
Viel mehr Pech als die 22-Jährige kann man kaum haben: Bei der Abfuhr der Gelben Säcke in Marktbreit im vergangenen Juni wurde ihr Auto von dem Müllwagen gestreift. Weil das noch nicht reichte, wiederholte sich der Vorgang bei der nächsten Abfuhr erneut: Wieder blieb das Müllfahrzeug beim Versuch, rückwärts in eine Engstelle zu fahren, an dem Kleinwagen hängen. Dellen und Kratzer am hinteren Radkasten zeugen bei dem VW seither von den unschönen Begegnungen. Der Gesamtschaden dürfte um die 5000 Euro liegen.
Einer der beiden Unfälle wurde dann so abgearbeitet, wie es sich gehört: Der Fahrer des Abfuhrunternehmens sagte Bescheid und hinterließ seine Daten. Ein Gutachter schätze daraufhin den Schaden, die Versicherung zahlte. Unfall Nummer zwei entwickelte sich dagegen zum Ärgernis, hier lief gar nichts vorschriftsmäßig: keine Unfallmeldung, keine Polizei. Die Besetzung des Fahrzeuges tat so, als wäre nichts gewesen.
Aufmerksame Nachbarin schrieb sich das Kennzeichen auf
Eine aufmerksame Nachbarin hatte jedoch genau gesehen, was da passiert war. Sie schrieb sich deshalb auch das Kennzeichen auf und informierte die Geschädigten. Dann nahmen die polizeilichen Ermittlungen ihren Lauf.
Der damalige Fahrer des Müllwagens, der kurz nach dem Vorfall die Kündigung bekam und seither in einem anderen Unternehmen Laster fährt, sitzt nun wegen Unfallflucht im Kitzinger Amtsgericht auf der Anklagebank und wehrt sich vehement gegen den Vorwurf der Unfallflucht. Dabei hilft ihm ein Dolmetscher, weil der 26-Jährige Fahrer ursprünglich aus dem Kosovo stamm und kein Deutsch spricht – was durchaus ein Teil des Problems sein könnte.
Schwierige Verständigung, weil der Fahrer kein Deutsch spricht
Denn, so seine Aussage: Dass der Kleinwagen geschrammt worden sein könnte, sei durchaus Thema bei der Besatzung des Müllwagens gewesen. Nur hätten seine Kollegen vom Heck des Wagens zu ihm nach vorne Zeichen gemacht, die darauf hindeuteten, dass er weiterfahren könne, so erzählt es der Berufskraftfahrers. Von einer möglichen Unfallflucht will er nichts wissen. Er bleibt dabei: Man habe ihm zu verstehen gegeben, dass er weiterfahren solle. Und so lässt der Mann über den Dolmetscher dem Gericht immer wieder ausrichten, dass ihn keine Schuld treffe.
Dass die Nerven damals blank gelegen haben könnten, deutet ein Unfall kurz vor der fraglichen Szene an: Dabei habe der Müllwagen ein weiteres Auto angefahren, so der Zeuge. Man habe angehalten und die Polizei geholt. Warum also sollte er sich wenig später für eine Flucht entschieden haben?
Aber genau nach dieser Flucht sah es für die Zeugin aus. Bei der Polizei sagte sie aus, dass sich die Besatzung des Müllwagens den beschädigten Wagen angeschaut und "mit einem Kleidungsstück gewischt" habe. Danach hätten sich die Männer "verdächtig umgeschaut, ob jemand den Unfall beobachtet hat". Und weil scheinbar kein Augenzeuge was mitbekommen hatte, wurde die Fahrt fortgesetzt, so der Eindruck der Zeugin.
Weitere Zeugen müssen her
Die Geschädigte selbst bekam von beiden Heimsuchungen ihres Wagens nichts mit: Wie sie als Zeugin aussagte, habe sie nach Nachtschichten zum Unfallzeitpunkt jeweils geschlafen. Um alles gekümmert habe sich deshalb überwiegend ihr Vater.
Gab es nun die Unfallflucht? War alles ein Missverständnis? Ein Kommunikationsproblem? Um das zu klären, müssen weitere Zeugen her. So sollen beim nächsten Anlauf auch die ehemaligen Kollegen des 26-Jährigen gehört werden. Bis dahin geht allerdings noch einige Zeit ins Land: Weiter verhandelt wird aus Termingründen nicht vor kommendem Februar.