Blaulicht und Lichtstrahler machten am Freitagabend im Phantomdorf des Kitzinger Klosterforstes die Nacht zum Tag. Beim Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) war um kurz nach 19 Uhr ein Alarm eingegangen und der Bergungszug mit Zugführer Michael Hack als Einsatzleiter rückte mit 18 Rettern aus, um verletzte und umherirrende Personen zu finden – und zu retten.
Die Ausbilder Jessica und Daniel Bonic hatten das Szenario geschrieben, wonach eine Party von Jugendlichen aus dem Ruder gelaufen sei. Zuerst galt es, die „verletzten“ Personen ausfindig zu machen, Zugänge zu schaffen, um zu den Personen vordringen zu können und die Jugendlichen dann den Sanitätern zu übergeben.
Wichtige Rolle als Atemschutzüberwacher
Um einen Überblick zu bekommen, stellten die THW-Helfer gleich Lichtstrahler auf, um den Übungsort gut auszuleuchten. Derweil erkundeten die Einsatzkräfte die Lage und fanden erste Personen, während die Kameraden in ein anderes Haus erst nach dem Ausrüsten mit schwerem Atemschutz gehen konnten.
Mit Enrico Marquardt blieb ein Mann ruhig am Einsatzfahrzeug sitzen, um eine wichtige Rolle zu übernehmen. Denn er fungierte als Atemschutzüberwacher. Damit kontrollierte er, wie viele Atemschutzträger im Haus waren und wie viele gleichzeitig als Ersatz bereitstehen. Er hatte den Auftrag, spätestens nach zehn Minuten bei den Rettern nachzufragen und nach dem Wechsel der Atemschutzträger den Füllstand der Sauerstoffflaschen festzustellen. Wie wichtig die Tätigkeit ist, zeigte sich am Freitag, denn einer der Atemschutzträger erlitt laut Szenario einen Schwächeanfall, worauf es einen Totmann-Alarm gab. Marquardt koordinierte die Rettung des „verletzten“ Kameraden.
Bekanntschaft mit einem Reh
Die THW-Kräfte mussten zudem einen Vermissten im Wald suchen – und dabei machte ein Retter Bekanntschaft mit einem Reh. Einige der Jugendlichen waren nicht nur „verletzt“, sondern auch renitent. So rannte eine scheinbar unter Drogeneinfluss stehende Jugendliche immer wieder zum Party-Haus zurück und fabulierte, „dass lila Elefanten auf dem Dach fliegen“. Tatsächlich lieferte die Jugendliche den Rettern damit einen Hinweis, dass sich wegen des gesperrten Treppenhauses noch eingeschlossene Jugendliche im Dachgeschoss befanden. Deswegen schafften die Retter eine acht Meter lange Leiter herbei und führten das Leiterhebeln und einen Durchbruch mit einer Motorsäge durch, um die Personen aus dem Dachgeschoss bergen zu können.
Landeplatz für Hubschrauber
Dann gab es noch eine Zusatzaufgabe für die Einsatzkräfte, da ein Rettungshubschrauber landen sollte. Deswegen mussten die THW-Kräfte den Landeplatz noch heller ausleuchten, was schneller als in der vorgegebenen Zeit gelang.
„Die Mannschaft hat von Anfang an sehr gut funktioniert und die Koordination durch den Zugführer ging schnell voran“, konstatierte Daniel Bonic. „Wir haben perfekt im Team zusammen gearbeitet und sahen nun wieder einmal, wie gut wir im THW für den möglichen Ernstfall ausgebildet sind“, lautete das Fazit von Daniel Bonic bei der Nachbesprechung des nächtlichen Einsatzes.