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Kitzingen
VW Käfer, Jaguar, Porsche: Bei diesen Oldtimer-Raritäten aus 100 Jahren kommen nicht nur Liebhaber ins Schwärmen
1924 bis 2024: Auf dem Kitzinger Marktplatz werden 100 Jahre Automobil-Geschichte lebendig. Wir werfen vorab einen Blick auf filmreife Oldtimer – und einen 530-PS-Sportler.
Genau 100 Jahre trennen diese beiden Autos. Der Ansaldo (links) wurde 1924 gebaut, das BMW M8 Cabrio 2024. Beide feiern als Ausstellungsstücke am 8. September den 100. Geburtstag des AMC Kitzingen mit. 
Foto: Kienberger/ Braterschofsky | Genau 100 Jahre trennen diese beiden Autos. Der Ansaldo (links) wurde 1924 gebaut, das BMW M8 Cabrio 2024. Beide feiern als Ausstellungsstücke am 8. September den 100. Geburtstag des AMC Kitzingen mit. 
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 11.09.2024 02:35 Uhr

Rallyes, Rennen und die Entwicklung des Automobils: Der Automobilclub Kitzingen wird 100 und feiert das auf besondere Weise. Aus jedem Jahrzehnt der Vereinsgeschichte wird am Sonntag, 8. September, ab 10.30 Uhr ein ausgewähltes Fahrzeug auf dem Kitzinger Marktplatz ausgestellt. Hier kommt vorab ein Blick auf die "heißen Schlitten" – und ihre Besitzer.

1. Ansaldo, Baujahr 1924: Auto und Fahrer brauchen ab und an Pausen

Genau 100 Jahre – also ebenso viele wie der AMC Kitzingen – hat dieser Ansaldo von Hans-Rainer Kienberger auf dem Buckel.
Foto: Rainer Gutzeit, AMC Kitzingen | Genau 100 Jahre – also ebenso viele wie der AMC Kitzingen – hat dieser Ansaldo von Hans-Rainer Kienberger auf dem Buckel.

"Wenn man ein solches Auto möchte, braucht man entweder Geld oder einen guten Freund", sagt Hans-Rainer Kienberger über seinen 1924 gebauten, vierrädrigen Schatz. "Ich hatte einen guten Freund, Hans Fröhling aus Bamberg, unter Oldtimerfreunden bekannt als 'der fröhliche Hans'. Er hatte das Fahrzeug in Tschechien gefunden und gekauft, konnte es allerdings wegen Krankheit nicht selbst zum Laufen bringen."

Auf Bitten des "fröhlichen Hans" restaurierte Kienberger das historische Vehikel: "Innerhalb kürzester Zeit hatte ich aus dem Schrotthaufen einen wunderschönen Oldtimer gemacht, so dass Hans noch die ersten Ausfahrten miterleben konnte." Kienberger selbst fährt den Ansaldo noch immer gern, betont aber, es sei "ein Stück Arbeit" und man brauche "viel Zeit", um ihn sicher durch die Lande zu steuern. Liebevoll sagt der Auto-Enthusiast: "Nach 40 bis 50 Kilometern braucht das Auto eine Pause – und ich brauche sie auch."

2. Mercedes Typ 170 W15, Baujahr 1935: Stilvolles Doktoren-Auto aus der Schweiz

Nicht schwarz, sondern von ganz dunklem Bordeaux-Rot: Dieser Mercedes Typ 170 W15 ist ein echter Hingucker – nicht nur für seinen Besitzer Friedrich Belzner.
Foto: Hartmut Hess (Archiv) | Nicht schwarz, sondern von ganz dunklem Bordeaux-Rot: Dieser Mercedes Typ 170 W15 ist ein echter Hingucker – nicht nur für seinen Besitzer Friedrich Belzner.

