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Prichsenstadt
Viele Brunnen: Sorge um Grundwasserentnahme in Prichsenstadt
Die Trockenheit in Unterfranken nimmt zu, gleichzeitig werden immer mehr privat gebohrte Brunnen beantragt. Das führte nun in Prichsenstadt zu einer Grundsatzdiskussion.
Symbolfoto: Eine Frau gießt Margeriten.
Foto: Swen Pförtner, dpa | Symbolfoto: Eine Frau gießt Margeriten.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 17.02.2024 17:36 Uhr

Auch wenn der Mai mehr Regen als Sonne mit sich brachte, so ist die Trockenheit in Unterfranken weiterhin ein Problem. Am meisten leidet darunter der Grundwasserspiegel. Das zeige sich in der historischen Altstadt von Prichsenstadt und werde sich, so Bürgermeister René Schlehr, auch in den Ortsteilen fortsetzen.

Einer der Gründe für das Absinken des Grundwassers sei, sagte er der jüngsten Ratssitzung, dass „immer mehr privat gebohrte Brunnen zur reinen Gartenwässerung“ beantragt würden. Das, so Schlehr weiter, sei zwar nicht verboten. Und grundsätzlich seien es auch keine übermäßig großen Mengen Wasser, die von den jeweiligen Grundstückseigentümern zur Entnahme beantragt würden. „Aber in der Summe gibt das Anlass zur Sorge.“

Deshalb erbat er vom Rat folgenden Grundsatzbeschluss: "Zukünftig werden auf an der Wasserversorgung angeschlossenen Grundstücken und privaten Gartengrundstücken keine Ausnahmen mehr vom „Benutzungszwang“ der Wasserabgabesatzung erteilt." Das lehnte der Rat nach einer kontroversen Debatte mit 8:7 Stimmen ab.

Wie viele private Brunnen gibt es?

Nun ist die Stadt für eine Genehmigung solcher Brunnen gar nicht zuständig, sondern das Landratsamt. Dort muss der Bürger einen Antrag stellen, das Wasserwirtschaftsamt (WWA) gibt eine fachliche Stellungnahme ab. Beim Landratsamt, so Schlehr auf Anfrage aus dem Rat, „weiß niemand, wieviel private Brunnen es bei uns gibt, stattdessen haben sie uns danach gefragt“. Eine Nachfrage im Amtsblatt habe nur „sehr wenige“ ergeben, so die freiwilligen Antworten. Schlehr vermutete, dass das gebohrte Grundwasser nicht nur fürs Blumengießen verwendet wird: „Da dürfte auch Wasser in Zisternen umgeleitet werden“.

„Lassen wir die Bürger doch weitermachen“, plädierte Harald Rückert für ein Belassen, „das hat früher auch schon geklappt. Wir sollten allerdings Zisternen in Baugebieten vorschreiben.“ Was früher gewesen sei, sei früher gewesen, entgegnete Peter Eschenbacher, der Grundwasserspiegel würde sinken. Er setzte sich ebenfalls für Zisternen in Neubaugebieten ein.

Zisternen deutlich günstiger als Brunnen

Diese, so der Bürgermeister, seien auch ein Vielfaches günstiger als eine Brunnenbohrung, die gern auch mal 8000 Euro kosten würde. (Anmerkung der Redaktion: Eine Zisterne kostet laut einer einfachen Google-Suche im Internet ab 500 Euro aufwärts.) Hinsichtlich der Zisternen fand Rückert Fürsprecher in Susanne Karb und Alexander Schöpfel, der die Zisternen finanziell mit „200 bis 300 Euro als Impuls für Bauherren“ fördern würde. Das sah Schlehr anders. Jeder Bauherr würde sehr penibel auf Einsparungsmöglichkeiten schauen, etwa durch Photovoltaik-Anlagen oder die Gartenbewässerung, „da braucht es keinen Anreiz mehr“.

Wieviel Grundwasser ein Bürger entnehme, müsse er bei der Kommune anzeigen, sagte Christoph Schmidt. Er sah eine Zisterne als sinnvoll an und regte an, das Anlegen einer Regenwasserzisterne mit in die Beschreibung des Bebauungsplanes aufzunehmen.

Würde sich der Rat dafür entscheiden, dass alles beim Alten bleiben könne, müsse man weiterhin jeden einzelnen Antrag auf Befreiung von der Zwangsabnahme von Fernwasser im Stadtrat entscheiden erläuterte Schlehr. Und fragte nach: "Ist Ihnen das bewusst?“ Einer knappen Mehrheit von 8:7 dürfte es bewusst gewesen sein.

 
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  • info@baumann-hsb.de
    Eigentlich sollte man meinen, dass kommunale Entscheider auf dem Lande es besser wissen sollten, was bedeutet, zu wenig Grundwasser zu haben. Trotzdem entscheiden sich die Prichsenstädter Gmeinderäte dagegen, künftig keine Ausnahmen mehr vom „Benutzungszwang“ der Wasserabgabesatzung zu erteilen. Wo bleibt hier der gesunde Menschenverstand? Da kann nur an das Landratsamt appelliert werden, künftig keine privaten Brunnen zur Gartenbewässerung zu genehmigen. Es darf nicht sein, dass privilegierte Bürger für sattes Rasengrün Raubbau am Grundwasser betreiben. Wo bleibt hier der Aufschrei der Grünen?
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