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Volkach
Volkach tut sich schwer mit Photovoltaikanlagen in der Altstadt
Solaranlagen auf den Dächern der Volkacher Altstadt? Der Volkacher Stadtrat beschließt erstmal, bald etwas zu beschließen. Und eine Grüne wird in der Sitzung emotional.
Blick auf die Dächer der Volkacher Altstadt von Norden her (Foto vom April 2021). Photovoltaikanlagen wurden dort bislang nur im von der Straße nicht einsehbaren Bereich als Ausnahmen genehmigt.
Foto: Holger Leue | Blick auf die Dächer der Volkacher Altstadt von Norden her (Foto vom April 2021). Photovoltaikanlagen wurden dort bislang nur im von der Straße nicht einsehbaren Bereich als Ausnahmen genehmigt.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:33 Uhr

In der Theorie hört sich dieser Satz der bayerischen Staatsregierung nach einer Diskussion auf Augenhöhe an: "Denkmalschutz und Klimaschutz sind gleichberechtige Belange, die sich nicht gegenseitig ausschließen." In der Praxis verhindert der Denkmalschutz – und die damit verbundene Städtebauförderung – aber sehr wohl, dass Photovoltaikanlagen auf sichtbaren Dächern der Altstadt installiert werden. Auch in Volkach. Denn wer nicht nach den Regeln der Städtebauförderung spielt, bekommt kein Geld.

Dass politisch aber mehr regenerativ erzeugter Strom gewünscht wird, ist keine Neuigkeit, ganz im Gegenteil: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der 1998 gewählten rot-grünen Regierung stammt von 2000. Das EEG hatte zum Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung deutlich zu steigern. Genauso alt wie das EEG ist die Volkacher Gestaltungssatzung. Bereits zwei Jahre zuvor trat 1998 der Bebauungsplan „Altstadt Volkach“ in Kraft. Dieser soll unter anderem die historische Altstadt mit ihrem "ungestörten Erscheinungsbild der Dachlandschaft" schützen und pflegen.

Volkacher Bebauungsplan ist veraltet

Trotz des gleichen Alters wie das EEG ist im Volkacher Bebauungsplan jedoch bis heute nicht festgelegt, wie eigentlich mit Solaranlagen auf eben dieser Dachlandschaft umgegangen werden soll. Wer am Montagabend in der Volkacher Stadtratssitzung jedoch auf eine schnelle Lösung hoffte, wurde enttäuscht. Der Volkacher Stadtrat beschloss erstmal, eine Änderung des Bebauungsplans beschließen zu wollen. Und beschloss anschließend noch eine Veränderungssperre, damit während der Überarbeitung niemand dazwischengrätschen kann.

Volkach tut sich schwer mit Photovoltaikanlagen in der Altstadt

Nach einer zackigen Lösung hörte sich das am Montagabend in der Mainschleifenhalle nicht an. Ein Umstand, der Stadträtin Andrea Rauch sichtlich erzürnte. Die Grünen-Fraktionssprecherin warnte vor einem Museumsdorf, zu dem Volkach bald werden könne: "Die Richtlinien des Städtebauprogramms sollten sich an den Klimaschutz anpassen, nicht umgekehrt."

"Jedem Bürger, der dafür Geld in die Hand nimmt, sollte man danken."
Andrea Rauch (Grüne) zu Photovoltaikanlagen

Rauch zufolge mache Volkach im Hinblick auf erneuerbare Energien viel zu wenig. Sie machte sich für Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Altstadt stark: "Jedem Bürger, der dafür Geld in die Hand nimmt, sollte man danken."

Eine Aussage, die Stefan Leykamm unterschreiben dürfte. Der Taxiunternehmer mit Sitz in der Altstadt ist mit Elektroautos unterwegs und kämpft seit Jahren für eine Phovoltaikanlage im sichtbaren Bereich. Er fragte als Zuhörer der Stadtratssitzung nach seinem Antrag auf eine Photovoltaik-Anlage: "Die Zukunft meiner Firma hängt davon ab."

Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) verwies darauf, dass der Altstadtbereich nur einen minimalen Teil von Volkachs Gesamtfläche ausmache, nämlich zwölf Hektar (0,2 Prozent) von 6000 Hektar. Aber man wolle für die Altstadt "rechtssicher eine zukunftsfähige Lösung" finden, gerade hinsichtlich der Photovoltaikanlagen. Auch CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner betonte: "Wir wollen nichts verhindern." Und Barbara Nikola-Bier (SPD) erklärte: "Wir brauchen eine rechtliche Grundlage, mit der wir arbeiten können – ohne geht's nicht."

