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Volkach
Volkach verliert sein ältestes Café: Warum die Betreiber sich zurückziehen und was mit dem Lokal werden soll
Die beiden Inhaber des Café Mees blicken zurück auf eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. Aus Volkach verabschieden sie sich mit Dank, Wehmut und einem überraschenden Fazit.
Reinhard Huber und Ute Müller-Harag freuen sich nach 18 Jahren Café Mees auf ihre gemeinsame freie Zeit.
Foto: Nadine Wiget | Reinhard Huber und Ute Müller-Harag freuen sich nach 18 Jahren Café Mees auf ihre gemeinsame freie Zeit.
Nadine Wiget
Nadine Wiget
 |  aktualisiert: 01.02.2025 02:33 Uhr

Eine Ära geht zu Ende: Nach 150 Jahren hat das Café Mees in Volkach geschlossen. Für die beiden Geschäftsführer Ute Müller-Harag, 59, und Reinhard Huber, 74, "eine schwere, aber wohl überlegte und am Ende sogar erleichternde Entscheidung". Das Ehepaar hat das Haus samt Café und Lebkuchenrezept 2007 gekauft.

Johann Mees hatte seine Konditorei inklusive Café 1875 eröffnet und schon damals das berühmte Lebkuchenrezept entwickelt. Seitdem zog das Mees nicht nur die Menschen aus Volkach und Umgebung an, sondern vor allem wegen seiner hausgemachten Lebkuchen auch Kundschaft aus weiten Teilen Deutschlands.

Ein vergangener Blick ins Café Mees in Volkach. Hier fanden bis zu 80 Gäste drinnen und 20 Gäste draußen einen Platz.
Foto: Ute Müller-Harag | Ein vergangener Blick ins Café Mees in Volkach. Hier fanden bis zu 80 Gäste drinnen und 20 Gäste draußen einen Platz.

"Ich hatte schon lange den Wunsch nach einem eigenen Café", sagt Ute Müller-Harag. "Nachdem ich in der Gastronomie jahrelang bis nachts gearbeitet hatte, wollte ich mit drei Kindern endlich geregelte Arbeitszeiten am Tag, was sich mit einem Café wunderbar vereinbaren lässt." Also hielt sie gemeinsam mit ihrem Mann, der lange in der Immobilienbranche tätig und bisher nichts mit der Gastronomie zu tun hatte, nach einem geeigneten Objekt Ausschau.

Die Lebkuchen im Volkacher Café Mees waren legendär

Das ausschlaggebende Kriterium, das Café Mees zu kaufen, sei schließlich die Lebkuchenproduktion mit dazugehörigem Kundenstamm gewesen, erklärt der 74-jährige Berchtesgardener. "Dieses Alleinstellungsmerkmal hat das Café zu etwas Besonderem gemacht", ergänzt die gebürtige Würzburgerin.

Jedes Jahr stellte das Café Mees seine berühmten Lebkuchen her. Das Rezept stammt vom Gründer Johann Mees.
Foto: Ute Müller-Harag | Jedes Jahr stellte das Café Mees seine berühmten Lebkuchen her. Das Rezept stammt vom Gründer Johann Mees.

In den ersten sechs Jahren nach dem Erwerb renovierten und sanierten die beiden das Haus nach und nach. Sie selbst wohnten nur einmal kurz in Volkach, bevor sie wieder zurück in den Landkreis Würzburg zogen. "Es war schwierig für uns, in Volkach zu leben", erinnert sich Müller-Harag. Die Leute hätten zum Teil spät abends noch geklingelt und nach Lebkuchen oder einem Stück Torte gefragt.

Abgesehen davon waren sie mit ihren Gästen aber meistens glücklich. "Während unseres Betriebs in den letzten 18 Jahren haben wir sehr viele nette Menschen kennengelernt. Mit manchen entstanden sogar Freundschaften", sagt Huber erfreut.

Die Inhaber des Café Mees hatten ein Herz für Schwache

Der Kontakt mit ihren Gästen und deren Zufriedenheit seien für sie das Wichtigste gewesen, erzählt die 59-Jährige. So hätten sie sich oft zu ihnen gesetzt, sich unterhalten und zugehört. Und auch für diejenigen, denen es nicht so gut geht, hatte das Ehepaar ein Herz. In den letzten Jahren schnürte Müller-Harag Weihnachtspakete mit ihren Spezialitäten und verschenkte sie an Menschen, die ihr über Facebook eine Nachricht zukommen ließen.

