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Astheim
Unfälle auf dem Dschungelpfad stellen Retter vor große Probleme
Immer wieder laufen Neugierige auf dem verlassenen Pfad an der Volkacher Mainschleife. Manche verunglücken dabei schwer. Für Retter beginnt dann eine gefährliche Aktion.
Vor knapp zehn Jahren: die Bergung eines Verletzten mit Schleiftrage und Abseiltechnik.
Foto: Hanns Strecker | Vor knapp zehn Jahren: die Bergung eines Verletzten mit Schleiftrage und Abseiltechnik.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:27 Uhr

Die Werbebotschaften in Outdoor-Internetseiten und auf den sozialen Medien klingen ungemein einladend: unberührter Urwald, Lianen, die von kreuz und quer wachsenenden Bäumen hängen, wildes Dickicht und die absolute Nähe zum Wasser, fernab jeglicher Zivilisation. "Auf zum Dschungelpfad", heißt es dann.

Hie und da findet man noch kurze Warnungen, dass es dort nicht ganz ungefährlich sei. Wegen des Gefälles zum Beispiel. Doch solche Hinweise sind schnell vergessen. Mit dem fortschreitenden Tourismus hat nämlich auch Jahr für Jahr die Zahl derer zugenommen, die auf dem immer gefährlicher und zum Teil fast undurchdringlich werdenden Pfad die Freiheit der Natur genießen wollen. Fast zwangsläufig ergibt sich daraus eine Steigerung von Wanderunfällen und medizinischen Notfällen, die auch schon zu einem Todesfall geführt haben.

Immer mehr Wanderer und Radler 

"Früher waren das nicht so viele Leute, die Richtung Dschungelpfad gewandert sind", meint ein Angler, der schon seit Jahren an den Mainauen seine Angel auslegt. "Doch jetzt sind es richtige Wandergruppen, die an mir vorbei pilgern, inklusive Radfahrer." Von Jahr zu Jahr haben sich auch die Verantwortlichen der Rettungseinheiten wie BRK, Wasserwacht, Feuerwehr und zum Teil das THW auf die Situation eingestellt.

Steil und glatt ist der Dschungelpfad an einigen Wegstücken.
Foto: Hanns Strecker | Steil und glatt ist der Dschungelpfad an einigen Wegstücken.

Ein Notarzt erinnert sich an einen Fall aus dem Jahr 2013, als ein Wanderer beim Abstieg vom Untereisenheimer Bahnhof im Steilhang stürzte und sich schwer verletzte. Er wurde von der Feuerwehr in einer Schleiftrage bis zum Uferbreich des Mains abgeseilt und dann einen Kilometer weit zum Rettungswagen getragen. Da diese Rettungsart jedoch langwierig und gefährlich für die Helfer war, hat man vor wenigen Jahren zum Bergen eines Verletzten ein Wasserrettungsboot eingesetzt, das den Patienten direkt am schwer zugänglichen Uferbreich aufnahm und an die gegenüberliegende Mainseite transportierte, wo dann ein Rettungswagen wartete.

Das hat so gut geklappt, dass die Verantwortlichen diese Einsatztaktik ausfeilten und in einem eigenen Alarm- und Einsatzplan festlegten. Wird heute ein Notfall vom Dschungelpfad gemeldet, ruft die Rettungsleitstelle diesen Alarmplan auf, der laut BRK-Chef Felix Wallström „mit einem hohen Personal- und Zeitaufwand verbunden ist.“ Dieses komplexe Vorgehen sei aber hinreichend bekannt und trainiert. Man ist also vonseiten der Rettungskräfte vorbereitet und kann solche Einsätze abwickeln.

Rettungskräfte haben besondern Alarmplan

Ähnlich sieht es der Pressesprecher der Volkacher Feuerwehr, Moritz Hornung: "Die gute Ausbildung und die Erfahrung macht´s." Im Jahr kommt es im Schnitt zu zwei Einsätzen am Dschungelpfad, die stets nach diesem Schema ablaufen: Die Leitstelle alarmiert nach einem Notruf die Wasserwacht und den Landrettungsdienst, die vor Ort eine gemeinsame Einsatzleitung aufbauen. Zur Unterstützung wird die Feuerwehr gerufen. Jeweils eine Einheit begibt sich von beiden Seiten her zu Fuß auf den Dschungelpfad, um möglichst schnell die oft nur ungenau angegebene Unglücksstelle zu finden. Von der Wasserseite aus suchen parallel Rettungsboote nach Verunglückten.

Ein Boot der Feuerwehr bereitet mit der Besatzung auf die Bergung eines Verletzten vor.
Foto: Hanns Strecker | Ein Boot der Feuerwehr bereitet mit der Besatzung auf die Bergung eines Verletzten vor.

Ist der Patient gefunden, werden Sanitätspersonal und Notarzt zum Dschungelpfad übergesetzt, um dann den Patienten per Boot auf das freiliegende Ufer vor dem Elgersheimer Hof zu bringen. Von dort aus kann der Patient mit einem Sanitätsfahrzeug oder mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. Die Leiterin der Wasserwacht, Sylvia Voit, betont, dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Dienste reibungslos klappt.

