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Großlangheim
Warum das Phantomdorf am Klosterforst plattgemacht wurde
Army-Soldaten übten früher zwischen Kitzingen und Großlangheim den Häuserkampf, das THW trainierte die Rettung Verletzter. Nun sind vom Phantomdorf nur noch Steinhaufen übrig.
Diese Aufnahme entstand vor gut zwei Jahren, als der Kitzinger Ortsverband im Technischen Hilfswerk (THW) bei einer Nachtübung im Phantomdorf trainierte. Nun sind von den Gebäuden am Rand des Klosterforstes zwischen Kitzingen und Großlangheim nur noch Steinhaufen übrig. 
Foto: Hartmut Hess | Diese Aufnahme entstand vor gut zwei Jahren, als der Kitzinger Ortsverband im Technischen Hilfswerk (THW) bei einer Nachtübung im Phantomdorf trainierte.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr

Ein Phantom ist laut Duden ein Fantasiegebilde, eine Einbildung. Die Häuser im Phantomdorf nahe der Straße zwischen Kitzingen und Großlangheim waren allerdings keine Einbildung, sondern aus Stein gebaut. Eines mit Keller plus zwei Stockwerke darüber, zwei weitere eingeschossige Gebäude, der Rest waren Attrappen, bei denen nur Wände standen. Alle sind verschwunden. Einzig Steinhaufen für Eidechsen sind jetzt noch auf dem Gelände am Rand des Klosterforstes zu sehen.

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Das Ende des Phantomdorfs bedauert Alexander Fischer, Leiter des Kitzinger Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks (THW). Das Abreißen der Übungshäuser sei schade, "da dies für uns und unsere unterfränkischen Kollegen neben dem Lager Hammelburg die einzige Übungsmöglichkeit war". Sechsmal im Jahr habe das THW dort geübt. Dafür gab es einen Nutzungsvertrag mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der das Gelände auf dem Gebiet der Marktgemeinde Großlangheim seit Abzug der Amerikaner 2006 gehört.

Ideale Übungsanlage für die Feuerwehr

Die Soldaten der US-Army hatten dort früher den Häuserkampf trainiert. Danach nutzten neben dem THW auch mehrere Feuerwehren des Landkreises das Phantomdorf. Als "ideale Übungsanlage" bezeichnet Matthias Gernert, Kommandant der Kitzinger Feuerwehr, die leerstehenden Gebäude abseits von bewohntem Gebiet. Dort habe auch eine nächtliche Übung niemanden gestört. Vor allem das mehrstöckige Haus mit Keller sei oft genutzt worden, sagt THW-Ortsbeauftragter Alexander Fischer. Doch Mitte 2020 hat die Bima die Nutzungsvereinbarung gekündigt.

Godfried Schwartz, Betriebsleiter des zuständigen Bundesforstbetriebs Reußenberg mit Sitz in Hammelburg, nennt Verkehrssicherungsgründe verantwortlich für den Abriss. "Verschiedene Elemente der Gebäude wie Betondecken und Türstürze wiesen bereits größere Frostschäden auf", schreibt er auf Nachfrage. Statik und Tragfähigkeit seien nicht mehr gewährleistet gewesen. Ein weiteres Problem sei starker Vandalismus gewesen. Stahlzargen seien aus den Eingangstüren herausgerissen und Dacheindeckungen beschädigt worden.

"Auf Grund von mehreren Partys waren regelmäßig Verunreinigungen zu finden wie zerbrochene Flaschen, Essensverpackungen und Reste von Lagerfeuern."
Godfried Schwartz, Betriebsleiter des Bundesforstbetriebs Reußenberg

Tatsächlich war das Szenario einer THW-Übung, bei der eine Party Jugendlicher aus dem Ruder lief, der Realität näher, als allen Verantwortlichen lieb war. Wie Schwartz schreibt, waren "auf Grund von mehreren Partys regelmäßig Verunreinigungen zu finden wie zerbrochene Flaschen, deren Scherben großflächig verteilt lagen, Essensverpackungen und Reste von Lagerfeuern". Diese hätten gerade in den trockenen Sommermonaten eine erhebliche Waldbrandgefahr für den angrenzenden Bewuchs inmitten der Schutzgebiete dargestellt.

Auf dem ehemaligen US-Übungsgelände neben der Straße von Großlangheim nach Kitzingen wurde das Phantomdof entfernt. Die ursprüngliche Vegetation kann wieder Einzug halten und es wurden Steinriegel angelegt, die vor allem den Eidechsen als Unterschlupf dienen werden.
Foto: Winfried Worschech | Auf dem ehemaligen US-Übungsgelände neben der Straße von Großlangheim nach Kitzingen wurde das Phantomdof entfernt.

Nun sei der Rückbau in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden erfolgt. Der Bundesforstbetrieb Reußenberg wertet das Gelände im Auftrag der Bima mit Naturschutzmaßnahmen auf. Schotteraufschüttungen könnten einen Lebensraum für verschiedene Echsenarten bieten, erläutert Schwartz.

Idee des Kommandanten abgelehnt

Ob das Gelände im Eigentum der Bima bleibe oder zum Verkauf angeboten werde, lässt der Betriebsleiter offen. Zur weiteren Verwendung sei "derzeit keine Aussage möglich". Wäre es nach Feuerwehrkommandant Gernert gegangen, hätte der Landkreis das Phantomdorf schon vor zehn Jahren als Übungsfläche gekauft und gegen Vandalismus mit einem Zaun geschützt. Doch dieser Vorschlag traf nicht auf offene Ohren.

Nun sind die Rettungsorganisationen auf Kommunen oder Privatleute angewiesen, um in abbruchreifen Gebäuden möglichst realistisch Einsätze üben zu können. "In so einem Abbruchhaus kann man auch mal eine Tür gewaltsam öffnen", sagt Matthias Gernert. Dazu werde die Feuerwehr nämlich oft gerufen und müsse das entsprechend üben. Das geschah in der Vergangenheit in Kitzingen etwa bei den Häuserblocks in der Breslauer Straße oder in der alten Realschule.

"Momentan haben wir leider nichts", erklärt Gernert. In bewohnten Objekten trainiere man natürlich auch regelmäßig, aber dort müsse sehr aufgepasst werden, dass nichts kaputtgeht. Diese Aussage bestätigt THW-Ortsbeauftragter Alexander Fischer. Nach dem Ende des Phantomdorfs seien Hinweise wie dieser besonders wichtig: "Wir reißen etwas ab. Vorher könnt ihr noch drin üben."

 
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