
Ein 33-Jähriger soll im Januar in Kitzingen den Freund eines Mitbewohners mit mehreren Messerstichen schwer verletzt haben. Am Montag begann der Prozess wegen versuchten Mordes am Landgericht in Würzburg.
Ein 38-jähriger Mann saß auf der Couch in dem Zimmer einer Wohngemeinschaft in Kitzingen. Er wartete im Januar auf einen Freund und sah währenddessen im Zimmer eines Mitbewohners Fernsehen.
33-Jähriger soll den Geschädigten in Kitzingen mit einem Küchenmesser angegriffen haben
Plötzlich habe ihn der 33-Jährige von hinten und von der Seite mit einem Küchenmesser angegriffen. So schildert es der Geschädigte vor Gericht. Er erleidet etliche Stiche in den Rücken und die Schulter, mit bloßen Händen versuchte er sich zu schützen. Zwei oder drei Mal habe der Angeklagte auch auf das Sofa eingestochen, dann versetzte er dem Verletzten noch einen Stich in den Bauch und verließ die Wohnung.
"Er hat gedacht, er hat mich getötet und ist abgehauen", sagt der Geschädigte vor Gericht. Aus der Anklageschrift geht hervor, dass sich der mutmaßliche Täter sich bei der Dienststelle der Polizeiinspektion Kitzingen stellte.
Angeklagter soll von mehreren Männern vergewaltigt worden sein
Die Gründe für den Angriff bleiben am ersten Verhandlungstag weitestgehend im Dunkeln. Zur Tat selbst äußerte der Angeklagte sich im Prozess bisher nicht. Rund zwei Wochen vor der Tat soll der mutmaßliche Täter vergewaltigt worden sein. Ihm zufolge war daran auch der 38-jährige Freund seines Mitbewohners beteiligt. Vor Gericht bestreiten die Männer die Vergewaltigung.
Der Angeklagte sagt vor Gericht, er sei transsexuell gewesen. Nach einem Arbeitsunfall als Lagerist habe er Thrombose-Spritzen bekommen. Darauf hin seien ihm Brüste gewachsen und seine Stimme habe sich verändert. Er sei zu dieser Zeit auch von den Mitbewohnern als Frau wahrgenommen worden. Mitbewohner und Nachbarn des Angeklagten bestätigen das vor Gericht nicht. Ihnen sei eine derartige Veränderung nicht aufgefallen.
Heute bereue der Angeklagte, dass er sich die Spritzen gegeben habe. "Ich spüre keine Liebe mehr", sagt er. Er sei "eiskalt" und identifiziere sich wieder als Mann. Bevor er in Untersuchungshaft saß, habe er regelmäßig gekifft und Koks genommen.
Nachbar aus Kitzingen über den Angeklagten: "Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht"
Mehrere Zeugen beschreiben vor Gericht, dass sich der Angeklagte immer wieder merkwürdig verhalten habe. So wollte er Bekannten zufolge etwa einen Geist heiraten.
Einem Nachbarn habe er weismachen wollen, dass man die Energiekrise lösen könne, indem man an einer bestimmten Stelle in der Mauer der Würzburger Festung Marienberg ein 100 Meter tiefes Loch bohre, aus dem dann genügend Gas kommen würde "um Deutschland zu retten". Der Nachbar folgert: "Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht."
38-Jähriger hat seit der Tat Albträume und Angst
Der Geschädigte schleppte sich nach der Tat blutüberströmt zu den Nachbarn im Stockwerk unter der Wohngemeinschaft, die den Notarzt riefen. Der Mann spüre die Stichverletzungen nach eigener Aussage rund ein Jahr nach der Tat teilweise immer noch. Gezählt habe er die Wunden nie – der Anklageschrift zufolge waren es "23 geradrandige Hautdurchtrennungen".
Der 38-Jährige leide seit der Tat unter Albträumen und habe Probleme, offen auf Mitmenschen zuzugehen. "Ich habe vor jedem Angst", sagt er unter Tränen. Er könne sich nicht erklären, warum er angegriffen wurde. "Ich habe kein Problem mit ihm", sagt er und blickt in die Richtung des Angeklagten. "Er hat ein Problem mit sich selbst."
Angesetzt sind drei weitere Verhandlungstage, in denen auch eine psychiatrische Sachverständige zu Wort kommen soll. Der Prozess wird voraussichtlich am 22. Dezember um 9 Uhr fortgesetzt.