
"Kitzingen überrascht mit skurrilen Stadtgeschichten", findet "vielweib". Die Reisebloggerin hat 2019 die Stadt besucht und berichtet auf ihrer Homepage über ihre Erfahrungen. Sie erzählt von der Figur am Rathaus mit Weinkanne und entblößtem Hinterteil, vom Sportkurs am Mainufer, von der Tradition, an einem Brunnen Geldbeutel zu waschen, auf dass sie sich wieder prall füllen, vom Karneval mitten im Sommer. Der Beitrag macht neugierig auf einen Besuch in der Stadt. Was Blogger wie "vielweib" und andere schreiben, ist auch in Kitzingen als modernes Marketinginstrument im Tourismus nicht mehr wegzudenken.
Vanessa Feineis, Leiterin der Touristinfo, will für eine noch stärkere Darstellung im Web und auf Social Media künftig noch mehr mit Influencern und Bloggern zusammenarbeiten. "Sie generieren authentischen Content", sagt Feineis, bringen also rüber, was sie selbst gesehen und erlebt haben. Immer mehr Nutzer lassen sich von solchen Beiträgen inspirieren. Diese "Kitzingen-Botschafter" will die Touristinfo deshalb verstärkt für sich nutzen.
Die Touristinfo will mehr Blogger als Kitzingen-Botschafter
Reiseblogs und Beiträge von Influencern sind häufig bezahlt – aber nicht immer. Wurden im Vorfeld Kooperationen abgeschlossen, werde im Beitrag darauf verwiesen. Wie bei "jungwandern" zum Beispiel, das im Oktober 2023 auf der Traumrunde Kitzingen-Sulzfeld Lost Places in den Mittelpunkt gerückt hat – zu Fuß entlang alter Munitionslager und eines Übungsplatzes, der einst vom US-Militär genutzt wurde. Eine "ehrliche Empfehlung" sei ein Beitrag auch dann, wenn er einer bezahlten Kooperation entspringt, findet Feineis. "Beeinflussen können wir den Inhalt nicht."

Die Touristinfo selbst ist mit #visitkitzingen seit 2019 in den sozialen Medien präsent und erreicht dort laut Statistik jüngere Menschen – und viele Frauen. "Der Trend zu einer zunehmend weiblichen Nutzerschaft setzte sich 2023 fort", schreibt Vanessa Feineis in ihrem Jahresbericht. Was positiv ist für ihre Arbeit, denn 80 Prozent der Reiseentscheidungen würden von Frauen getroffen. Eine größere Präsenz auf den Kanälen steigert daher die Chance auf mehr Besucher. Unterhalten, authentisch sein, persönliche Inhalte transportieren, das erwarte der Nutzer heute. Stories, die nur 24 Stunden online stehen, Live-Reportagen. Ziel sei es dabei immer, die lebendige Vielfalt der Stadt widerzuspiegeln.
Die Stadt kooperiert auch mit dem Fränkischen Weinland
Neben den sozialen Medien gibt es weiterhin Printwerbung in Magazinen, es gibt Broschüren, ein Gästemagazin, die Zusammenarbeit mit den Gastlichen Fünf, dem Dachmarketing Kitzinger Land und dem Fränkischen Weinland/Frankentourismus. Die Messen dagegen scheinen in den Hintergrund zu treten – 2023 war Kitzingen gerade mal auf einer einzigen vertreten, gemeinsam mit den Gastlichen Fünf.
Wie viele Gäste in Kitzingen übernachtet haben, steht zwar erst mit der offiziellen Statistik im April fest. Dass es ganz gut aussieht, lässt sich dem Jahresbericht trotzdem schon entnehmen. "Die Übernachtungszahlen", sagt Vanessa Feieins, "waren 2023 rekordverdächtig."