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Kitzingen
World Press: Beste Fotografie aus aller Welt in Kitzingen
Schaufenster-Galerie: Corona? Da schwingt „Absage“ mit. Doch die World-Press-Ausstellung lässt sich nicht aufhalten. Zumindest nicht in Kitzingen. Dort werden bis Mitte April in der gesamten Stadt die weltbesten Pressebilder gezeigt.
2. Preis Sport, Einzelfoto, Silvia Izquierdo So sieht Jubel aus: Am 23. November 2019 rasten die Fans der brasilianischen Flamengo-Fußballmannschaft im Finale der Copa Libertadores aus. Das Team schoss in den letzten zwei Minuten zwei Tore gegen Titelverteidiger River Plate. Nach 38 Jahren war es der erste Titelgewinn für Flamengo. Der gemalte Bart des Jungen ist eine Hommage an den Flamengo-Spieler Barbosa.
Foto: Silvia Izquierdo | 2. Preis Sport, Einzelfoto, Silvia Izquierdo So sieht Jubel aus: Am 23. November 2019 rasten die Fans der brasilianischen Flamengo-Fußballmannschaft im Finale der Copa Libertadores aus.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:37 Uhr

Schaufenster-Galerie: Corona? Da schwingt „Absage“ mit. Doch die World-Press-Ausstellung lässt sich nicht aufhalten. Zumindest nicht in Kitzingen. Dort werden bis Mitte April in der gesamten Stadt die weltbesten Pressebilder gezeigt.

Am Ende war es eine Frage der Ehre: Seit 2007 werden die besten Pressebilder der Welt in Kitzingen gezeigt. Ununterbrochen. In 14 Jahren kamen fast 280 000 Besucher. Zuletzt wurden in den vier Kitzinger World-Press-Wochen 30 000 Besucher gezählt. So etwas ausfallen lassen? Für Volkmar Röhrig, der die Ausstellung einst in die Stadt brachte, und Herbert Müller als Organisator im Rathaus war das keine Option. Möge anderswo abgesagt werden – Kitzingen würde einen Weg finden, um die Sache durchzuziehen. Der gefundene Weg führt mitten durch die Stadt. Die Idee, die von den beiden Machern ausgeknobelt wurde, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Schaufenster-Galerie. Die Idee dahinter: Man wollte raus aus der Rathaushalle, in die wegen der Corona-Auflagen am Tag wahrscheinlich sowieso nur 300 Besucher pro Tag gedurft hätten – und im dümmsten Fall sogar die Schließung drohen könnte.

2. Preis Einzelfotos, Porträts, Lee-Ann Olwage Belinda Qaqamba Ka-Fassie, eine Drag-Künstlerin, posiert in einem Township in der Nähe von Kapstadt. Sie steht vor einem Gemeinschaftsraum, in dem Frauen kochen und Fleisch verkaufen. Bei dem Projekt geht es um die Entfaltung der Drag-Kultur, außerdem soll auf Diskriminierung und Ausgrenzung hingewiesen werden.
Foto: Lee-Ann Olwage | 2. Preis Einzelfotos, Porträts, Lee-Ann Olwage Belinda Qaqamba Ka-Fassie, eine Drag-Künstlerin, posiert in einem Township in der Nähe von Kapstadt.
3. Preis Natur, Einzelfotos, Antonio Pizarro Rodriguez Zwei Iberische Luchse (Pardelluchse) werden durch den Schuss eines Jagdgewehrs aufgeschreckt. Aufgenommen hat es Anfang 2019 der Fotograf Antonio Pizarro Rodriguez in Spanien. Luchse wurden beinahe ausgerottet und sind nach wie vor vom Aussterben bedroht, vor allem weil ihr Lebensraum immer weiter zerstückelt wird.
Foto: Antonio Pizarro Rodriguez | 3. Preis Natur, Einzelfotos, Antonio Pizarro Rodriguez Zwei Iberische Luchse (Pardelluchse) werden durch den Schuss eines Jagdgewehrs aufgeschreckt.

