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Kitzingen
Vier Langzeitbewohner im Kitzinger Tierheim: Warum Jumbo, Rambo, Rufus und Lucky kein neues Zuhause finden
Viele Tierheime sind überfüllt. Auch in Kitzingen hoffen viele Tiere auf Anschluss – oft schon seit Jahren. Warum ist das so? Welche Schicksale stecken dahinter?
Vier Langzeitbewohner des Kitzinger Tierheims: Links oben Lucky, links unten der kleine Frechdachs Rufus, in der Mitte das Kraftpaket Jumbo und rechts Rambo zusammen mit Peter Grieb, dem zweiten Vorsitzenden des Tierschutzvereins.
Foto: Iris von Crailsheim | Vier Langzeitbewohner des Kitzinger Tierheims: Links oben Lucky, links unten der kleine Frechdachs Rufus, in der Mitte das Kraftpaket Jumbo und rechts Rambo zusammen mit Peter Grieb, dem zweiten Vorsitzenden des ...
Laurens Emmerich
 |  aktualisiert: 14.08.2024 02:55 Uhr

Bereits beim Eintreten hört man Jaulen und lautes Bellen. Manche Hunde liegen schlafend auf dem Boden, andere werden gerade zum Gassigehen abgeholt. Das Tierheim in Kitzingen ist das Zuhause für unterschiedliche Tiere. Das Haus ist ausgelastet. Mal wieder. Warum geben Menschen ihre Haustiere ab?

Angela Drabant kennt die Antwort. Die Leiterin des Tierheims sagt: "Vor allem nach Corona hatten wir einen immensen Anstieg von abgegebenen Hunden." Die Weitervermittlung ist deshalb oft nicht einfach. Angelegt ist das Tierheim eigentlich als Zuhause auf Zeit. Trotzdem gibt es Langzeitbewohner. Betroffen sind vor allem Hunde. Was macht die Vermittlung so schwierig? Zu Besuch bei vier Tieren, die kein leichtes Schicksal haben.

1. Jumbo braucht klare Ansagen und Zuwendung

Jumbo aus dem Kitzinger Tiernheim.
Foto: Peter Grieb | Jumbo aus dem Kitzinger Tiernheim.

Jumbo ist einer dieser Fälle. Er kam nach der Pandemie und wartet seither im Tierheim auf Anschluss. Der vierjährige Mischling harrt mittlerweile seit zwei Jahren im Tierheim aus. Er sucht nach einem Besitzer, der ihn sowohl geistig als auch körperlich fordert.

"Er ist eben ein Hütehund mit ausgeprägtem Schutztrieb", erklärt Drabant. Für eine Familie mit vielen Kindern komme er nicht infrage. Der mittelgroße Mischling braucht jemanden mit ausreichend Erfahrung. Frauchen oder Herrchen müssen klare Anweisungen geben und bereit ist, mit ihm zu arbeiten. Das sind Bedingungen, die man erst einmal vorfinden muss. 

2. Rambo ist sensibel und braucht Pflege

Der stellvertretende Tierheim-Vorsitzende Peter Grieb mit Rambo.
Foto: Laurens Emmerich | Der stellvertretende Tierheim-Vorsitzende Peter Grieb mit Rambo.

Noch schwieriger ist es bei Rambo. Er verbrachte drei seiner fünf Lebensjahre im Tierheim. Wobei der Name täuscht: Der intelligente Rüde ist sehr sensibel und möchte alles richtig machen – und gefallen. Wegen seiner langen Tierheim-Zeit braucht er noch viel Training, um als vierbeiniges Familienmitglied funktionieren zu können. Und: Rambo benötigt viel Pflege, da er sowohl Medikamente als auch Diätfutter bekommt.  

3. Rufus muss Kommandos lernen und am besten in die Hundeschule gehen

Dauergast im Kitzinger Tierheim: Rufus
Foto: Laurens Emmerich | Dauergast im Kitzinger Tierheim: Rufus

Ein ganz anderes Problem hat Rufus. In ihm schlagen, wenn man so will, zwei Herzen. Der mittelgroße Mischling ist gerade einmal 1,5 Jahre alt und sehr lebhaft. Als er im September 2023 in das Tierheim kam, war sofort klar: Er ist ein absolut lustiger, verspielter und verschmuster Begleiter.

Gleichzeitig ist er ein kleiner Angsthase, der Situationen mit Menschen oder anderen Hunden falsch einschätzt. Seine angeeignete Strategie lautet dann immer wieder: Angriff ist die beste Verteidigung. Das schreckt potenzielle Interessenten ab. Für ihn wäre es wichtig, so Drabant, mit Regeln und Kommandos zu arbeiten. Eine Hundeschule wäre ebenfalls nötig. Denn eigentlich, betont die Expertin, zeige er immer wieder: Er kann es.

4. Lucky fordert Konsequenz und Liebe

Lucky, Langzeitbewohner im Tierheim Kitzingen.
Foto: Laurens Emmerich | Lucky, Langzeitbewohner im Tierheim Kitzingen.

Noch ein Hund, dessen Name täuscht: Anders als vermutet, hatte Lucky nie Glück im Leben. Der acht Jahre alte Hütehund-Mischling wurde immer wieder weitergegeben. Als Welpe kam Lucky aus der Türkei nach Deutschland und verbrachte sein erstes Lebensjahr angekettet in einem Hof. Er passte nicht mehr in die Familie – und wurde im Tierheim Kitzingen abgegeben. Danach konnte er an einen engagierten Hundebesitzer mit einer Hündin vermittelt werden.

Nach dem Tod dieser Hündin hat er sich auffällig verändert. "Er hat sie anscheinend vermisst und sich deshalb so gewandelt", vermutet man im Tierheim. Nach mehreren Vorfällen ist er nun erneut seit eineinhalb Jahren zurück im Tierheim. Er sei ein Ein-Personen-Hund, der es mit seinem schwierigen Charakter nicht leicht hat. Er brauche viel Zeit, Konsequenz und Liebe, um zu merken, dass er seinen Schutztrieb nicht mehr einzusetzen braucht.

Es gibt viele traurige Geschichten wie diese im Kitzinger Tierheim. Am meisten betroffen sind Hunde; für Katzen würden sich laut Drabant leichter Abnehmer fänden. Hunde dagegen, noch dazu verhaltensauffällige, sind immer eine Herausforderung. Zeit, Training und Liebe sind nötig, um den Tieren ein glückliches Leben zu ermöglichen.

Angela Drabant ist froh über jedes Tier, das eine zweite Chance bekommt. Weil sie weiß: "Ein einzelnes Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier."

Kontakt: Das Tierheim ist unter Tel.: (09321)  5063 zu erreichen. Mail: tierheim-kitzingen@gmx.de.

 
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  • Andrea Roso
    Naja, 8/9 Hunden auf der Homepage werden nur an Personen mit Garten vermittelt. Wir sind deswegen damals erst gar nicht hingegangen. Bei manchen Hunderassen oder Problemfällen mag es sinnvoll sein (Windhunde zB), ich habe aber nicht den Eindruck, dass mein Hund ohne Garten unglücklich ist. Man geht ja schließlich spazieren, beschäftigt sich mit dem Hund und Schleppleinen existieren auch.
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