Ein Sechszylinder aus Stahl, Holz und mit Original-Lack ist der Star der 30er-Jahre: Friedrich Belzners Mercedes Typ 170 W15. "Er sieht schwarz aus, aber wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man, dass seine Farbe ein ganz dunkles Bordeauxrot ist", stellt der leidenschaftliche Sammler alter Mercedes-Fahrzeuge fest.

Warum er ausgerechnet diese Modelle mag? "Das sind die Autos, die mich am wenigsten ärgern. Bei den anderen leuchten immer gern irgendwelche Lämpchen auf." Den 170 W15 hat Belzner einem alten Doktor in einem Schweizer Bergdörfchen abgekauft. "Der hatte das Auto von seinem Vater zum Doktortitel bekommen."  

3. Mercedes 170 S, Baujahr 1949: Für eine filmreife Hochzeit der Tochter

Der Mercedes 170 S von Nikolaus Engelbrecht zieht überall die Blicke auf sich.
Foto: Rainer Gutzeit, AMC Kitzingen | Der Mercedes 170 S von Nikolaus Engelbrecht zieht überall die Blicke auf sich.

Eine doppelte Liebesgeschichte steckt im 40er-Jahre-Mercedes 170 S von Nikolaus Engelbrecht. Der passionierte Autoschrauber durfte schon als Kind in einem 170 S bei Opa und Onkel mitfahren: "Das war immer toll!" Im jugendlichen Alter von 17 Jahren erfuhr er, dass ein solches Modell verkauft wurde – und wollte es unbedingt haben.

1976 in den Weihnachtsferien war die Fahrzeugübergabe. "Die 1100 Mark für das Auto und einen Satz Sommerräder hatte ich zusammengespart. Aber weil ich noch nicht volljährig war, musste mein Vater für mich unterschreiben." Während des Studiums war das Geld dann knapp, das Auto wurde abgemeldet. Jahrelang blieb das so. Doch dann wollte Nikolaus Engelbrechts Tochter den rotbraunen Mercedes als Hochzeitsauto haben. Seit der Restaurierung ist der Oldtimer nun das fahrende Schätzchen der Familie. 

4. VW Käfer, Baujahr 1958: Ein Volkswagen in Eidechsengrün

Auf diesen VW-Käfer ist Karl-Heinz Vollkommener stolz.
Foto: Karl-Heinz Vollkommener, AMC Kitzingen  | Auf diesen VW-Käfer ist Karl-Heinz Vollkommener stolz.

Eidechsengrün und mit Schiebedach: Mit dem Käfer aus den 50er-Jahren hat Karl-Heinz Vollkommener mit Freunden und Familie schon richtig schöne, lange Touren gemacht, unter anderem bis nach Südfrankreich, Korsika und Tschechien. "Der läuft super", freut sich Vollkommener über seinen Hingucker auf vier Rädern.

Ein Direktor der Firma Kugelfischer hat das Auto einst seiner Sekretärin geschenkt. Später hat der Fuhrparkleiter des Unternehmens den Wagen von ihr übernommen und weiterhin gepflegt. "Der Käfer hat noch seinen ersten Motor, sein erstes Getriebe und seine erste Innenausstattung", freut sich Vollkommener. 

5. MGA, Baujahr 1960: Scheibenbremsen vom Flugzeughersteller und Holzfußboden

Was blitzt und blinkt schöner als der MGA von York Falkenberg?
Foto: Rainer Gutzeit, AMC Kitzingen | Was blitzt und blinkt schöner als der MGA von York Falkenberg?

Ein klassischer englischer Roadster ist der Star der 60-er Jahre: ein MGA mit 78 PS und Doppelvergaseranlage. Insgesamt stellte die Firma MG 32.500 Fahrzeuge dieses Typs her. "Das Besondere an diesem Sportwagen sind neben einem Holzfußboden und Türen sowie Hauben aus Aluminium spezielle Scheibenbremsen an der Vorderachse; die stammen von einem Flugzeughersteller, der Firma Lockheed Cooperation. Das war ein Novum zu dieser Zeit", berichtet York Falkenberg. Er und seine Partnerin Anja kauften sich den Zweisitzer im Jahr 2000 vor ihrer Familiengründung, "um das einmalige Fahrgefühl zu genießen, für das sich heute auch unsere Kinder begeistern können".

