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KITZINGEN
Das Sturmtief und die Folgen: Weltuntergang im Norden
Eine Folge von Sturm Fabienne: Auf der B 22 von Laub nach Stadelschwarzach hat es vier Strommasten umgeweht, die Stromleitungen liegen nun auf der Straße. Die Verbindungsstrecke ist bis Mittwoch gesperrt, wie der überregionale Stromversorger Tennet mitteilte.
Foto: Katrin Amling | Eine Folge von Sturm Fabienne: Auf der B 22 von Laub nach Stadelschwarzach hat es vier Strommasten umgeweht, die Stromleitungen liegen nun auf der Straße.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:02 Uhr

Der erste Herbststurm direkt zum Herbstanfang am Sonntag stürzte am späten Sonntagnachmittag Teile des Landkreises Kitzingen ins Chaos: Umgestürzte Bäume, abgedeckte Häuser und ein abgedeckter Kirchturm waren nur einige der Folgen. Auf der B 22 bei Laub knickten vier Hochspannungsmasten wie Streichhölzer um. Die Rettungskräfte von Feuerwehr, BRK und THW hatten

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Großalarm im nördlichen Landkreis.

Es war gegen 18 Uhr, als sich der Mainschleife von Westen her eine Wolkenfront näherte. Wenig später drehte der Wind orkanmäßig auf. Gegen 18.30 Uhr schien die Welt unterzugehen. Keine fünf Minuten später war der Spuk zu Ende – und der Schaden beträchtlich.

Alarm folgt Alarm

18.15 Uhr ging der erste Alarm für die Feuerwehr Volkach wegen eines Unwettereinsatzes im Stadtgebiet ein. Noch während sich die Einsatzkräfte umzogen, klingelten die Funkmeldeempfänger erneut. Diesmal war die eingestürzte Kirche im Prichsenstädter Ortsteil Stadelschwarzach gemeldet. Damit nicht genug: Rund 50 Häuser wurden in dem Ortsteil beschädigt, auch das Haus und die Scheune von Familie Maertens hat es getroffen. „Das eine Dach haben wir noch in der Nacht wieder gedeckt“, sagt Bart Mertens. Glücklicherweise hatten sie genug Ziegel vorrätig.

Zwei weitere Fahrzeuge der Feuerwehr Volkach – besetzt mit 15 Einsatzkräften – machten sich wenig später nach Escherndorf auf den Weg. Den Ort hatte es ebenfalls schwer getroffen: Insgesamt wurden 35 Dächer teilweise abgedeckt. Ein Mann erlitt auf Grund eines starken Schocks einen Kollaps und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Zwei weitere Personen wurden leicht verletzt und ambulant behandelt. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Anwohner.

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Dachdecker im Einsatz

Mehreren ortsansässigen Dachdeckern versuchten, die Dächer wieder einzudecken und absturzbedrohte Ziegel zu entfernt. Wegen der Dunkelheit mussten die Einsatzstellen ausgeleuchtet werden. An der Einsatzstelle in Escherndorf waren die Feuerwehren aus Escherndorf, Astheim, Dettelbach und Volkach mit knapp 100 Einsatzkräften beschäftigt. Während der Sicherungsarbeiten standen Rettungswagen des BRK zur Absicherung bereit.

In Volkach mussten am Abend mehrere umgestürzte Bäume im Stadtgebiet beseitigt werden. Besonders heftig war die Allee in Richtung Schloss und Gutshof Hallburg betroffen. Dort knickten 30 bis 40 Bäume wie Streichhölzer um. Mit Kettensägen schlugen die Einsatzkräfte dort eine Schneise frei. Die restlichen Bäume wurden am Montagvormittag entfernt.

Aufregung auch in Laub: Dort wurde das Dach eines Schweinestalls teilweise abgerissen. Mit Folie wurden die Löcher provisorisch von der Feuerwehr geflickt, so dass die für die 1000 Schweine überlebensnotwendige Lüftungsanlage weiter laufen konnte. Am nächsten Tag zeigte sich das ganze Ausmaß: Hunderte Meter weit fanden sich verstreut die Trümmer des Schweinestalles auf den angrenzenden Feldern. Einen Großteil des Daches des 2010 neubezogenen Stalles wurde abgetragen, Lüftungsschächte abgerissen und dabei noch eine Fahrzeug beschädigt.

