
Aus dem Urlaub im Süden ist man dieses Bild gewohnt: An der Uferpromenade reihen sich vor den Restaurants und Cafés Vorbauten mit Glasdach aneinander. Vom Wind geschützt schmeckt dort der Rotwein zu den Linguine mit Blick aufs Meer besonders gut. Aber funktioniert dieses Rezept auch für Roulade mit Klößen? Passt ein Glasvorbau auch vor ein fränkisches Gasthaus?

Genau darüber hat der Volkacher Stadtrat am Montagabend in der Mainschleifenhalle lange diskutiert. Denn für das Volkacher Traditionsgasthaus Rose lag ein Antrag auf einen solchen Glasanbau vor. An dessen Nordseite möchte die Eigentümer-Familie Heßmann eine Glasüberdachung mit dreiseitigen Glaselementen bauen. Im Sommer und Winter soll das Glas herausgenommen werden und nur die möglichst filigrane Konstruktion stehenbleiben. Das Grundstück mit Blick auf das Obere Tor liegt innerhalb des Bebauungsplanes „Altstadt Volkach“ und ist als Einzeldenkmal in der Denkmalschutzliste eingetragen. Zudem gilt dort die Gestaltungssatzung.
Und zu dieser stehe es "in wesentlichen Punkten im Widerspruch" erläuterte Ottmar Böhnlein vom Bauamt in der Sitzung. Es wurde schnell klar, dass es eben nicht nur um den Antrag von Familie Heßmann geht, sondern um eine Präzedenzwirkung für die gesamte Volkacher Altstadt. Der Platz vor dem Gasthaus sei in den 90er-Jahren erneuert und aufgewertet worden, erläuterte Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) zur Einführung und gab damit das Startsignal für eine kontroverse Debatte quer durch alle Fraktionen.
Bereicherung oder zu starker Eingriff?
Sich gar nicht mit der Idee anfreunden konnte CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner. Der Gasthof Rose sei für ihn "eines der schönsten Häuser bei uns in Volkach". Er nannte die Planung überdimensioniert, der Glasanbau greife stark in das Bild des Platzes ein. Seine CSU-Kollegin Gerlinde Martin hingegen befürwortete, "dass die Gastronomie Geld in die Hand nimmt und sich weiterentwickelt". Mit "sensibler Bauweise" könne man das genehmigen. Ähnlich argumentierte Andrea Rauch (Grüne), die es als Aufwertung und Bereicherung für Volkach bezeichnete. Auch Cengiz Zarbo sah darin gerade für die Einheimischen den Vorteil, "außerhalb der Hauptsaison draußen sitzen zu können".
Die Zwiespältigkeit dieses "sehr sensiblen" Themas sprach Simon Rinke (CSU) an, der "so viel Glas wie möglich und so wenig Stahl und Blech wie nötig" forderte. Mehrere Stadträte machten deutlich, dass sie der Familie Heßmann diesen Anbau gerne genehmigen würden, er ihnen in der gezeigten Form aber nicht zusagt. Ruth Heßmann, die wie ihr Mann als Gast sprechen durfte, richtete daraufhin einen emotionalen Appell an den Stadtrat: "Gebt uns eine Chance, das so zu machen, dass Ihr zustimmen könnt!" Das Gasthaus sei ihr Stolz seit Generationen und der Anbau eine Chance, im Frühjahr und Herbst mehr Sitzplätze zu bieten.
Der Vorschlag Udo Geberts (FWG), den Antrag in zwei Teile zu zerlegen, wurde nicht aufgegriffen. Er hatte angeregt, erst über eine grundsätzliche Entscheidung zu Glasanbauten abzustimmen und danach über den konkreten Antrag für die "Rose". Doch der Bürgermeister sah noch zu viel Informationsbedarf und vertagte das Thema. Das richtige Rezept für Glasvorbauten in der fränkischen Altstadt wird also noch gesucht.

Das ist doch harmlos hier!
Aber im typischen fränkischen Spätherbst und Winter wirkt auch der schönste hergerichtete fränkische Platz wenig einladend.
Zitat Gastwirtin Ruth Heßmann: ""Gebt uns eine Chance, das so zu machen, dass Ihr zustimmen könnt!""
Meine Hochachtung vor dieser Wortmeldung! Hier wird der Stadtrat zu Recht aufgefordert sich Gedanken zu machen und nicht das Vorhaben per Handstreich zu genehmigen oder abzulehnen. Genau für so etwas sind unsere kommunalen Entscheidungsträger gewählt. Jetzt sind diejenigen am Zug die dem Antrag ablehnend gegenüberstehen - als Vertreter der Bürger ist es auch an ihnen mögliche Alternativen auszuloten oder Vorschläge zu machen. Leider verstecken sich viele hinter ihrem "Nein" bei einer Abstimmung.
Eine sehr gelungene Kombination