6. VW 1600, Baujahr 1972: Schöner, bequemer Kitzinger in Originalzustand

Konrad Röder hat den VW 1600 vor zehn Jahren gekauft und fährt regelmäßig auf ihn ab.
Foto: Konrad Röder, AMC Kitzingen | Konrad Röder hat den VW 1600 vor zehn Jahren gekauft und fährt regelmäßig auf ihn ab.

"Das ist ein echter Kitzinger!", sagt Konrad Röder über seinen VW 1600. Die 70er-Jahre-Augenweide war schon immer in der Weinhandelsstadt zugelassen. "Der erste Besitzer war der Wirt vom Gasthaus Mühlberg", weiß Röder, der selbst ein gebürtiger Kitzinger ist.

Über einen Bekannten Röders, der den Wagen restaurierte und viele Jahre lang selbst fuhr, gelangte der VW, an dem "noch so ziemlich alles original ist", dann vor zehn Jahren in Röders Hände. "Das Auto ist quasi ein Familienmitglied. Bei schönem Wetter machen wir mit ihm oft Ausflüge. Er fährt sich sehr bequem, wirklich wunderbar."

7. Jaguar XJ12, Baujahr 1989: Schwarze Katze, die über dem Boden schwebt

Im Jahr der Wende erblickte dieser Jaguar XJ12 von Claus Mannsbart das Licht der Welt.
Foto: Rainer Gutzeit, AMC Kitzingen | Im Jahr der Wende erblickte dieser Jaguar XJ12 von Claus Mannsbart das Licht der Welt.

Britische Eleganz und ein Hauch von Ganovenfilm-Image: Dieser 80er-Jahre-Star hat zwölf Zylinder und noch relativ wenig Elektronik, was den leidenschaftlichen Autoschrauber Claus Mannsbart fasziniert. Seit 2004 hegt und pflegt er seinen Jaguar XJ12, den "englischen Daimler", wie er ihn wegen der Typen-Verbindung nennt.

Wenn er auf den magnoliafarbenen Connolly-Ledersitzen Platz nimmt und den V12-Motor anschmeißt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht: "Mit dem zu fahren macht schon Spaß. Mit dem schwebt man!"

8. Fiat Coupé, Baujahr 1996: Vom Rennfahrer vor dem Schrottplatz gerettet

Leuchtend rot präsentiert sich das Fiat Coupé von Christian Handa.
Foto: Christian Handa, AMC Kitzingen | Leuchtend rot präsentiert sich das Fiat Coupé von Christian Handa.

Der 90er-Jahre-Star wäre um ein Haar auf dem Autofriedhof gelandet. Norbert Handa, bekannter Rennfahrer aus dem Kreis Kitzingen, entdeckte das Coupé von Fiat im Internet, fuhr nach Frankfurt und holte es für 400 Euro zu sich nach Hause. Ursprünglich wollte er es ausschlachten und die Teile für ein baugleiches Auto verwenden, das er schon vor Jahren gekauft hatte. "Aber dann hab ich es daheim angeschaut und festgestellt: Das hat überhaupt keinen Rost, das kann ich nicht ausschlachten!"

Allerdings hatte der Fiat einen Schaden am Motor. Doch wer schon zehn Rennautos von Grund auf neu aufgebaut hat, für den ist die Reparatur eines Zylinderkopfs kein großes Problem. Neu lackiert, steht das Coupé nun "da wie eine Eins", freut sich Norbert Handa, dessen Sohn Christian das Sondermodell fährt. "Davon gibt's bloß 1000 Stück. Sowas fährt nicht jeder!"