Bis zur Erschöpfung

Für die Volkacher Einsatzkräfte war erst gegen 1 Uhr die Arbeit beendet. Insgesamt waren 45 Einsatzkräfte mit sieben Fahrzeugen über den Abend verteilt im Einsatz. Es war Hilfe bis zur Erschöpfung.

Das BRK war laut Einsatzleiter und Kreisgeschäftsführer Harald Erhard in Escherndorf und Stadelschwarzach mit 51 ehrenamtliche Einsatzkräfte präsent.

Überschaubar waren dagegen die Meldungen der Kitzinger Polizei. In Nordheim hatte ein 56-jähriger Mann hatte seinen landwirtschaftlichen Anhänger am Sonntagnachmittag in der Mainstraße abgestellt und nicht ausreichend gegen Wegrollen gesichert. Ein heftiger Windstoß setzte den Anhänger in Bewegung und rollte gegen einen geparkten BMW. Durch den Aufprall wurde dieser gegen ein weiteres Auto geschoben. Gesamtschaden: um die 10 000 Euro.

Probleme mit dem Strom

Während des gestrigen Unwetters befuhr ein 64-jähriger Autofahrer am Sonntagnachmittag in Laub die Straße in Richtung Bundesstraße 22. Plötzlich löste sich ein Ast von einem Baum und fiel auf den vorbeifahrenden Corsa. Dabei entstand Schaden von 5000 Euro.

Das Sturmtief Fabienne hinterließ auch im lokalen und überregionalen Stromnetz seine Spuren. Vier Strommasten knickten neben Stadelschwarzach ein. Die Stromleitungen werden vom überregionalen Übertragungsnetzbetreiber TenneT betrieben. Die Leitungen liegen nun auf den Feldern und auf einem Stück der B 22 in Richtung Laub, weshalb die Straße noch bis Mittwoch gesperrt ist. Von den Leitungen geht zwar keine direkte Gefahr aus, doch es wirken große Zugkräfte“, so Pressesprecher Markus Lieberknecht.

Auch im lokalen Stromnetz der Überlandzentrale (ÜZ) Mainfranken gab es Probleme. So waren am Sonntag ab kurz nach 17.30 Uhr einige Ortschaften ohne Strom, wie Elmar Tell, Bereichsleiter Netze, in einer Pressemeldung informierte.

Die Stromnetze in Stadelschwarzach, Laub und Reupelsdorf waren lahmgelegt, später auch Järkendorf, Neuses, Brünnau und Prichsenstadt. Laut ÜZ hatten gegen 19 Uhr nahezu alle Kunden wieder Strom.

„Weltuntergang“

Auf Facebook wurde am Sonntagabend oft von „Weltuntergangsstimmung“ geschrieben – etwa in Kaltensondheim, Markt Einersheim und Mainsondheim.

Am Montagvormittag machte sich Landrätin Landrätin Tamara Bischof vor Ort in Stadelschwarzach mit Kreisbrandrat Roland Eckert ein Bild von den Sturmschäden. Die Kreischefin unterhielt sich mit zahlreichen Anwohnern, denen noch der Schreck in den Gliedern steckt. „Es ist schrecklich und belastend, was die Menschen gestern Abend erleben mussten! Sie dankte den Rettungskräften und versprach unbürokratische Hilfe für die Betroffenen: So kann bis Freitag Dach-Ziegelschutt kostenfrei in der Bauschuttdeponie Iphofen entsorgt werden.

Mitarbeit: hr/kaa/hs

In Stadelschwarzach wehte ein Tornado die Kirchturmspitze weg. Verletzt wurde niemand.
Foto: Katrin Amling | In Stadelschwarzach wehte ein Tornado die Kirchturmspitze weg. Verletzt wurde niemand.
Schäden am Schweinestall im Prichsenstädter Ortsteeil Laub, wo das Dach eine neue Eindeckung brauchte.
Foto: H. Rössert | Schäden am Schweinestall im Prichsenstädter Ortsteeil Laub, wo das Dach eine neue Eindeckung brauchte.
 
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