
Sintflutartiger Regen, örtlich durchmischt mit großen Hagelkörnern, zuckende Blitze, Donnergrollen: Der Gewittersturm am Freitagnachmittag war von den Meteorologen angekündigt, und doch erschreckte er den Landkreis mit einer Heftigkeit, die wieder einmal von der Urgewalt der Natur zeugte. Besonders im östlichen Landkreis rund um Prichsenstadt tobte das Unwetter. Dort standen in einem Freiluftstall auch Kühe bis zum Euter im Wasser.
Der Starkregen überflutete Keller, der heftige Gewittersturm brachte Bäume zum Einstürzen. Sie krachten zwischen Stadelschwarzach und Laub in die 20 000-Volt-Freileitung und beschädigten diese. Zudem brach ein Betonmast der betroffenen Mittelspannungsleitung, wie die dafür zuständige Überlandzentrale (ÜZ) in Lülsfeld mitteilte. Die Folge: Gegen 15.37 Uhr war in Stadelschwarzach, Laub, Reupelsdorf und Teilen Lülsfelds für anderthalb Stunden der Strom weg.
Erinnerungen an heftiges Unwetter im September 2018
Erst im September 2018 hatte das Sturmtief Fabienne in unmittelbarer Nähe mehrere Gittermasten der 220 000-Volt-Höchstspannungsleitung des Netzbetreibers TenneT umgeknickt und zu Fall gebracht. Servicetechniker der ÜZ Mainfranken hatten zunächst alle Hände voll zu tun, die entstandenen Schäden zu begutachten und zu bewerten. Sie nahmen den betroffenen Leitungsabschnitt zwischen Stadelschwarzach und Laub schließlich komplett außer Betrieb.

Kurz nach 17 Uhr waren laut ÜZ alle Kunden wieder mit Strom versorgt. Die Reparaturen an dem beschädigten Freileitungsabschnitt sowie der Austausch des demolierten Freileitungsmasten werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und können laut ÜZ erst nach dem Wochenende in Angriff genommen werden.
Kitzinger Polizei spricht von überfluteten Straßen
Die Polizei in Kitzingen sprach am Tag nach dem Unwetter von "massiven Überschwemmungen" im Großraum Prichsenstadt. "Auf einigen Straßen war Land unter", sagte Dienstgruppenleiter Jörg Ott auf Anfrage. Bis Samstagmittag waren immer noch einzelne Fahrbahnabschnitt stark von angeschwemmter Erde verschmutzt. Dauerhaft gesperrt werden musste laut Ott aber keine der betroffenen Straßen.

In Stadelschwarzach fielen laut Anwohnern binnen kürzester Zeit 50 bis 60 Liter Regen. Die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz, stellte Sandsäcke bereit und pumpte vollgelaufene Keller aus. Der Breite Weg, ein betonierter Flurbereinigungsweg zwischen Stadelschwarzach und Prichsenstadt, verwandelte sich in einen Fluss. Wasser aus den Feldern schoss auf den Weg, der es sammelte und Richtung Stadelschwarzach transportierte. Auch die Schwarzach trat rasch über die Ufer und flutete Gärten.
In Reupelsdorf sammelte sich das Wasser in einem Freiluft-Viehstall. Die Kühe gingen teilweise baden. Das Wasser war auch hier regelrecht in den Stall geschossen, so dass Kälber und Kühe teilweise bis zu den Eutern im Wasser standen.

In Marktbreit spülte das Unwetter aus einem in der Fahrbahn verankerten Kanalschacht den Deckel aus der Fassung. Ein Autofahrer erkannte die Gefahr zu spät und fuhr mit seinem Wagen in den offenen Schacht. Reifen und Achse des Fahrzeugs wurden dabei beschädigt.
Die Feuerwehr Kitzingen hatte zwar wegen des Unwetters alle Hände voll zu tun, leistete laut Stadtbrandmeister und Vize-Kommandant Andreas Wintzheimer aber meist nur "Schützenhilfe". In Großlangheim war die Besatzung eines Fahrzeugs damit beschäftigt, einen vollgelaufenen Keller leerzupumpen. In Laub musste die alarmierte Kitzinger Wehr nicht mehr eingreifen. "Wir sind glimpflich davongekommen", sagte Wintzheimer. Am Samstag kam es zu keinen weiteren Einsätzen wegen des Wetters.