Kapitulation der Stadt Kitzingen auf der ganzen Linie: Die Saatkrähen im Kitzinger Rosengarten haben sich durchgesetzt. Sie werden im nächsten Frühjahr wieder auf die angestammten Nistplätzen mit Blick zum Falterturm brüten können. Der darunter liegende Spielplatz wird abgebaut.
Das ist kurz und knapp das Ergebnis einer seit März in Kitzingen anhaltenden Auseinandersetzung zwischen dem städtischen Bauhof im Auftrag der Stadt und den streng geschützten Krähenvögeln.
Am Ende steht die Erkenntnis, die Bauamtsleiter Oliver Graumann so zusammenfasst: „Der Spielplatz hat an dieser Stelle leider keine Zukunft.“ Graumann geht davon aus, dass die Saatkrähen im Herbst wieder kommen und ihren Stammplatz erneut besetzen. „Damit kann der Spielplatz nicht mehr geöffnet werden“, so Graumann. Eine räumliche Verschiebung um wenige Meter auf dem Gelände sei nicht möglich. Weil die Spielanlagen inzwischen auch sehr stark „in Anspruch“ genommen wurden, fiel die Entscheidung: „Wir bauen den Spielplatz im Rosengarten ersatzlos zurück.
“ Gleichzeitig werde man versuchen, bestehende nahe „gelegene Spielanlagen in der Qualität zu verbessern“.
Damit hat die Stadt den offenbar aussichtslosen Kampf gegen die als ebenso klug wie stur geltenden Saatkrähen aufgegeben. Der hatte bereits 2014 begonnen. Weil die Saatkrähen nicht nur Lärm, sondern vor allem während der Brutzeit viel Dreck verursachen, war der Spielplatz unter den Nistbäumen für Monate nicht mehr zu nutzen und abgesperrt worden. Versuche, das Brüten zu verhindern, waren 2014 gescheitert, weil sie zu spät gestartet worden waren. Beim ersten Versuch, die Nester zu beseitigen, fand Vogelschutzexperte Robert Endres vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) bereits Eier in den Nestern. Das Ende aller Abwehrmaßnahmen. Um das in diesem Jahr zu verhindern, hat der Bauhof mit Rückendeckung und Genehmigung der Naturschützer bei der Regierung von Unterfranken eine Vergrämungs-Aktion schon Anfang März gestartet. Als die schwarzen Vögel mit den hellen Schnäbeln mit dem Nestbau begonnnen haben, rückten alle zwei Tage Mitarbeiter des Bauhofs mit der Drehleiter und einer langen Stange an und beseitigten die Rohbauten.
Mit dem Erfolg, dass die Vögel ihre Nester noch intensiver wieder aufbauten. Der von der Regierung genehmigte Stichtag zur Räumung war zunächst der 15. März. Das Ergebnis bis dahin war gleich Null. Die Vögel bauten, der Bauhof zerstörte und die Vögel bauten wieder. Eine Woche später kam dann das Aus für die Vergrämungs-Aktion. Die Frist war endgültig abgelaufen, die Vögel hatten sich durchgesetzt. Der Bauhof rückte an, diesmal allerdings ohne Drehleiter, dafür aber mit Absperrgittern und machte den Spielplatz dicht. Zu Recht, wie ein Blick auf mit Vogelkot bespritzten Bänke und Spielgeräte heute zeigt.
Nach der Sperrung machte sich das Bauamt auf die Suche nach Methoden, um den Vögeln das Nestbauen an dieser Stelle auszutreiben. Ideen gab es zwar, erfolgversprechend waren die aber nicht. Die am Ende wohl einzige Möglichkeit wäre gewesen, die alten und großen Bäume zu entfernen. Eine Vorstellung, die keine echte Alternative war. Damit können die Vögel weiter brüten. Das gilt auch für die Platanen an der Bundesstraße 8 und die Brutbäume im Hof der Paul-Eber-Schule und des evangelischen Dekanats.
Das Stichwort
Die Saatkrähe gehört zu einer besonders geschützten Arten im Sinn des Bundesnaturschutzgesetzes. In Bayern stehen die lautstarken, schwarzen Rabenvögel als gefährdet auf der Roten Liste.
Erwachsene Saatkrähen unterscheiden sich von anderen Rabenkrähen durch ihren ungefiederten, hellgrauen Schnabelgrund. Bevorzugt brüten sie in Kolonien in großen Bäumen in parkähnlichen Flächen. Vorkommen: In Unterfranken gibt es rund 500 Brutpaare in Kolonien im Raum Würzburg und Schweinfurt, aber auch in Kitzingen und Umgebung. Hier soll es 2014 zwischen 30 und 35 Brutpaare gegeben haben. Die Schwärme kommen im Spätherbst aus Nordosteuropa zum Überwintern nach Deutschland. Die Nahrung der Allesfresser besteht aus Insekten und Käfern sowie Getreidekörnern und Wildsämereien.
Fortpflanzung: Die Saatkrähen brüten einmal im Jahr. Die Balz beginnt im Februar. Ab Mitte März werden vier bis sechs Eier drei Wochen lang bebrütet. Nach weiteren fünf Wochen sind die Jungen flügge. Mit dem Ende der Brutzeit verlassen Alt- und Jungtiere die Kolonie.