
Verliebt, verlobt, verheiratet – und was bleibt am Ende übrig? Die Antwort kann so nüchtern ausfallen, wie die Frage sich anhört. Sie kann aber auch von großen Gefühlen erzählen. Und so ist in der neuen Sonderausstellung des Museums Malerwinkelhaus Marktbreit eine Eheunbedenklichkeitsbescheinigung, ausgestellt 1943 vom Gesundheitsamt Würzburg, genauso zu finden wie das getrocknete Rosenblatt aus einem Hochzeitsstrauß von 1941.
"Es ist erstaunlich, was in manchen Familien aufbewahrt wird und auch, wie lange", sagt Museumsleiterin Simone Michel-von Dungern. Sie hat aus den Schenkungen, die dem Museum in den vergangenen rund 15 Jahren gemacht wurden, eine Sonderausstellung zusammengetragen, in der sich alles rund um Partnersuche, Hochzeit, Familengründung und Eheleben dreht.

Empfangen wird der Besucher so, wie es bei Hochzeiten einst Brauch war in der Region: Mit weißen Bändern verzierte Birken sind so etwas wie das Eingangstor zur Ausstellung und führen zunächst zu vielen liebevoll hinter kleinen Türchen verborgenen Informationen rund um das Thema Hochzeit. Wer sie öffnet, erfährt etwas über die Top Ten der teuersten Hochzeitskleider, Hochzeitsbräuche, Flitterwochen. Aber auch über Regeln, die vielen Menschen die Verbindung zu ihren Liebsten verboten und damit Lebenswege prägten, die sonst wohl anders verlaufen wären.
Lehrerinnen verloren noch 1950 im Fall der Eheschließung ihren Job und ihre Pensionsansprüche
Konfessionsgemischte Ehen waren lange nicht erlaubt und Lehrerinnen durften ihren Beruf nur ausüben, solange sie nicht verheiratet waren. So schrieb das Bayerische Beamtengesetz noch Anfang der 1950er-Jahre vor, dass sie im Fall einer Eheschließung nicht nur ihren Job, sondern auch ihre Pensionsansprüche verloren. Nichteheliche Kinder durften nicht in Handwerkszünfte aufgenommen werden und noch bis 1981 war es ihnen verwehrt, Priester zu werden.

Ferntrauung mit Soldaten an der Front, die Totenheirat, die es zu Kriegszeiten erlaubte, einen gefallenen Soldaten zu heiraten, die Eheschließung per Skype oder mit einem Klick im Internet auf "Ja, ich will" wie in einigen US-amerikanischen Staaten möglich – Simone Michel-von Dungern hat traurige, tragische, alte, moderne, skurrile Aspekte rund um die Eheschließung zusammengetragen.
"Die Heirath", so hieß es 1861 in einem Physikatsbericht des Landgerichtsbezirks Marktbreit, "geschieht fast immer aus materiellen Rücksichten, fast nie oder nur selten aus Neigung." Schönheit und Liebreiz der Ehehälfte seien für einen Bauern irrentable Güter ohne Wert. Viel wichtiger seien Vermögen, Gesundheit und dass die Frau gut zur Arbeit zu brauchen sei. Wo da die Liebe bleibt?, mag sich der Betrachter fragen.
Doch ein Verweis auf eine Studie aus dem Jahr 2022 lässt den romantischen Gedanken gleich wieder entschwinden: 21 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 29 Jahren entscheiden sich laut dieser Umfrage aus Gründen der finanziellen Absicherung für eine Hochzeit, ist auf einer der Tafeln zu lesen.

"Die Ausstellungsstücke erzählen Geschichten", sagt Simone Michel-von Dungern über die Objekte, die sie mit vielen Fotos sowie kurzen erklärenden Texten kombiniert hat. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen und in Ruhe zu lesen und hinzuschauen. Kristallgläser und Porzellan mit Monogramm, platziert vor einem großen Bild von der Hochzeitsfeier, lassen den Betrachter fast mit am Tisch Platz nehmen bei einer katholisch-jüdischen Hochzeit in einer Zeit, in der eine solche Verbindung eine große Ausnahme war.
Ebenso wie die vielen Bilder von dieser Feier. Früher nämlich wurde das Hochzeitsbild oft gar nicht gleich bei der Trauung gemacht. "Fotografen zogen übers Land und hatten Kleidung und Accessoires dabei", berichtet Michel-von Dungern. Das Hochzeitsbild entstand somit oft erst viel, viel später.
Das Bild der Gattin mit an die Front genommen

Es gibt Exponate, die von großer Zuneigung und Liebe zeugen, wie das winzige Bildnis der Gattin in einem Medaillon, das ein Soldat im Jahr 1914 mit an die Front nahm. Der handgeschriebene Brief eines Mannes, der bekennt, es sei ihm nicht möglich, seinen Gefühlen mündlich Ausdruck zu verleihen, so dass er lieber schreibe. Die Reste eines Hochzeitsstraußes von 1921.
Manche Stücke dagegen geben Einblick in einst strenge Regeln wie ein handgeschriebenes, gerade mal fünf mal vier Zentimeter großes Büchlein mit Hausregeln für Ehemänner und Eheweiber aus dem Jahr 1834. Andere erzählen vom gesellschaftlichen Leben, wie die Erinnerungsstücke, die eine Familie über fünf Generationen gesammelt hat – von den Geboten für Eheleute, die der Ur-Ur-Ur-Großmutter überreicht wurden, bis zum Hochzeitskleid der Mutter.

Die Tussie-Mussie, wie die Halterung fürs Blumenbouquet genannt wurde, die man sich an die Bluse steckte, die bestickte "Geldkatze" für ein paar Münzen und einen Tanzfächer mit Unterschriften der Tanzpartner auf der Rückseite – alles das hat die Familie aufgehoben und vor einigen Jahren dem Malerwinkelhaus-Museum vermacht.
Ein Silberhochzeitsdiadem ist zu sehen, 1870 gestrickte Brautstrümpfe mit Monogramm und Goldperlen, eine Krone, gefertigt aus menschlichen Haaren. Glückwunschkarten aus der Zeit um die Jahrhundertwende und eine Traubibel, die 1888 einem Brautpaar in Gnodstadt geschenkt wurde. Und natürlich spielt auch das Hochzeitskleid eine Rolle, das früher meist nicht weiß, sondern schwarz war, weil es dann als Sonntagskleid weiter verwendet werden konnte.
