Es ist wieder soweit. Auf den Äckern rund um Kitzingen und an Parkplätzen in der Stadt kann man sie bereits sehen, die ersten Saatkrähen. Die Vögel kommen jedes Jahr und veranstalten dabei jede Menge Dreck und Lärm. Der Nestbau beginnt Mitte Februar und endet im März. "Es wird so sein, dass der ein oder andere Punkt wieder belegt wird. Das wird sich nicht vermeiden lassen", mutmaßt Dieter Lang, Naturschutz-Beauftragter des Landratsamtes Kitzingen. Das diesjährige Ausmaß sei aber noch nicht abzusehen. Ähnlich sieht das Robert Endres, Leiter der Ortsgruppe Kitzingen des Landesbunds für Vogelschutz e.V.: "Es ist reine Spekulation, wie viele es werden. Ich gehe aber davon aus, dass die Brutplatzbesetzung mindestens so wird wie letztes Jahr, eher noch mehr." Er glaube auch, dass es sich dabei um dieselben Nistplätze handeln wird, wie in den vergangenen Jahren. Bei der Regierung von Unterfranken seien dieses Jahr aber bisher noch keine Anträge auf eine Genehmigung zur Beseitigung von Nestern in Kitzingen eingegangen, bestätigt deren Pressesprecher, Johannes Hardenecke. In den vorigen Jahren, war das um diese Jahreszeit bereits der Fall.
Eine schwierige Vergangenheit mit den Vögeln
Im Vorjahr hielt sich die Plage in Grenzen, im Vergleich zu den Jahren zuvor. Es gab zwar einige beliebte Brutplätze, zum Beispiel zwischen der Bundesstraße 8 und der Lindenstraße oder am Rosengarten. Die Zahl der Einsätze und die damit verbundenen Ausgaben waren aber wesentlich geringer als in den Vorjahren. So wurden im Frühjahr 2018 insgesamt nur neun Nester entfernt, alle in der Kanzler-Stürzel-Straße. Im Jahr 2014 sperrte die Stadt Kitzingen das erste Mal den Kinderspielplatz im Rosengarten, der im Sommer 2015 dann sogar geschlossen und abgebaut wurde, weil er durch den Kot der Krähen nicht mehr nutzbar war. Dieser hatte zu enormen Hygieneproblemen geführt. Zwar hatte man immer wieder versucht die Vögel zu vergrämen, dies erwies sich aber mehrfach als erfolglos.
Einsätze gegen die bedrohten Tiere
Generell sind Eingriffe in den Lebensraum der Saatkrähen nur unter bestimmten Bedingungen möglich, erklärt Georg Günther, Leiter des Bauhofs Kitzingen: "Es muss angefragt, angemeldet und natürlich gestattet sein. Wir arbeiten da eng mit der Naturschutzbehörde im Kitzinger Landratsamt und der Regierung von Unterfranken zusammen." Die Saatkrähen stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tiere in Bayern, weshalb Einsätze gegen sie nicht mit dem Tierschutz vereinbar sind. Laut der Regierung müssen überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses bestehen, damit es grünes Licht für eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung geben kann. Das heißt, es liegt ein Gesundheitsrisiko vor. Dies kann zum Beispiel bei Kindergärten, Pausenhöfe oder Arztpraxen der Fall sein. Ende März müssen aber alle Einsätze beendet werden. Sollte vorher schon das erste Ei in den Nestern liegen, darf man nichts mehr machen.
Krähenvorkommen im Landkreis Kitzingen
Warum sich die Vögel ausgerechnet in Kitzingen so wohl fühlen, ist eine offene Frage. Klar ist aber, dass sie die Stadt dem Landkreis vorziehen. "In der Stadt gibt es mehr organischen Abfall, das heißt also mehr Nahrung für die Vögel. Da fällt eher mal ein Butterbrot runter oder es bleibt eine Tüte mit Resten von McDonalds liegen. Außerdem ist das eine klimatische Sache, in der Stadt gefällt es den Vögeln besser", begründet Dieter Lang. Es läge an Brutplätzen und Nahrung, sagt auch Robert Endres. Außerdem seien Platanen einfach heiß beliebt. "Über kurz oder lang werden sich die Vögel aber nach und nach auf den Umkreis vergrößern", erzählt er. "Es sind viele Bäume weg, dann verlagern sich die Nistplätze auf die wenigen, die noch da sind." Momentan bleiben andere Ortschaften im Landkreis aber noch verschont. Zwar sind auch in anderen Orten viele Saatkrähen zu sehen, wie in Iphofen. Von Problemen ist dem dortigen Stadtförster Rainer Fell aber nichts bekannt. Es scheint also, als blieben die Vögel weiterhin vor allem in der Kreisstadt. Noch bleibt allerdings die Hoffnung, dass es auch dieses Jahr wieder ruhiger bleibt.
Dieser Schnabelgrund entwickelt sich aber erst im Laufe der Zeit, weshalb die Jungtiere leicht zu verwechseln sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Saatkrähen ist, mit durchschnittlich dreieinhalb Jahren, nicht sehr hoch, obwohl sie in freier Wildbahn älter werden können. Die älteste, gefundene Saatkrähe starb mit 22 Jahren und elf Monaten.