So wie vergangenes Jahr, als die letzten Tage der Ausstellung in Kitzingen abrupt dem ersten Lockdown zum Opfer fielen. Jetzt also eine Frischluft-Ausstellung. Herbert Müller hat dafür viel anklopfen müssen. Er ging von Geschäft zu Geschäft, um die Inhaber zu überzeugen, für ein paar Wochen ihre Schaufenster leer zu räumen. Hier und da spielte ihm der auch in Kitzingen um sich greifende Leerstand in die Karten, dort konnten die Bilder meist sofort aufgehängt werden. Ein wenig Erfahrung hat Kitzingen übrigens bereits mit dieser Art der Schaufenster-Galerie: Im Sommer 2009 war es im Nachgang zu der damaligen World-Press-Ausstellung zu einer Zugabe gekommen, als der Fotojournalist Frank Weichsel, der in der Kategorie Sport gewonnen hatte, 80 seiner Bilder in den Schaufenstern der Kitzinger Innenstadt zeigte. Nicht zuletzt auf diese Erfahrung kann die Stadt nun zurückgreifen. Und so kommt es, dass die Stadt Kitzingen jetzt damit werben kann, „als weltweit einzige Stadt alle Bilder in einer Schaufenster-Galerie zu zeigen“. Weltweit – da schwingt auch ein wenig Ätschibätsch mit: Schaut her, ihr großen Städte, während ihr abgesagt habt, haben wir die Chance ergriffen und uns etwas einfallen lassen!

3. Preis Umwelt, Fotoserien, Katie Orlinsky Der arktische Permafrost taut schneller auf als vorhergesagt. Dadurch wird die globale Erwärmung beschleunigt. Verschwindet der Frost, wird mehr Kohlendioxid freigesetzt. Ein Beispiel für die Veränderung ist das Bild der vier Jungs: Sie überqueren einen überfluteten Gehweg in Newtok (Alaska) bei einer sommerlichen Vogeljagd. Ihr Dorf versinkt und schrumpft rapide infolge des wärmeren Wetters.
Foto: Katie Orlinski | 3. Preis Umwelt, Fotoserien, Katie Orlinsky Der arktische Permafrost taut schneller auf als vorhergesagt. Dadurch wird die globale Erwärmung beschleunigt. Verschwindet der Frost, wird mehr Kohlendioxid freigesetzt.
2. Preis Langfristige Projekte, Sahiba Cimen Muslime, die den Koran vollständig auswendig lernen, dürfen den Titel „Hafiz“ tragen. Sie glauben, dafür von Allah belohnt zu werden und im Paradies aufzusteigen. Der Koran hat 6236 Verse, die an Tausenden von Koranschulen in der Türkei gelernt werden. Meist dauert es drei oder vier Jahre. Kevser besucht eine solche Koranschule in Istanbul. Um ihr Gesicht zu verbergen, schützt sie sich mit einem Palmenblatt. Die Fotografin besuchte früher selber eine dieser Schulen und hielt jetzt den Alltag der angehenden „Hafiz“ fest.
Foto: Sahiba Cimen | 2. Preis Langfristige Projekte, Sahiba Cimen Muslime, die den Koran vollständig auswendig lernen, dürfen den Titel „Hafiz“ tragen. Sie glauben, dafür von Allah belohnt zu werden und im Paradies aufzusteigen.

Und so war es dann diesen Freitag so weit: Kitzingen ist jetzt einen Monat lang Schaufenster-Bummel-Bilder-guck-Stadt. Oberbürgermeister Stefan Güntner eröffnete die 15. World-Press-Photo-Ausstellung in Kitzingen in Folge mit einer – wie es sich in diesen Pandemie-Zeiten gehört: virtuellen – Grußbotschaft. Bis Donnerstag, 15. April, gibt's in rund 60 Schaufenstern 139 Bilder zu bestaunen. Und so funktioniert's: An zentralen Plätzen – beispielsweise Bahnhof, Parkplatz Bleichwasen, Königsplatz und Marktplatz – stehen große Info-Tafeln. Sie bilden sozusagen die Leitplanken für den Schaufenster-Spaziergang durch die Stadt. Neben den Tafeln liegen sogenannte Ausstellungsbooklets bereit. Die Begleithefte liefern Erklärtexte zu den einzelnen Bildern und Informationen zur Ausstellung. Außerdem gibt es Tipps, wie man in Zeiten der Pandemie kreativ und kulinarisch die Ausstellung mit einem kleinen Picknick oder mit Angeboten aus „Kitzingen liefert's“ beschließen kann.

