Selten hatte es so viele Warnungen gegeben: In den Fernsehnachrichten war am Abend vor dem seit Tagen angekündigten Glatteis-Mittwoch von den schlimmsten Witterungsbedingungen "seit Jahrzehnten" die Rede. Alarmstufe rot reichte nicht mehr, die Farbe lila tauchte mitunter als letzte mögliche Steigerung auf. Viele Bürgermeister warnten über die sozialen Netzwerke die Bevölkerung, Geiselwinds Ortsoberhaupt Ernst Nickel etwa hob das drohende "Extremwetter" hervor.
Am Dienstagabend dann die Nachricht, dass es an den Schulen keinen Präsenzunterricht geben werde. Aus dem Landratsamt kam am Mittwochmorgen zudem die Pressemeldung, dass "einzelne ÖPNV-Verbindungen witterungsbedingt ausfallen können". Und: Man müsse "je nach Witterungslage im Laufe des Tages mit der vollständigen Einstellung des ÖPNV-Verkehrs rechnen".
Zeitungsausträger ohne Probleme unterwegs
Dass es vielleicht nicht ganz so dicke kommen würde, zeigte sich in den frühen Morgenstunden des Mittwochs. Die Zeitungsausträger im Landkreis konnten ihre Runden problemlos absolvieren. Das Extremwetter kam nicht – und wenn, hätte es eine perfekte Vorbereitung angetroffen.
"Alles gut vorgesalzt", meldete etwa unser Mitarbeiter Hanns Strecker von der Volkacher Mainschleife. Aus Abtswind berichtete Gerhard Krämer von leichtem Graupel – nichts, was einen erschrecken musste. In der Kitzinger Innenstadt gab es freie Parkplätze ohne Ende. Das leichte Nieselwetter dort zog ebenfalls keine Glätte nach sich. Allerdings schlossen Geschäfte vereinzelt am frühen Nachmittag vorzeitig wegen des Wetters.
Sicherheitshalber hatten die Rettungsdienste mit allem, was ging, parat gestanden. Noch am Dienstag waren überall im Landkreis auf Rettungswagen und Feuerwehrautos Schneeketten aufgezogen worden, um auch bei Glatteis irgendwie ausrücken zu können. Es ging – wenn auch auf Sparflamme – alles seinen Gang. Die Post wurde ausgetragen, am Kitzinger Amtsgericht wurde verhandelt. Gleichzeitig dürfte gegolten haben: Wer konnte, war wohl daheim geblieben. Was aber den Gang zum Bäcker keinesfalls ausschloss, die machten allem Anschein nach ihre normalen Geschäfte.
Kein Glatteisunfall im Landkreis Kitzingen
Eine Nachfrage am Mittwochnachmittag bei den Rettungsdiensten zeigte: kein Glätteunfall im Landkreis. Bei der Polizei in Kitzingen waren drei kleinere Blechschäden aufgelaufen, zweimal hatte es bei Geiselwind und einmal in Kitzingen gekracht. Nichts zu tun gab es dagegen für das Rote Kreuz. Sven Appold, Leiter des Rettungsdienstes, bestätigte auf Anfrage, dass es "keinen glättebedingten Einsatz" gegeben habe.
Bei den an mehreren Stellen des Landkreises postierten Rettungswagen wurden die Schneeketten sicherheitshalber auch am Nachmittag noch an den Rädern gelassen. Zudem hatten alle Wagen einen Sack Auftausalz an Bord, falls man an der Einsatzstelle hätte eingreifen müssen. Auch stand man weiterhin bereit, bei Bedarf Krankentransportwagen jederzeit mit Schneeketten auszustatten.
Gute Nachrichten auch aus der Klinik Kitzinger Land: Opfer von Glatteisunfällen blieben aus. Mit jeder Stunde schwand dann am Nachmittag die Anspannung. Der Landkreis war bis zum Nachmittag selbst ohne das berühmte blaue Auge davongekommen. Ob noch was drohte, ließ sich schwer abschätzen. Die Hoffnung war groß, das Gröbste überstanden zu haben.