Städtebauförderung bleibt ein Knackpunkt

Blieb jedoch noch der Knackpunkt Städtebauförderung, den FWG-Fraktionssprecher Herbert Römmelt ansprach. Ob man die PV-Anlagen als Verschandelung oder wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz betrachte, sei zweitrangig, solange nicht geklärt sei, ob der Denkmalschutz diese erlaube. "Die große Politik muss das entscheiden, über dieses Dilemma können wir uns nicht hinwegsetzen", sagte Römmelt.

Letztlich stimmte der wegen Krankheit dezimierte Stadtrat geschlossen für den Aufstellungsbeschluss und mit zwei Gegenstimmen für die Veränderungssperre. Bei dieser hatte sich Stephan Dinkel (CSU) seiner Stadtratskollegin Andrea Rauch angeschlossen. Er hatte zuvor das in seinen Augen zu langsame Tempo des Vorgangs moniert und eine knappe Frist für die Überarbeitung gefordert.

 
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    @ sgeorgm - Ihre Argumente kann ich leider nicht nachvollziehen. 1. Seit vielen Jahren wird das in Volkach angeblich geprüft. Wie lange denn bitte noch ? Verwaltungen sind nicht immer die schnellsten bei der Bearbeitung von Anfragen oder Anträgen, in der freien Wirtschaft wären diese ohne jegliche Chance !!! 2. Von Ihnen angesprochene Freiflächen nützen dem privaten oder gewerblichen Hausbesitzer in Volkach Altstadt jedoch überhaupt nichts. Hier geht es nicht um Hunderte von qm Flächen sondern (meist) um wenige qm Flächen, die nicht an "schützenswerten Anwesen" geplant sind . Ich warte deshalb nur noch auf den Antrag eines jener Hauseigentümer, denen in Volkach bisher beträchtliche Anwesen gehören. Wird dann auch so "gleich" gehandelt oder gibt es dafür Ausnahmen ?
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  • S. R.
    @Dusolt: zu 2.: Bürger können sich an diesen Freiflächen-PV-Anlagen beteiligen. Das ist ja gerade die Option für diejenigen, die auf ihre eigenen Häuser keine oder nur wenige PV-Anlagen errichten können oder die noch mehr für Klimaneutralität tun möchten.
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  • S. R.
    Das sehe ich etwas anders: Ist denn nicht gerade die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes die Absicht des Stadtrates, PV-Anlagen auch in der Altstadt evtl. zu ermöglichen!? Durch den Denkmalschutz gibt es nunmal Auflagen, die eingehalten werden müssen. Der Stadtrat macht dadurch das einzig richtige und prüft ordentlich. Nicht, dass den Anwohnern und der Stadt Fördermittel entzogen werden, die man aktuell noch für Umbauten und Sanierungen erhält. Durch die Prüfung für mögliche Freiflächen-PV-Anlagen aus der vergangenen Stadtratssitzung könnte man tatsächlich einen schnellen und großen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.
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    Schlaft weiter in Volkach ! Anstatt daß sich die "Verantwortlichen" auf die Möglichkeit besinnen, hier absolute Vorreiter/Vorkämpfer in Richtung Klimaschutz zu sein, bleibt Volkach auf dem Stand des vorigen Jahrhunderts stehen ! Wie war das noch ? Bayer. Staatsregierung, Ministerpräsident Söder, der Partei welcher auch der aktuelle Bürgermeister Volkachs angehört, lobten und loben !!! bisher stets Ihre Taten für den Klimaschutz. Welche denn bitte ? Leeres Geschwätz oder "Was kümmern mich meine Aussagen von gestern?" Aktive Aussagen Richtung Klimaschutz bzw. der Genehmigung von Photovoltaik Anlagen wären endlich angebracht. Wir sprechen hier nicht vom Rathaus einem denkmalgeschützten Anwesen. Aber es muß wahrscheinlich wieder einmal ein Bauherr mit Ansehen/Geld kommen, der einen solchen Antrag stellt. Dann wird, wie es in Volkach üblich ist, vieles möglich sein, das "normalen" Bauherren leider nicht genehmigt wird. Bisherige Beispiele gibt es ja genug !
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  • M. S.
    Sie sind in der letzten Zeit eine Stimme der Vernunft geworden.
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  • M. S.
    Typisch Volkach mal wieder: man ist nicht dafür, aber auch nicht dagegen. Und entscheiden will man auch nichts. Also wird das Thema einfach vertagt in der Hoffnung, dass niemals eine Entscheidung getroffen werden muss.
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