3. Preis Porträts, Einzelfotos, Alon Skuy Musa Motha, professioneller Tänzer auf Krücken, posiert nach einem Training in Newtown, im südafrikanischen Johannesburg. Musa war ein aufstrebender Fußballer, als bei ihm im Alter von elf Jahren ein Osteosarkom diagnostiziert wurde. Eine Krebsart, die insbesondere junge Menschen trifft und die eine unreife Entwicklung der Knochen nach sich zieht. Infolge der Erkrankung musste sein linkes Bein bis zum Knie amputiert werden. Musa verlegte sich daraufhin auf den Tanz. Er hat gelernt, das Spiel mit der Schwerkraft und seinen Krücken und seine körperliche Flexibilität als gelernter Fußballer zur Perfektionierung seiner Bewegungen einzusetzen.
Foto: Alon Skuy | 3. Preis Porträts, Einzelfotos, Alon Skuy Musa Motha, professioneller Tänzer auf Krücken, posiert nach einem Training in Newtown, im südafrikanischen Johannesburg.
2. Preis Reportagen, Fabio BUCCIARELLI Die Unruhen begannen, als die U-Bahn-Tarife erhöht wurden. Danach kam Chile ein Jahr lang nicht mehr zur Ruhe. Laut der Vereinten Nationen ist Chile das ungleichste Land in der OECD-Nationengruppe. Die wirtschaftliche Ungleichheit ließ bis zu eine Million Menschen zeitgleich auf die Straße – oder besser: auf die Barrikaden – gehen. Die Behörden reagierten mit übermäßiger Gewalt.
Foto: BUCCIARELLI FABIO | 2. Preis Reportagen, Fabio BUCCIARELLI Die Unruhen begannen, als die U-Bahn-Tarife erhöht wurden. Danach kam Chile ein Jahr lang nicht mehr zur Ruhe.

Das Ausstellungsbooklet gibt es kostenlos in den Spenderboxen direkt neben den Infotafeln. Begleitend zur Ausstellung wird es in diesem Jahr einen „Virtuellen Workshop“ mit der World-Press-Photo-Kuratorin Samira Damato gemeinsam mit dem Armin-Knab-Gymnasium geben, außerdem sind virtuelle Bildbesprechungen durch Kitzinger Bürger geplant. Wie gewohnt gibt es auch wieder ein Gewinnspiel zur Ausstellung, Hauptpreis ist diesmal ein Verwöhn-Wochenende in Kitzingen. Die Veranstalter sind sich sicher, dass die Aktion „den Durst nach Kultur und Kunst“ zumindest ein wenig stillen kann und „eine willkommene Abwechslung im eher monotonen Alltag“ bietet. Und, ganz klar: Gegen positive Impulse für den Kitzinger Einzelhandel und vielleicht auch die Gastronomie hätte man natürlich auch nichts. World Press zeichnet übrigens seit 1955 professionelle Fotografen für die besten Bilder in acht Kategorien aus. In der nunmehr 62. Ausgabe dieses Wettbewerbs nahmen 4282 Fotografen aus 125 Ländern mit 73 996 Bildern teil. Die Nominierten sind 44 Fotografen aus 24 Ländern. Eine unabhängige Jury wählte die besten Bilder und die Geschichten aus, die 2019 wichtig waren. Protest und die Rolle der Jugend bei der Aktivierung des Wandels wurden von der Jury als wiederkehrendes Thema aus den Beiträgen hervorgehoben. Ein weiterer Schwerpunkt waren Umweltgeschichten, die auch jenseits der Kategorie Umwelt immer wieder auftauchen.

3. Preis Sport, geschichten, Kim Kyung-Hoon Ryuichi Nagayama (Mitte) ist mit 86 Jahren der älteste aktive Spieler des Fuwaku Rugby Clubs. Hier ist das Training vor einem Match in Kumagaya (Japan) zu sehen. Der Fuwaku Rugby Club wurde 1948 gegründet und ist einer von rund 150 japanischen Clubs, in denen Spieler über 40 Jahre zeigen können, was sie noch auf dem Kasten haben. Nach oben ist beim Alter allem Anschein nach keine Grenze gesetzt.
Foto: Kim Kyung Hoon | 3. Preis Sport, geschichten, Kim Kyung-Hoon Ryuichi Nagayama (Mitte) ist mit 86 Jahren der älteste aktive Spieler des Fuwaku Rugby Clubs. Hier ist das Training vor einem Match in Kumagaya (Japan) zu sehen.
3. Preis Porträts, Tadas Kazakevicus Vitalija steht neben einem Boot, das ihr verstorbener Mann restaurieren wollte. Bei den Porträts über Künstler haben alle die Augen geschlossen – um an ihrem Lieblingsort die Verbindung zur Landschaft ganz besonders zu betonen.
Foto: Tadas Kazakevicus | 3. Preis Porträts, Tadas Kazakevicus Vitalija steht neben einem Boot, das ihr verstorbener Mann restaurieren wollte.
 
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