Konditorei Café Mees war 150 Jahre lang fester Bestandteil der Volkacher Altstadt. Nach ihrem Kauf 2007 renovierten und sanierten Reinhard Huber und Ute Müller-Harag das Haus.
Foto: Nadine Wiget | Konditorei Café Mees war 150 Jahre lang fester Bestandteil der Volkacher Altstadt. Nach ihrem Kauf 2007 renovierten und sanierten Reinhard Huber und Ute Müller-Harag das Haus.

Sie brachte sie ihnen sogar persönlich vorbei und nahm sich Zeit, mit ihnen zu sprechen. "Bei uns im Café gab es keine Massenabfertigung. Wir haben unsere Gäste gekannt, und deshalb habe ich unzählige Nachrichten von ihnen erhalten, wie traurig sie sind, dass wir schließen."

Die Menschen seien auch der Grund gewesen, warum es Müller-Harag und Huber anfangs schwerfiel, diesen Schritt zu machen. "Aber mit 74 Jahren kann man schon mal in Rente gehen", erklärt Huber. Die schweren Mehlsäcke und all die anderen Backutensilien in die Backstube im ersten Stock zu schleppen sei ihm körperlich inzwischen zu anstrengend. Und auch die Lebkuchenproduktion, die sie zehn Wochen im Jahr auf Trab hielt, habe es in sich.

Ein letzter Blick zurück auf das Café Mees: Hier fanden bis zu 80 Gäste drinnen und 20 Gäste draußen einen Platz.
Foto: Ute Müller-Harag | Ein letzter Blick zurück auf das Café Mees: Hier fanden bis zu 80 Gäste drinnen und 20 Gäste draußen einen Platz.

Nachdem Corona ausgestanden war, haben sich die beiden vor allem auf die Lebkuchen konzentriert, weil es am wirtschaftlichsten sei. Den Kundenstamm ihres Vorgängers hätten sie im Laufe der Zeit verdoppelt. "Mit dem Café-Betrieb kannst du die Kosten decken, mit der Lebkuchenproduktion Geld verdienen", sagt Huber. So reduzierten sie die Öffnungstage und die Mitarbeiter.

Der Konditor brachte frischen Wind in das Volkacher Café

Aus heutiger Sicht hätten sie das schon von Anfang an so machen sollen, sagen beide. Vor Corona habe jeder teils bis zu 400 Arbeitsstunden im Monat gearbeitet, acht Angestellte waren in der Spitze für sie tätig. Sie selbst haben allerdings nicht gebacken, außer die Lebkuchen. Für ihre Torten, Kuchen, Pralinen und Gebäcke hatten sie eine Konditorin, später einen Konditor.

Mit ihm waren sie besonders glücklich, weil er mit seinen neuen, innovativen Kreationen wie Mandelgebäck frischen Wind und damit mehr Umsatz ins Café gebracht habe. Überhaupt seien sie ihren Angestellten dankbar für das Engagement und die schöne gemeinsame Zeit – ebenso ihren Gästen und ihren Kindern, die sie immer unterstützt hätten.

Für Reinhard Huber und Ute Müller-Harag steht fest: Ein Café würden sie heute nicht mehr eröffnen.
Foto: Nadine Wiget | Für Reinhard Huber und Ute Müller-Harag steht fest: Ein Café würden sie heute nicht mehr eröffnen.

Stünden sie heute vor der Entscheidung, sie würden kein Café mehr eröffnen. "Die Herausforderungen sind einfach zu groß. Die Auflagen vom Gesundheits- und Landratsamt sind zu streng, die Gäste teilweise anstrengender und ungeduldiger und die Kosten für Pacht explodieren", resümiert Müller-Harag. Deshalb fühlten sie und ihr Mann sich mittlerweile erleichtert über die Geschäftsaufgabe und den bevorstehenden Verkauf des Hauses.

Es gebe mehrere Interessenten für das Anwesen und auch für das Lebkuchenrezept, die Fortführung des Café-Betriebs ist aber ausgeschlossen. "Wir freuen uns jetzt erst mal auf einen langen Urlaub mit dem Wohnmobil durch Europa und viel gemeinsame freie Zeit für uns und unsere Familie", sagt Reinhard Huber und lächelt.

 
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