Auf der gegenüberliegenden Mainseite wartet der Rettungshubschrauber.
Foto: Hanns Strecker | Auf der gegenüberliegenden Mainseite wartet der Rettungshubschrauber.

Einig sind sich alle Beteiligten, dass eine Sperrung des Dschungelpfades nicht möglich beziehungsweise erforderlich ist. Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein erklärt dazu, dass der Dschungelpfad wie ein Bergpfad im Hochgebirge zu sehen ist. Auch dort komme es immer wieder zu Unfällen, die eine aufwendige Rettungsaktion nach sich ziehen. Dennoch: „Auch dort kann man ja den Weg nicht absperren.“ Das sieht Simon Vornberger, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt, ebenfalls so.

Dennoch haben die Beteiligten einen Lösungsansatz: Mit Schildern soll vor Ort auf die Gefährlichkeit des Pfades hingewiesen und an die Vernunft appelliert werden, den Pfad nicht sorglos zu betreten. Wichtig wären Sperrschilder für Radfahrer. Des Weiteren müsste, wie schon teilweise geschehen, eine offensive Bewerbung des Pfades aus Prospekten herausgenommen werden.

Reizwort "Dschungelpfad"

Für Edgar Sauer aus Escherndorf ist der Begriff "Dschungelpfad" ein Reizwort. Er ist der zuständige Jagdpächter und war in diesem Gebiet schon von Kindesbeinen an unterwegs. Er benennt die Örtlichkeit als "Trampelpfad entlang des Mainufers unterhalb der Vogelsburg" und betont, dass der Name "Dschungelpfad" keinen Überlieferungscharakter hat, sondern lediglich eine "Tourismusschöpfung" sei.
Die Flurbezeichnung lautet "Leiterberg". Sauers Meinung nach hat das mit der Steilheit des Hanges zu tun, der früher offenbar nur mit Leitern zu begehen war. Ein weiterer Aspekt, der nahezu unbekannt bleibt, ist, dass das gesamte Areal zwischen Astheim und Untereisenheim-Kaltenhausen seit 1993 unter Naturschutz steht. Es wird als das "Naturschutzgebiet Mainhang an der Vogelsburg" bezeichnet.
Laut Naturschutzverordnung gelten dort entsprechende Verhaltensegeln, die aber kaum mehr beachtet werden. Auch Edgar Sauer hält eine Sperrung des Areals für nicht durchführbar. Was seiner Meinung wichtig wäre, sind aufklärende Hinweisschilder und eine informative Beschilderung. Sein Fazit: "Es muss gelingen, die wenigen natürlichen Refugien in unserer Heimat heute und für die Zukunft zu erhalten."
Quelle: Edgar Sauer, Jagdausübungsberechtigter
 
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  • J. B.
    Wir sind selbst vor zwei Wochen auf diesem wunderschönen Pfad gewandert. Ihn generell zu sperren, wäre völlig unangemessen - der Vergleich mit Wanderpfaden im Gebirge ist insofern passend. Auch in der Rhön kann man von Basaltfelsen fallen oder in einen Bergbach stürzen. Man kann und sollte nicht jedes Verletzungsrisiko ausschließen. Ich finde es jedoch richtig, auf die besondere Schwierigkeit beim Begehen des Pfades hinzuweisen und ihn für Radfahrer zu sperren, denn für diese ist er wirklich ungeeignet, es sei denn es handelt sich um sportliche und erfahrene Mountainbiker. Die Argumentation, Wanderer müssten nach einem Unfall selbst für die Bergungskosten aufkommen, ist nicht schlüssig. Denn auch andere Menschen, die Freizeittätigkeiten mit einem gewissen Risiko ausüben, werden im Unfallfall "auf Kosten der Allgemeinheit" geborgen und medizinisch versorgt - Motorradfahrer, Mountainbiker, Radfahrer, Skateboard- und Inlineskatesfahrer, Skifahrer, Paddler, Schwimmer usw.
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    Es ist lt. Bürgermeister & Landratsamt nicht möglich bzw nicht erforderlich den Pfad zu sperren. Die Finanzierung eines evtl. nötigen Rettungseinsatzes durch Ersatz von Lohnzahlungen an Arbeitgeber, bzw. auch die vorherige und ständige Finanzierung von Ausbildung bzw. Ausrüstung wird jedoch immer durch die Allgemeinheit, dh. jeden Bürger erbracht. THW, Wasserwacht, BRK, Feuerwehr etc. Da kommen schnell größere Summen für einen Einsatz zusammen. Es ist sicherlich ehrenswert und nötig, daß unsere ehrenamtlichen Helfer Verunglückte dort retten & bergen. Es kann jedoch nicht sein, daß diese Einsätze auf Kosten aller Bewohner finanziert werden. Vielleicht ist es auch möglich, entspr. Hinweis - Schilder an den Zugängen aufzustellen, auf denen auf die „besondere Gefahren beim Begehen“ hingewiesen wird, bzw. mit der Ergänzung, daß bei eigenmächtiger Begehung und danach nötigen Rettungseinsätzen jeder „Verunfallte“ für die entstandenen Kosten aufkommen muss und dafür haftbar gemacht wird.
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