfacht auf einen Nenner gebracht, könnte man sagen: Es ging schief, was schiefgehen konnte.
Ausgangspunkt der Geschichte ist das Jahr 2010. Es geht um eine Teilstrecke der KT 1 zwischen Nenzenheim und Frankenberg in Mittelfranken. 2,3 Kilometer wurden damals für rund 1,5 Millionen auf Vordermann gebracht. Kaum für den Verkehr freigegeben, war die Straße schon wieder ein Sanierungsfall. Im Nachgang traten nämlich Anfang 2012 auf einem Teilstück Schäden in Form von Hebungen, Verformungen, Rissen und Spurrillen auf. Also das, was man gemeinhin unter einer Buckelpiste versteht. Einfacher gesagt: Pfusch am Bau.
Nenzenheim erhält Ende 2020 sein Weihnachtsgeschenk
Und so kam es, dass etwa 1000 sanierte Meter zwischen dem Ortsende von Nenzenheim und der Landkreisgrenze Neustadt/Aisch für rund 1,5 Millionen Euro ab Mitte 2020 ein zweites Mal saniert werden musste. Pünktlich zum Weihnachtsfest 2020 war es dann vollbracht: Am 23. Dezember gaben Landrätin Tamara Bischof und Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer den Verkehr frei. Kosten: In etwa lief der Betrag vom ersten Anlauf auf, also rund eineinhalb Millionen Euro.
Derweil wird im Hintergrund seit Jahren ein Rechtsstreit vor dem Landgericht Würzburg geführt. Sowohl mit dem Geologen als auch mit der Baufirma streitet sich das Landratsamt seither, wer für den mangelhaften Ausbau verantwortlich ist. Zunächst gab es ein Beweisverfahren, das ab Juli 2012 die Mängel, deren Ursachen und Möglichkeiten zur Beseitigung aufführt. An der Straße stand in dieser Zeit ein Tempo-50-Schild. Danach schrieb das Landratsamt Kitzingen die Sanierung der Strecke erneut aus.
Der Landkreis klagt gegen Baufirma und den Geologen
Nach der Erneuerung war dann zwar die Straße endlich wieder in Ordnung – vor Gericht ging es jetzt aber erst richtig los. Der Landkreis klagte nach dem Ende des Beweisverfahrens offiziell im September 2019 gegen den Geologen und die Baufirma, denn am Ende will das Landratsamt das Geld vom Schuldigen zurückhaben.
Mit Urteil des Landgerichts vom 18. Juni dieses Jahres wurde über die erhobenen Ansprüche dem Grunde nach entschieden, also ob ein Anspruch besteht oder nicht. Ergebnis: Gegenüber der Baufirma wurde der Klage des Landkreises vollumfänglich stattgegeben. Die Klage gegenüber dem Geologen wurde dagegen abgewiesen.
Zu Ende ist die Geschichte damit immer noch nicht: In welcher Höhe der Landkreis Gelder von der Baufirma bekommt und welche Kosten genau zu erstatten sind, muss erst noch entschieden werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl die Baufirma als auch der Landkreis haben insoweit, als sie im Verfahren unterlegen sind, Berufung zum OLG Bamberg eingelegt; derzeit läuft die Frist zur Berufungsbegründung. Mit anderen Worten: Bis zum Schlussstrich dürften noch einmal ein paar Jahre ins Land gehen.
Ursache ist der Gips im Untergrund welcher aufquillt falls er feucht wird.
Gelegentlich brechen auch Hohlräume ein. So ein Erdfall drohte vor paar Jahren den Bürgermeister von Hüttenheim mitsamt Mähdrescher zu verschlingen.
Ebene Strassen bauen zu können kann man da vergessen und jeder Geologe sollte das wissen.