"Billige Kompromisse waren nicht seine Art – auch nicht gegenüber der Landeskirche", sagte Kitzingens evangelischer Dekan Hanspeter Kern bei der Verabschiedung von Stadtpfarrer Uwe Bernd Ahrens, der in den Ruhestand tritt. "Er war nahe bei den Menschen und ihnen ein kritischer Begleiter", sagte Kern über den Geistlichen. Er habe 38 Jahre lang "Kitzingens Stadtentwicklung mitgeprägt", formulierte es Bürgermeister Stefan Güntner beim nachfolgenden Empfang im Paul-Eber-Haus.
Uwe Bernd Ahrens war in Würzburg aufgewachsen, nach dem Theologiestudium zuerst Vikar in Schweinfurt-Bergl und wirkte danach zwei Jahre in Klingenberg am Untermain, ehe er 1981 nach Kitzingen kam. "Seine besonderen Gottesdienste und Veranstaltungen waren sein Markenzeichen", bescheinigte Kern dem Gottesmann, der einst für die US-Amerikaner in Kitzingen zuständig war, der vor 38 Jahren zum ersten Familiengottesdienst einlud, später nach einer Wette mit Norbert Schober den Faschingsgottesdienstaus der Taufe hob und auch noch der Geburtsvater für den Bikergottesdienst war.
Dekan Kern: "Ahrens ist nie dem Mainstream gefolgt"
"Er ist nie dem Mainstream gefolgt, sondern nur seinem gesunden Menschenverstand", attestierte Kern dem 65-Jährigen, der ab Mai Ruheständler wird. Viele von Ahrens' Weggefährten und Grußredner sprachen von einem Wunder und gaben sich dankbar, dass sie den evangelischen Stadtpfarrer bei guter Gesundheit verabschieden konnten, nachdem ihm im Jahr 2015 ein schwerer Herzinfarkt getroffen hatte. Doch Gott wollte seinen Mitarbeiter auf Erden wohl noch nicht bei haben, denn der Geistliche fand bald auf den Pfad der Genesung und kehrte gesundet in seine Kirchengemeinde zurück.
"Unser Pfarrer Ahrens hat viel erreicht und Spuren hinterlassen", bescheinigte ihm die Kindergarten-Erzieherin Iris Klenk in ihrem Grußwort über das Wirken des gebürtigen Bambergers. Neben den Familien lagen Ahrens zeit seiner Tätigkeit in Kitzingen die Kinder sehr am Herzen, und er sorgte maßgeblich dafür, dass die evangelischen Kindergärten in der Großen Kreisstadt zu Aushängeschildern in der Kinderbeutreuung wurden, befand Klenk.
Gläubige in allen Lebensphasen begleitet
Die Hohenfelder Prädikantin Ursula Sattes bemerkte, dass Ahrens die Gläubigen in allen Lebensphasen begleitete und ein Faible für die Musik hatte. Zeugnis darüber gab der Chor Joyful Noise, der viel Applaus für seine mitreißenden Darbietungen bekam. Im Finale nahmen die Sänger Ahrens zum Zeichen der Verbundenheit in ihre Mitte. "Wir, der Chor, und Kantor Martin Blaufelder musizieren heute; das spricht für sich", meinte der Senior des Dekanatskapitel, Peter Stier. Manche Gottesdienstbesucher trauten ihren Ohren kaum, als der Kantor seiner Orgel den Bryan-Adams-Hit "Summer of 69" entlockte und der musikbegeisterte Ahrens dazu strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
"Sie waren eine Institution als Pfarrer in Kitzingen; jetzt geht eine Ära zu Ende", erklärte Landrätin Tamara Bischof. Ahrens habe geführt und verantwortet und dabei die Stadtkirche offen und lebendig gemacht. Weitere Grußworte und Geschenke zum Abschied überbrachten der Kaltensondheimer Kirchengemeinde-Vertrauensmann Michael Meyer und seine Hohenfelder Kollegin Ursula Sattes, der katholische Stadtpfarrer Gerhard Spöckl und Margit Engel für die evangelische Kirchengemeinde Kitzingens. Die Grußredner würdigten auch die Pfarrer-Gattin Ulrike Ahrens, die Hanspeter Kern als "wertvolle Stütze der Kirchengemeinde" gelobt hatte.
Ahrens' Strategie: Menschen mögen
"Es ist schon bemerkenswert, dass ein Abschied eine derartige Aufbruchstimmung erzeugt", erklärte die Landtagsabgeordnete Barbara Becker. "Man muss Menschen mögen als Pfarrer; diese Strategie hat Uwe Bernd Ahrens gelebt", meinte Becker. Wie Hanspeter Kern zum Ende informierte, haben sich zwei Kandidaten für die Ahrens-Nachfolge beworben, aus denen der Kirchenvorstand im Mai eine Person auswählen könne. Dadurch wird voraussichtlich schon im Herbst der Nachfolger des Stadtpfarrers eingeführt. Und ein weiterer Abschied steht bevor: Dekan Hanspeter Kern geht im Sommer in den Ruhestand.