9. Matra Avantime, Baujahr 2002: Raketenstarkes Einzelstück aus Kunststoff

Mit diesem Avantime fahren Irene und Rigobert Ehrhardt – einem Van mit Seltenheitswert.
Foto: Rigobert Ehrhardt | Mit diesem Avantime fahren Irene und Rigobert Ehrhardt – einem Van mit Seltenheitswert.

Letzter seiner Art: Der Star des ersten Jahrzehnts in diesem Jahrhundert ist ein "Auto, das man nicht jeden Tag sieht", sagt sein Besitzer Rigobert Ehrhardt. Der blau-violette Van ist ein Produkt von Matra, einem französischen Unternehmen, das sich zunächst dem Flugzeug-, Raketen- und Rüstungsbau sowie der Kunststoffverarbeitung widmete. Neben Rennautos entstand in Zusammenarbeit mit Renault unter anderem das Coupé Aventime ("seiner Zeit voraus"), das sich mit seiner Form, seinem riesigen Dach und den langgezogenen Fensterscheiben aus der Masse abhebt.

"Das Auto polarisiert: Es gefällt dir oder eben nicht", findet Ehrhardt. Den 73-Jährigen faszinieren die Geschichte und das Design der Matra-Autos gleichermaßen. "Von dem Turbo, den wir haben, gibt es nur 800 Stück, denn Anfang 2003 wurde das Auto-Werk geschlossen. In der Ausstattung, Farbe und Motorisierung ist unser Aventime sogar einmalig." Auch schön: Dadurch, dass der Wagen aus viel modernem Kunststoff besteht, rostet er quasi nicht.

10. Porsche 911 Carrera, Baujahr 2010: Liebe auf den ersten Blick

Mit seinem schneeweißen  Porsche 911 Carrera liegt Claus Bader windschnittig auf der Straße.
Foto: Claus Bader | Mit seinem schneeweißen Porsche 911 Carrera liegt Claus Bader windschnittig auf der Straße.

Der Porsche 911 aus dem Jahr 2010 ist nicht das einzige Schätzchen in der Garage von Claus Bader, dem Vorsitzenden des AMC Kitzingen. "Aber eins, das viel Spaß macht", wie Bader sagt. Zu einem Über-60-Jährigen passe so ein Porsche ja perfekt, habe seine Lebenspartnerin gesagt, als er ihr von seinem Internet-Fund berichtete, erzählt Bader lachend. Und er sagt: "Es war Liebe auf den ersten Blick", der Ankauf nur noch eine Formalität.

In seinem beinahe "astreinen" Mercedes-Fuhrpark habe sich der Porsche mittlerweile bestens etabliert und seinen Platz behauptet. "Er wird immer wieder sehr gerne aus der Garage geholt, wenn das Baujahr des Fahrzeugs bei der Ausfahrt keine Rolle spielt", stellt Claus Bader fest. "Denn von den geforderten 30 Jahren für ein Oldtimer-H-Kennzeichen ist der Porsche noch weit entfernt."

11. BMW M8 Cabrio, Baujahr 2024: Nagelneuer Traum in San-Remo-Green-Metallic

Dieses  BMW M8 Cabrio stellt Christof Braterschofsky vom Autohaus Tief-Dörfler zur Verfügung.
Foto: Christof Braterschofsky | Dieses BMW M8 Cabrio stellt Christof Braterschofsky vom Autohaus Tief-Dörfler zur Verfügung.

Das Motorsport-Topmodell als Cabrio in metallischem San-Remo-Green: Diesen Achtzylinder-BMW M8, Baujahr 2024, stellt Christof Braterschofsky vom Autohaus Tief-Dörfler für die AMC-Show zur Verfügung. Der 2,2 Tonnen schwere Achtzylinder mit 4,4 Litern Hubraum und 530 PS verfügt über alle modernen Assistenz-Systeme, seine Scheinwerfer leuchten fast einen Kilometer weit nach vorne, und wenn eine Seitenbegrenzung vorhanden ist, fährt er vollständig autonom.

 
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